Berlin. Der Kampf um die Kanzler-Kandidatur dominiert den Talk bei „Maischberger.“ Zwei Unionspolitikerinnen liefern sich einen Schlagabtausch.
Der Showdown um die Kanzlerkandidatur der Union geht weiter – allerdings ohne Markus Söder. Dieser wollte sich bei Sandra Maischberger vergangenen Mittwochabend zur aktuellen Situation äußern, sagte seinen Auftritt allerdings recht kurzfristig ab. „Markus Söder konnte sein Wort leider nicht halten“, sagte Moderatorin Sandra Maischberger zu Beginn ihrer Talkshow am Mittwochabend.
Doch der Schlagabtausch klappte auch ohne den bayerischen Ministerpräsidenten: In einer hitzigen Debatte machten Dorothee Bär (CSU) und Serap Güler (CDU) deutlich, wie angespannt die Lage der Union wirklich ist. Mehr zum Thema im Newsblog zur Kanzlerfrage der Union.
„Maischberger“ – das waren die Gäste
- Serap Güler, CDU: Staatssekretärin für Integration
- Dorothee Bär, CSU: Staatsministerin
- Prof. Dr. Karl Lauterbach, SPD: Gesundheits-Experte
- Dr. Lisa Federle: Ärztin
- Anja Kohl: Journalistin und Börsenexpertin der ARD
- Cerstin Gammelin: Stellvertretende Leiterin des Hauptstadtbüros der "Süddeutschen Zeitung"
- Wolfram Weimer: Verleger des „European“ und Kolumnist
Dorothee Bär bei „Maischberger“: Markus Söder der beliebtere Kandidat
Serap Güler betonte per Videoschalte, dass die Mehrheit der CDU weiterhin Armin Laschet als Kanzlerkandidaten sehe und unterstütze. „Ich bin überrascht, weil ich nach den Worten von Herrn Söder am Sonntag ehrlich gesagt eine etwas andere Haltung erwartet habe“, erklärte Güler.
Unbeeindruckt zeigte sich Dorothee Bär, die immer wieder auf die Popularität Söders verwies. „Wir bekommen wahnsinnig viel Unterstützung aus der Bundestagsfraktion, aus der Bevölkerung, aus der Basis, von unseren Mitgliedern und das kann man nicht ignorieren“, sagte die CSU-Politikerin.
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Laut Bär hätten sich zwei Drittel der Abgeordneten bei der Fraktionssitzung am Dienstag für Markus Söder als Kanzlerkandidat ausgesprochen. „Das kann man doch nicht ignorieren“, betonte Bär erneut.
„Maischberger“: Wie groß ist Söders Kampfgeist?
„Man muss aber zu dem stehen, was man vorher gesagt hat“, konterte Maischberger darauf. Und vorher sagte Markus Söder vor allem eins: Sein Platz sei in Bayern.
Am Sonntag war der bayrische Ministerpräsident noch bereit jede Entscheidung der großen Schwester CDU hinzunehmen, bereits am Montag war der Kampfgeist jedoch so groß, dass ein Verzicht auf die Kandidatur weit wegrückte. CDU-Politikerin Güler kritisierte das Chaos der Fraktionssitzung am Dienstag und bezeichnete diese gerade anbetracht der Pandemie als „unpassend“.
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„Ich habe diese Fraktionssitzung auch mit Stirnrunzeln begleitet. Das war gestern ein sehr wichtiger Tag, und zwar nicht was die Kanzlerfrage betrifft, nicht was personelle Fragen betrifft, sondern vor allem auch was das Infektionsschutzgesetz betrifft“, so Güler.
Dorothee Bär nannte das „Whataboutism“, also ein rhetorisches Ablenkungsmanöver, um von einem unliebsamen Gesprächs- bzw. Diskursgegenstand abzulenken,
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K-Frage bei „Maischberger“: „Der Schaden ist schon groß“
„Ist es Markus Söder eigentlich egal, dass er mit dem, was gerade passiert, einen Parteivorsitzenden Armin Laschet demontiert?“, wollte Maischberger wissen. „Mich interessiert, dass wir es schaffen, nach 16 Jahren Angela Merkel wieder eine Bundestagswahl zu gewinnen“, entgegnete Bär.
Der Schaden sitzt tief, das findet auch Serap Güler. „Ich würde nicht sagen, das Kind ist in den Brunnen gefallen, aber der Schaden ist schon groß“, sagte die Politikerin. Jeder weitere Tag, an dem ein solcher Machtkampf stattfinde, ist ein weiterer Schaden für die Union.
Dorothee Bär hingegen verspüre eine „tiefe innere Ruhe“, was den gemeinsamen Wahlkampf angeht. Dabei sei laut Bär allerdings nicht nur der Inhalt von Bedeutung, sondern auch die vermittelnde Person. Wie schnell kann sich die Union allerdings einigen? Bis Ende der Woche soll eine Entscheidung fallen, die Söder und Laschet im privaten Rahmen ausdiskutieren wollen.
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Serap Güler positionierte sich mit einer klaren Botschaft: „Ich bin der Überzeugung wir werden einen guten Wahlkampf gemeinsam führen, wenn wir uns jetzt schnell einigen, und zwar ohne, dass die kleinere Schwester hier auch meint die größere zu übertrumpfen wollen“.