Berlin. Der Sternekoch Nelson Müller ist wegen seiner Hautfarbe oft Opfer von Rassismus. In einer Talkshow erzählte er von seinen Erfahrungen.

Erfolg und Berühmtheit schützen nicht davor, Opfer von Rassismus zu werden. Das zeigen einmal mehr die Erfahrungen, die der Sternekoch und Soulsänger Nelson Müller in seinem Alltag macht. Am Freitagabend war der Kochprofi zu Gast bei Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo in der Radio Bremen-Talkshow „3nach9“ und sprach dort über die Diskriminierungen, mit denen er seit seiner Kindheit lebt.

Müller, der dunkelhäutig ist, wurde in Ghana geboren und kam bereits im Kleinkindalter nach Deutschland, wo er in einer Pflegefamilie aufwuchs. Der Sternekoch, bekannt aus Shows wie „Küchenschlacht“ und „MasterChef“, erzählte in der Talk-Sendung von den harten rassistischen Erfahrungen, die er immer noch mache, obwohl er heute den meisten Menschen in Deutschland bekannt sei. Laut eigener Aussage spürt Müller Rassismus „ständig am eigenen Leib“.

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Rassismus: Nelson Müller leidet auch im Alltag unter Diskriminierung

Im Interview mit den Moderatoren Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo erzählte Müller, dass er oft gefragt werden: „Warum muss mir ein Afrikaner jetzt das Kochen beibringen? Gibt’s nicht einen deutschen Koch, der uns im Fernsehen das Kochen beibringen kann?“

Doch nicht nur wenn es um seinen beruflichen Erfolg geht, hat Nelson Müller mit Diskriminierung zu kämpfen: Er sei gerade umgezogen und deshalb wäre der Schornsteinfeger vorbeigekommen. „Ich habe ihm aufgemacht, worauf er links und rechts an mir vorbeischaute und fragte, ob jemand da ist“, berichtet der langjährige Sternekoch. Sein Gegenüber hatte wohl nicht glauben können, dass eine schwarze Person der Hausherr ist.

Nelson Müller, Sternekoch und Unternehmer, in der Talkshow
Nelson Müller, Sternekoch und Unternehmer, in der Talkshow "3 nach 9". © Frank Pusch/Radio Bremen | Frank Pusch/Radio Bremen

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Sternekoch Nelson Müller: Privilegien schützen nicht vor Rassismus

Auch als sich Müller neulich mit einem Gärtner unterhielt, sei dieser gefragt worden, ob jetzt die Schwarzen schon weiße Gärtner hätten, schildert der erfolgreiche Unternehmer bei „3 nach 9“. Oft erfährt er auch Rassismus, wenn er reist. Am Flughafen glaubt man ihm laut eigener Aussage schon mal nicht, dass er am Business-Schalter richtig ist. Außerdem werde er auf Reisen besonders kontrolliert, so Müller.

„Ich persönlich bin immer noch erschrocken darüber, wie viele Stereotypen man nach wie vor sieht, wie viel Schubladendenken es immer noch gibt“, fuhr Müller fort. Er wolle darauf aufmerksam machen, dass er dies auch in seiner privilegierten Position ständig erlebe. Da wolle er sich gar nicht ausmalen, was jemand erlebt, der eben nicht so privilegiert sei wie er.

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Nelson Müller: Auch in Deutschland mittlerweile mehr Engagement gegen Rassismus

Nelson Müller sagte in der Sendung, er habe sich mittlerweile trotzdem dafür entschieden, vor allem das Positive zu sehen. Mehr als früher werde auch in Deutschland gegen Rassismus gekämpft, so empfindet er es zumindest. Die rassistischen Erfahrungen, die er seit seiner Kindheit gemacht hat, hätten ihn nur noch mehr angespornt seinen Job besonders gut zu machen: „Ich habe schnell gemerkt, dass ich, indem ich etwas kann und dafür gesellschaftliche Anerkennung empfange, ein Machtgefüge, das mir persönlich wehtut, für mich in Ordnung bringen kann“, so Müller bei „3nach9“.

Sein großer Wunsch sei es, dass in den Medien mehr interessante und auch schöne Sachen aus den afrikanischen Ländern gezeigt werden würden. Diese wären sonst nur als „Problemländer in unseren Köpfen“, so Müller. „Ich finde es großartig, wenn einfach mal von der Motorradgang aus Simbabwe berichtet wird oder über die Fashion-Show im Senegal.“ (bml)

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