Berlin. Am Mittwochabend diskutierte Markus Lanz im ZDF-Talk mit seinen Gästen über die neuesten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz.

Die neusten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz zeigen: Der Lockdown bleibt für alle eine Geduldsprobe. „Wie geht‘s eigentlich weiter mit unserem Leben?“, fragte Moderator Markus Lanz seine Gäste im ZDF-Talk vergangenen Mittwochabend. Insbesondere das Thema Perspektiven der Coronapolitik stand im Mittelpunkt der Debatte.

Die Fallzahlen sinken, der Inzidenzwert schrumpft, doch die zunehmende Verbreitung der Virusmutationen bereiten nicht nur der Forschung, sondern auch Politik erhebliche Sorgen. Daher gilt ein neuer Schwellenwert für Lockerungen: 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Peter Tschentscher (SPD): Erster Hamburger Bürgermeister
  • Eva Quadbeck: Journalistin
  • Dr. Svenja Flaßpöhler: Philosophin
  • Prof. Helga Rübsamen-Schaeff: Virologin

Lanz zu Corona-Beschlüssen: Ist 35 das neue 50?

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher verteidigte die Entscheidung am Mittwochabend. „Jetzt kommt ein neuer Unsicherheitsfaktor dazu, das sind die Virusmutationen und die Frage wie sie sich auswirken. Und weil wir einen neuen Unsicherheitsfaktor haben, brauchen wir auch mehr Sicherheit“, sagte der SPD-Politiker.

Demnach müsse nach wie vor die Infektionsdynamik weiterhin stark gesenkt werden, bevor über Öffnungskonzepte gesprochen werden könne. Besonders kritisch reagierte die Philosophin Svenja Flaßpöhler auf die Aussage. Während Forscherinnen und Forscher eindeutig vor den Mutationen warnen, sei laut Flaßpöhler die Datenlage nicht ausreichend, um diese Entscheidungen zu vertreten.

Die Philosophin argumentierte, es handle sich um das Erschaffen eines Worst-Case-Szenarios. „Ich glaube, ich würde einfach nur davor warnen, sich so, gerade fetischistisch auf diese Zahlen zu fokussieren, auf diese Inzidenzwerte, ich kann diese Zahlen eigentlich kaum mehr hören“, sagte Flaßpöhler.

Philosophin bei „Lanz“: „Das ist Zahlen-Fetischismus“

„Wir fahren im Nebel und dann muss man vom Gas gehen, eher auf die Bremse treten“, akzentuierte Peter Tschentscher. Die Regierung könne nicht eine erneute Überlastung des Gesundheitssystems riskieren und müsse vorbeugen, dass bei den Corona-Maßnahmen eine Art Jojo-Effekt entstehe.

„Bei 35 machen sie auf?“, hakte Moderator Markus Lanz in Bezug auf Besucher aus anderen angrenzenden Bundesländern nach, die den Inzidenzwert überschreiten.

Für Peter Tschentscher steht fest: Es bleibt hierbei bei der Hotspot-Strategie. Wenn ein Hotspot entstehe, müsse man die Mobilität und Öffnung verhindern, um die Virusverbreitung zu unterbinden. „Wir können nicht genau bei 35 jetzt öffnen, es ist leider so kompliziert“, sagte Tschentscher. „Ich finde es ja fast schon lustig Ihnen zuzuhören, das ist wirklich Zahlen-Fetischismus“, kommentierte Svenja Flaßpöhler darauf.

Virologin Helga Rübsamen-Schaeff dagegen befürwortete die Verlängerung. „Man muss da auf die Tatsachen gucken, das britische Virus hat sich schnell ausgebreitet“, sagte die Virologin. Die Forschung sei bereits dabei, die nächste Generation eines Impfstoffs zu entwickeln, der auch wirksam gegen die Virusmutationen ist. Dieser Prozesse könne zwischen sechs Wochen und mehreren Monaten dauern.

Journalistin Eva Quadbeck kritisiert mangelnde Experimentierfreudigkeit

Die Journalistin Eva Quadbeck betonte, dass aus dem Beschlusspapier keine einheitliche Strategie hervorgehe und ein Mangel an Fehleranalysen herrsche. Demnach seien Möglichkeiten wie Studien über die Kontaktnachverfolgung oder die Digitalisierung der Schulen und des Personals schlichtweg versäumt worden. Lesen Sie hier: Corona-Gipfel - Wie Schulen und Kitas jetzt öffnen sollen

„Das ist das, was wirklich dann an Pragmatismus und an Experimentierfreudigkeit in so einer Krise einfach fehlt. Da ist für die Wirtschaft die Bazooka ausgepackt worden und für die Schulen Platzpatronen“, so Quadbeck.

Der SPD-Politiker Peter Tschentscher reagierte zwar mit Verständnis, verwies allerdings auch auf die geringere Anzahl an Testmöglichkeiten und Masken. Tschentscher plädierte außerdem für die schnellere Zulassung der Corona-Selbsttests, die als Gurgeltest durchgeführt werden können.

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen