Berlin. Die Spitzenkandidaten von Grünen und Union stehen fest. Doch die Gäste bei „Lanz“ hatten eine spezielle Meinung zu Annalena Baerbock.

  • Auch an der Nominierung der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock kam Markus Lanz am Dienstag nicht vorbei
  • Aber auch der Streit um die Machtfrage in der Union wurde zum Thema
  • Die Gäste von "Markus Lanz" kritisierten deutlich - und gingen auf Baerbocks angeblichen wunden Punkt ein

Es sind die beiden großen Neuigkeiten der vergangenen Tage: Annalena Baerbock wird für die Grünen als Kanzlerkandidatin in den Bundeswahlkampf ziehen und in der Union hat sich Armin Laschet im Streit um die Kanzlerkandidatur von CDU/CSU gegen Markus Söder durchgesetzt.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Manuela Schwesig, SPD-Politikerin
  • Cem Özdemir, Grünen-Politiker
  • Kai Wegner, CDU-Politiker Landesverband Berlin
  • Kristina Dunz, Journalistin, Redaktionsnetzwerk Deutschland
  • Wolfram Weimer, Publizist

Ähnlich heiß wie die Unions-Spitzen haben bei "Markus Lanz" auch Moderator und Gäste zu diesen Themen diskutiert. Der offene Streit in CDU und CSU, zwischen Laschet und Söder, hat auch auf die Debatte in der ZDF-Talkshow abgefärbt. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig gab sich keine Mühe, ihre Kritik am Streit in der Union zu verstecken.

Schwesig kritisiert Machtkampf in Union

Vor allem am Zeitpunkt des Machtkampfes störte sie sich. "Ich finde das unglaublich", urteilte die SPD-Politikerin. In der größten Krise der Nachkriegszeit müsse die Pandemiebekämpfung im Vordergrund stehen.

Dabei hätten die beiden Kontrahenten schon vor Monaten ihr Duell entfacht. Der eine habe die Möbelhäuser, der andere die Baumärkte offengelassen und damit politischen Öffnungsdruck für alle anderen Ministerpräsidenten erzeugt.

Dem Berliner CDU-Landesvorsitzenden Kai Wegner rückte Moderator Markus Lanz mit der Frage auf die Pelle, ob er sich wohl über den Sieg Armin Laschets freue. Wegner hatte sich nämlich am Abend zuvor noch wie andere Parteimitglieder für den bayerischen Ministerpräsidenten Söder ausgesprochen.

Auch interessant: "Hart aber fair": Seitenhiebe gegen Söder und Laschet

Schwerer Auftrag für Laschet

"Ich bin natürlich ein Stück weit enttäuscht, weil ich einen anderen Favoriten hatte", sagte Wegner. Söder habe eben die Gabe zu begeistern, Laschet dagegen die Gabe, auf Menschen zuzugehen und sie wieder zusammenzuführen. Dennoch stehe er nun hinter Laschet als Kanzlerkandidat. Wegner forderte, Laschet müsse die Union nun zusammenführen.

Das hielt die Journalistin Kristina Dunz denn auch für bitter nötig. Die Parteichefs hätten der Union in den letzten Wochen "schwere Verletzungen" zugefügt. "Wirklich weit unter der Gürtellinie von beiden Seiten", sagte die Hauptstadtredakteurin vom "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

Publizist: "Ein Stück gelebte Demokratie"

Publizist Wolfram Weimer nahm das öffentlich ausgetragene Duell der beiden Spitzen von CDU und CSU dagegen als "faszinierend" wahr, als "ein Stück gelebte Demokratie". Der Machtkampf könne Armin Laschet gar den Weg ins Kanzleramt ebnen. Der CDU-Parteivorsitzende habe damit bewiesen, dass er nicht nur ein Umarmer, ein Brückenbauer sei, sondern auch Durchsetzungsstärke habe. "Wer alle besiegt, ist kanzlertauglich", sagte Weimer in der ZDF-Sendung.

Kanzlertauglich? Da war doch noch eine, die gerade ihren Hut für das Amt in den Ring geworfen hat - Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Gegen die 40-Jährige hatte Manuela Schwesig auch noch eine Spitze parat. Die Wahl, so Schwesig, entscheide sich nicht jetzt, denn jetzt hätten die Leute andere Sorgen.

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Möglicherweise ein Seitenhieb auf den jüngsten Deutschlandtrend, der die Grünen am Dienstagabend bei einem neuen Rekordhoch sah - weit vor der CDU. Die Wahl entscheide sich im September – und dann gehe es um die beste Regierungserfahrung und Kompetenz, sagte Schwesig. Lesen Sie hier: Mit wem es die Grünen ins Kanzleramt schaffen können

Baerbocks vermeintlich wunder Punkt

Mit diesem Hinweis verwies die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern auf einen vermeintlich wunden Punkt Baerbocks: ihre fehlende Regierungserfahrung. Zumindest bei Publizist Wolfram Weimer traf dieser Vorwurf ins Schwarze. Er verglich eine Kanzlerschaft Baerbocks mit "Autofahren ohne Führerschein". Außerdem sei die Tatsache, dass Annalena Baerbock eine Frau unter ausschließlich männlichen Kandidaten ist, ein "objektiver Vorteil" für sie.

Parteichefin, Abgeordnete, Mutter - Annalena Baerbock im Porträt

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    Ist Annalena Baerbock also nur Kandidatin geworden, weil sie eine Frau ist – und müssen Frauen sich nun automatisch hinter die Chefin der Partei Bündnis '90/Die Grünen stellen? Journalistin Kristina Dunz fuhr bei dieser Frage des Moderators aus der Haut: "Diese Diskussion gäbe es bei einem Mann überhaupt nicht", stellte sie fest. Mehr zum Thema: Kanzlerkandidatin: So lief Baerbocks Interview bei ProSieben

    Dunz machte klar: "Ich finde es überflüssig, überhaupt darüber zu debattieren, ob Frau Baerbock in diesem Fall eine Frau ist oder nicht. Die steht da, weil sie in der Partei Karriere gemacht hat."

    Ob sie nun die bessere Kanzlerin wäre oder nicht – mit ihrer Wahl zur Kanzlerkandidatin jedoch, so viel steht fest, hat Annalena Baerbock einen weit besseren Eindruck hinterlassen als ihre männlichen Kollegen.

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