Berlin. Bei “Lanz“ sprach sich Markus Söder am Mittwochabend dafür aus, Ungeimpften künftig keine kostenlosen Corona-Tests mehr anzubieten.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder konnte sich in der Pandemie einen Ruf als Corona-Manager erarbeiten. Doch aktuell stockt die Impfkampagne und die Corona-Fallzahlen steigen bundesweit. Deshalb sprach sich der CSU-Politiker zuletzt für neue Regelungen und mehr Rechte für Geimpfte und Genesene aus. Im ZDF-Talk "Markus Lanz" stand Söder am Mittwochabend Rede und Antwort.

Deutlich wurde dabei vor allem, dass sich Söder und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) in der Corona-Politik und im Wahlkampf nicht immer einig sind. Als weiteren Themenschwerpunkt des ZDF-Talks diskutierte Markus Lanz mit seinen Gästen die Zukunft des E-Autos und den Stand einer möglichen CO2-neutralen Autoproduktion.

"Markus Lanz"– Das waren die Gäste

  • Markus Söder (CSU), Politiker
  • Herbert Diess, Volkswagen-Manager
  • Lamia Messari-Becker, Bauingenieurin
  • Frank Schätzing, Autor

Corona-Pandemie: Bald keine kostenlosen Tests mehr für Ungeimpfte?

Die kostenlosen Corona-Bürgertests könnten bald der Vergangenheit angehören, das jedenfalls forderte Söder. Sein Vorschlag: Während Geimpfte und Genesene weiterhin auf kostenlose Tests setzten könnten, sollten Ungeimpfte und Impfunwillige bald in die eigenen Taschen greifen müssen. Auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hatte sich zuletzt gegen dauerhaft kostenlose Tests ausgesprochen.

Söder sagte: "Jeder muss Verantwortung übernehmen und das bedeutet zum Beispiel ein höheres Kostenaufkommen durch eigene Tests." Eine solche Änderung sei für ihn keine "Impfpflicht durch die Hintertür". Auch der Besuch von Diskotheken, Clubs und der Nachtgastronomie könnte künftig von einer vollständigen Impfung abhängig gemacht werden, erklärte der CSU-Politiker.

Auf die Frage, ab wann es keine kostenlosen Bürgertests für Ungeimpfte mehr geben solle, antwortete Söder: "Ab Oktober auf jeden Fall. Die Frage ist, ob bis dahin alle ein Impfangebot bekommen konnten." An dieser Stelle konfrontierte Moderator Markus Lanz den CSU-Politiker clever mit dem Standpunkt von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet, der sich bislang gegen eine finanzielle Benachteiligung Ungeimpfter ausgesprochen hatte.

Bundestagswahlkampf: Söders nächster Seitenhieb auf Laschet?

Es ist nicht das erste Mal, dass Laschet und Söder in der Corona-Politik und im Bundestagswahlkampf mit unterschiedlichen Positionen auffallen. Brisant: Erst kürzlich hatte Markus Söder die Schwesterpartei CDU vor einem "Wahlkampf im Schlafwagen" und "Zufallsmehrheiten" gegen die Union gewarnt.

Für den gut aufgelegten Moderator Markus Lanz eine perfekte Vorlage: Ob Armin Laschet einen "Wahlkampf im Schlafwagen" mache, wollte er vom CSU-Politiker wissen. "Wir sind ein Team. Es ist ein Appell an uns alle, noch ein Stück besser zu werden", stellte Söder klar. SPD und Grüne würden jede Chance nutzen, um mit einer Ampel eine Mehrheit gegen die Union zu bilden.

Und doch: Markus Söder konnte sich eine kleine Stichelei gegen die CDU nicht verkneifen. Auf das Wahlprogramm der Schwesterpartei angesprochen, erklärte er: "Ich hätte mir an einigen Stellen noch mehr vorstellen können." Das sah Schriftsteller Frank Schätzing ähnlich, er kritisierte den Kanzlerkandidaten der Union deutlich: "Armin Laschet ist ein freundlicher und zugewandter Mann, aber ich erkenne kein Profil. Ich sehe einen Schlingerkurs."

Klimawandel: Ist eine CO2-neutrale Autoproduktion in Sicht?

Doch angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel sei ein solcher Kurs ein Problem. Beispiel Automobil: Jeden Verbrenner durch ein Elektroauto ersetzen? Während sich VW-Chef Herbert Diess genau dafür aussprach, sah Schätzing darin eine "Schwachsinnsidee". Er sagte: "Wir müssen weiter denken", sprach sich für einen Technologiemix und Car-Sharing aus.

Diess erklärte: "Wir werden nicht weniger Autos brauchen, sie werden eine noch größere Rolle spielen." Lamia Messari-Becker, Bauingenieurin und Expertin für nachhaltige Stadtsanierungen, stimmte Diess zwar grundsätzlich zu, brachte aber auch einen weiteren spannenden Punkt in die Diskussion ein. Sie sagte: "Es ist wichtig, dass wir die Mobilität wirklich CO2-neutral bekommen – dabei habe ich meine Sorgen."

Lanz hakte bei VW-Chef Diess nach und wollte wissen, ob Autokonzerne durch den Kauf von CO2-Zertifikaten Modelle als "CO2-neutral" vermarkten können. Der VW-Chef erklärte, dass Emissionen tatsächlich über den Kauf von Zertifikaten ausgeglichen würden. Lanz stellte fest: "Ein atemberaubendes System."

"Markus Lanz" – So liefen die vergangenen Sendungen