Berlin. Das Reality-TV-Format verspricht einen Einblick in das Leben von Empfängern von Hartz-IV-Hilfe. Wir stellen die RTL-II-Serie vor.

Bittere Armut, Krankheit, familiäre Probleme, aber auch Zusammenhalt und Hoffnung: In der Reality-TV-Reihe "Hartz und herzlich" dokumentiert RTL II das Leben der Ärmsten. Im Fokus stehen Empfängerinnen und Empfänger von Hartz IV, deren Alltag von dem Sender über einen längeren Zeitraum begleitet wird.

Zuerst ausgestrahlt wurde "Hartz und herzlich" Anfang 2016. Mittlerweile gibt es acht Staffeln der von der Ufa Show & Factual produzierten Sendung, die sich nach wie vor großer Beliebtheit bei den Zuschauerinnen und Zuschauern erfreut - aber auch immer wieder für heftige Kritik sorgt.

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"Hartz und herzlich": Darum geht es in der Sendung

In dem Format begleitet ein Kamerateam eine kleine Auswahl von Bewohnerinnen und Bewohnern bestimmter Stadtviertel in mehreren deutschen Städten - nach Angaben der Produktionsfirma "monatelang Tag für Tag". RTL II bezeichnet die Sendung als eine "aufwändige Sozialdokumentation".

Der Sender listet auf seiner Webseite verschiedene Personen auf, die bereits im Fokus der Sendung standen:

  • Die Hartz-IV-Empfänger Petra und Markus leben mit Tochter und Hund in einer Wohnung
  • Beate ist Mutter von drei Kindern, hat aber trotz Jobcenter-Unterstützung nie ausreichend Geld zur Verfügung
  • Der alleinerziehende Vater Uwe arbeitet rund um die Uhr, um seiner siebenjährigen Tochter ein schönes Leben zu ermöglichen
  • Die lungenkranke Dagmar ist mit 63 Jahren Mutter von acht Kindern, Großmutter von 27 Enkeln und sogar bereits Urgroßmutter

Wo wird "Hartz und herzlich" gedreht?

Die Sozialreportage wird an verschiedenen sozialen Brennpunkten in Deutschland gedreht. Die Produktionsfirma und RTL II nennen die folgenden Drehorte:

  • Bitterfeld-Wolfen: Plattenbauten
  • Duisburg: Eisenbahnsiedlung
  • Mannheim: Benz-Baracken
  • Rostock: Blockmacherring
  • Salzgitter-Lebensstedt
  • Pirmasens: Winzler Viertel
  • Niedergörsdorf: Altes Lager
  • Bergheim
  • Frankfurt/Oder
  • Krefeld
  • Köln: Bickendorf

"Hartz und herzlich": Was ist die Kritik?

Die Machart der RTL-II-Sendung löst immer wieder heftige Kritik aus. So veröffentlichte die Otto-Brenner-Stiftung, eine Einrichtung der IG Metall, im April 2020 ein Papier mit dem Titel "Armutszeugnis: Wie das Fernsehen die Unterschichten forführt". Darin widmet sich ein gesamtes Kapitel den "Sozialreportagen" von RTL II. Auch "Hartz und herzlich" wird ausführlich besprochen.

Durch Kameraflüge über Hochhaussiedlungen und darauffolgende Kommentare einzelner Bewohnerinnen und Bewohner werde suggeriert, "dass die Gezeigten das Viertel repräsentieren", heißt es in dem Papier. Dass es sich dabei nicht bloß um eine These handelt, beweist ein offener Brief, den 2016 Anwohnerinnen und Anwohner der der Duisburger Eisenbahnsiedlung an RTL II richteten. Sie sahen ihr in ihren Augen falsch dargestelltes Viertel für "Quotenzwecke instrumentalisiert", wie die WAZ berichtete.

Zudem kritisiert das Papier der Otto-Brenner-Stimmung die "sanft gesprochenen" Kommentare aus dem Off: Beschreibungen, "die auf den ersten Blick neutral oder freundlich klingen, haben es in sich", heißt es in der Publikation. Es fielen etwa Sätze wie "Simone und Saskia leben vom Staat", der Alltag eines Paares werde mit "Aufstehen, Rumsitzen, Nixtun" beschrieben, und zur Besitzerin einer trächtigen Bulldoge werde gesagt, dass "sich die achtfache Mutter mit Schwangerschaften auskennt". Dahinter sieht das Papier "knallharte, hinterhältige Häme".

Sendetermine: Wann wird "Hartz und herzlich" ausgestrahlt?

"Hartz und herzlich" läuft von Montag bis Freitag um 15.55 auf RTL II. Aktuell werden Wiederholungen ausgestrahlt. Sendetermine für eine neue Staffel stehen noch nicht fest.

(raer)

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