Berlin. Wegen der Aktion #allesdichtmachen steht der Schauspieler in der Kritik. Im „Tatort“ muss auch Professor Boerne um seinen Ruf fürchten.

Jan Josef Liefers muss sich rechtfertigen, kommt in Erklärungsnot und ringt förmlich um Fassung. „Haben Sie gehört, was die Kollegen so über mich sagen? Ich bin ein Hochstapler, ein Angeber, ein eitler, selbstgefälliger, arroganter Fatzke.“ Nein, hier ist nicht von der unsäglichen, satirisch gedachten, aber missglückten und zynischen Aktion #allesdichtmachen die Rede, bei der 52 Schauspieler, darunter auffallend viele „Tatort“-Kommissare, sich gegen die Corona-Politik der Bundesregierung wandten. Eine Aktion, die einen Shitstorm ausgelöst hat, zu der Liefers aber, im Gegensatz zu vielen Teilnehmern, die sich davon wieder distanziert haben, nach wie vor steht.

Aber der Zufall, vielleicht auch eine sehr ironische Fügung will’s, dass so kurz danach ein neuer Fall aus Münster mit Liefers ansteht. Werden wir diese Schauspieler je wieder unbefangen ansehen können? Dieser Satz war nach der Aktion oft zu lesen in den sozialen Medien. Die Antwort könnte nun die Folge „Rhythm and Love“ liefern. Die Münsteraner Ermittler Liefers und Axel Prahl sind sonst die Quoten-Könige der Reihe. Sollte das diesmal anders sein, spräche das Bände.

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„Tatort“: Liefers’ Pathologe Boerne fürchtet um seinen Ruf

Aber vermutlich will man die Folge gerade deshalb sehen. Und da ist es schon bemerkenswert, dass auch Liefers’ Pathologe Boerne um seinen guten Ruf fürchten muss. Er soll von einer anderen Koryphäe seines Fachs abgeschrieben haben, muss deshalb vor einen Untersuchungsausschuss. Und der sonst so überhebliche Professor ist kleinlaut wie nie.

Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, l) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, r) mit zwei Alpakas in einer Szene aus
Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, l) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, r) mit zwei Alpakas in einer Szene aus "Tatort: Rhythm and Love". © Martin Valentin Menke/WDR/dpa

Dabei dreht sich die Folge mal nicht hauptsächlich um ihn oder Prahls Kommissar Thiel. Sondern um Boernes Assistentin Haller (Christine Urspruch), wegen ihrer Größe gern auch Alberich genannt. Die hat einen folgenschweren Fehler begangen: Wegen chronischer Übermüdung, an der ihr Chef nicht ganz unschuldig ist, hat sie ausgerechnet das Haar fallen lassen, das Boerne bei einer Leiche gefunden hat, das aber nicht dem Toten gehört.

Boerne muss sich mit Pressesprecher auseinander setzen

Buchstäblich um ein Haar also hätte die DNA den Mörder überführt, das Haar liegt nun aber am Boden. Und da liegt auch noch ein anderes. Haller traut sich nicht, den Patzer zuzugeben. Und redet sich heraus, so eine DNA-Probe sei ja auch nicht immer der endgültige Beweis – was jeder Zuschauerlaie besser weiß. Sie hofft einfach, dass der Mörder auch so gefunden wird, könnte aber schuld sein, dass ihretwegen der Täter davonkommt.

Der Tote, ein Verfechter der freien Liebe, gab in einer Kommune Workshops für Tantra, bewusstes Mannsein und Ekstasetrommeln und hatte gleich mehrere Liebesbeziehungen zu Frauen und Männern. Das schraubt die Zahl der Verdächtigen in die Höhe. Bald ermittelt Thiel in der Kommune und muss sich dort auch mit liebeshungrigen Alpakas plagen. Und auch Boerne taucht hier vor den Verdächtigungen gegen ihn ab und lernt Bongotrommeln zur Beruhigung.

Wie sich herausstellt, war einer der Liebhaber des Toten der Pressesprecher der Polizei. Auch das klingt jetzt wie ausgedacht: In seinem #allesdichtmachen-Video hat sich Liefers vor allem über die vermeintlich gleichgeschalteten Medien lustig gemacht. Und nun geht muss sich sein Boerne mit einem Pressesprecher auseinandersetzen. So viel sei gespoilert: Der Professor wird im Lauf der Folge rehabilitiert. Ob Liefers seine Dichtmacher-Aktion schadlos überstehen wird, ist dagegen noch nicht ausgemacht.

„Tatort: Rhythm and Love“. ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

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