Berlin. Markus Lanz diskutierte in seiner ZDF-Talkshow, wie es zum „brutalen Machtkampf“ zwischen Markus Söder und Armin Laschet gekommen ist.

Einen solchen „Gladiatorenkampf“ wie bei der Fraktionssitzung der Union am Dienstag hatte der „alte Hase“ Peter Ramsauer während seiner ganzen achtjährigen Amtszeit als CSU-Vize nicht erlebt, bestätigte er bei „Markus Lanz“. Obwohl er auch da schon viele schwierige Personaldiskussionen begleiten musste.

Trotzdem befand er, zugeschaltet aus Berlin, dass Markus Söder und sein Generalsekretär Markus Blume für ihr Verhalten nicht zu kritisieren waren: „Es war die CDU, die als Partei das Scheunentor weit öffnete“, schoss er stattdessen gegen die Abgeordneten der großen Schwesterpartei. Erst durch deren uneinheitlichen Auftritt, hätte Markus Söder seine Chance gewittert, doch noch als Kanzlerkandidat aufgestellt zu werden.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Peter Ramsauer (CSU), Bundestagsabgeordneter
  • Katja Leikert (CDU), Bundestagsabgeordnete
  • Markus Feldenkichen, Journalist
  • Sahra Wagenknecht (Linke), Bundestagabgeordnete
  • Stefan Kluge, Mediziner

„Eine Situation, wie beim 11-Meter-Schießen ohne Torwart“, fasste Peter Ramsauer zusammen, nicht ohne Spott. So eine Chance hätte sich wohl niemand entgehen lassen. „Wunderbar“, kommentierte Markus Lanz, gleich süffisant, „eigentlich haben sie sich geopfert“.

So unterhaltsam der Auftritt von Peter Ramsauer auch war, so ernst war die Situation. Tatsächlich erschien Markus Lanz in seinem Hamburger Studio fast schockiert über den „brutalen Machtkampf“ um die K-Frage, den sich die Union Mitten in der Pandemie leistete.

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Und so versuchte der Moderator am Donnerstag mit vier weiteren Studio-Gästen vor allem die Vorgänge zu rekonstruieren, die dazu geführt hatten, dass sich Dutzende CDU-Abgeordnete gegen ihren eigenen, frisch gewählten Vorsitzenden stellten. Am Sonntag hatte Armin Laschet offenbar noch nicht einmal gewusst, dass er zwei Tage später vor die Fraktion treten musste, weil dort sein „Freund“ Markus Söder die Machtfrage stellen wollte.

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Wissen wollte Markus Lanz auch, welche Rolle dabei die verdächtig stille Kanzlerin spielte. Wartete sie etwa darauf – wie Peter Ramsauer schon wieder „mit leichtem Augenzwinkern“ unterstellte – nochmals gerufen zu werden? Sozusagen als salomonische Lösung?

Soweit ging die Klärung der Ereignisse, von Markus Lanz selbstbewusst vorangetrieben, dann aber doch nicht. Die anregende Talk-Runde ließ sich nicht auf Spekulationen ein, wer hinter dem „unnötigen Schauspiel“ (Ramsauer) als Drahtzieher steckten mochte.

„Lanz“: K-Frage spaltet die Union

Dr. Katja Leikert, aktuell stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, versuchte sowieso erst noch, mit „Stehsätzen“ (Lanz) wie „eindrucksvolle Fraktionssitzung“, „intensive Diskussion“, „zwei starke Kandidaten“, von den unerbittlichen Nachfragen abzulenken.

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Bis auch sie endlich klare Worte fand, für das, was sie am Dienstag bei der Fraktionssitzung aus nächster Nähe erlebt hatte: Dass die 245 CDU-Abgeordnete unterschiedlicher Meinung waren, sei vollkommen legitim, befand sie. Auch dass Ralph Brinkhaus als Vorsitzender die beiden konkurrierenden Parteichefs zur regulären Sitzung eingeladen hatte, sei gute Gepflogenheit.

Nur der Politikstil eben nicht: Schließlich hatten sich – entsprechend den verfassungsmäßigen Nominierungsregeln – sowohl CDU-Präsidium wie auch der Bundesvorstand zuvor für Armin Laschet ausgesprochen. Damit sei er als kommender Kanzlerkandidat gesetzt, befand sie und warnte: „Wenn wir anfangen, die Spielregeln zu ändern, während wir noch auf dem Spielfeld stehen, entsteht eine Situation, die jegliche Legitimation übermorgen über den Haufen werfen kann.“

Moderne Demokratie gegen geschnarchte Regeln

Genau das aber versuche Markus Söder, schaltete sich Markus Feldenkirchen in die Diskussion ein: Indem der CSU-Mann den Begriff „moderne Demokratie“ in diesen Tagen so oft benutze wie kein anderes Wort, unterstellte er, dass die angewandten Regeln „alt und geschnarcht“ wären. „Das offenbart ganz klar ein anderes innerparteiliches Demokratieverständnis“, analysierte der „Spiegel“-Redakteur und nahm gar einen „Hauch von Trumpismus“ wahr.

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„Beschämend“ sei auch der Versuch von Reiner Haseloff (CDU), den zukünftigen Kanzlerkandidaten durch „Beliebtheitswerte“ zu legitimieren statt durch Charaktereignung. Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt hatte am Montag im Präsidium noch für Laschet gestimmt, nun sprach er sich öffentlich für Söder aus. „Das ist schiere Panik vor der AfD“, erläuterte Feldenkirchen. Haseloff wollte für seine Landtagswahl im Juni bloß einen möglichst beliebten Kanzlerkandidaten an seiner Seite.

AfD wirbt mit Sahra Wagenknecht

Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, die selbst schon viele brutale Machtkämpfe in ihrer Partei erlebt hat, sprach dagegen beiden Unions-Kandidaten die Kanzlerfähigkeit ab: „Während dieser Pandemie haben beide gezeigt, dass sie keinen inneren Kompass haben“, bemängelte sie deren wechselhafte Entscheidungen als Ministerpräsidenten.

Ihr neues Buch Ihr neues Buch Die Selbstgerechten“ sei aber keine Abrechnung mit ihrer Partei, beeilte sie sich zu erklären. Streitbar wie immer, kritisierte sie damit vor allem die „Identitätspolitik“, mit der die neuen Linksliberalen die öffentliche Debatte zu bestimmen versuchten: Statt auf „echte“ Existenzprobleme der Menschen einzugehen, würden zunehmend die Probleme von kleinsten, skurrilen Minderheiten thematisiert.

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Wer das zu kritisieren wage, werden gleiche in die „rechte Ecke“ gestellt. Dass sie mit ihrer Aussage zur „Begrenzung der Zuwanderung“ neuerdings auch noch auf einem Wahlplakat der AfD in Sachsen-Anhalt zitiert werde, störte sie umso mehr: „Dagegen gehe ich juristisch vor.“

Markus Lanz: Und dann noch ein bisschen Corona

In der kontroversen Diskussion ging die aktuelle Corona-Lage fast unter. Und mit ihr auch Stefan Kluge: Der Intensivmediziner am UKE in Hamburg appellierte an die Ministerpräsidenten, den Lockdown möglichst sofort zu verschärfen – und nicht erst abzuwarten, bis das neue Infektionsschutzgesetz nächste Woche den Bundestag passiert.

„Die Leute unterschätzen die Ansteckungsgefahr durch die britische Mutation“, begründete er. Und sprach sich klar für Ausgangsbeschränkungen aus, damit die Mobilität weiter reduziert werde. „Private Kontakte sind zurzeit Haupttreiber für die Pandemie.“

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