Markus Lanz ist tief bewegt von Susanne Herpolds Krankengeschichte. Sie war eine der ersten schwer erkrankten Covid-19-Patientinnen.

  • Zu Gast bei „Markus Lanz“ waren dieses Mal unter anderem Journalist Elmar Theveßen und Politiker Daniel Günther
  • Auch Susanne Herpold war im Studio – sie sprach über ihre schwere Covid-19-Erkrankung
  • Moderator Lanz zeigt sich tief ergriffen von ihrem Schicksal

Das Coronavirus dominiert das Weltgeschehen und damit auch die Talkshowbühnen – so auch die von Markus Lanz. Für Emotionen und „Wahnsinns“-Bekundungen von Gastgeber Lanz sorgte die Geschichte von Susanne Herpold (54) aus Seelze bei Hannover. „RTL“, die „Ostsee Zeitung“ und „Welt“ berichteten unter anderem über die Bürokauffrau: Sie war eine der ersten schwer an Covid-19 Erkrankten in Deutschland.

Nach einem Skiurlaub in Ischgl erkrankte ihre ganze Familie im März an dem Virus. „Ich wollte getestet werden, aber mein Hausarzt sagte mir, dass Ischgl nicht als Krisengebiet zählt“, erzählt Herpold. Das Gesundheitsamt habe ihr dieselbe Auskunft gegeben. Also rief sie nochmals bei ihrem Hausarzt an und setzte ihn unter Druck: Sie wollte einen Test, ansonsten setze sie sich hustend ins Wartezimmer.

Corona-Patientin: 13 Tage künstliches Koma

Das wollte der behandelnde Arzt nicht und testete sie. Einen Tag später das Ergebnis: positiv. Acht Tage habe sie zu Hause gelegen mit trockenem Husten, dann hätten Rettungssanitäter sie in gelben Schutzanzügen abgeholt. Eine Isolationsstation gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Markus Lanz – das waren die Gäste:

  • Bürokauffrau Susanne Herpold
  • Journalist Elmar Theveßen
  • Politiker Daniel Günther
  • Physiker Prof. Dirk Brockmann

Wie sich das anfühlt, wollte Lanz wissen. „Ja, furchtbar.“ Im Krankenhaus habe man ihr eines Nachts um 3 Uhr mitgeteilt, dass man sie ins künstliche Koma versetze. Die Lunge sei kurz davor gewesen, zu kollabieren. Der Versuch, sie nach acht Tagen zu wecken, scheiterte, die Lunge kollabierte. Das bedeutete: noch fünf weitere Tage Koma.

„Wahnsinn“ – Markus Lanz zeigt sich von Corona-Schicksal ergriffen

„Haben Sie wahrgenommen, was Ihre Umwelt gemacht hat?“, wollte Lanz wissen. Der Moderator wirkte ehrlich interessiert und unterstrich seine Anteilnahme mit „Wahnsinn“-Rufen.

Eine Krankenschwester habe für sie gesungen, eine andere ihr die Haare geflochten. Ihre Familie durfte ja wegen des Kontaktverbots nicht ins Krankenhaus. Als Herpold nach 13 Tagen aufwachte, teilte ihr ein Arzt mit, dass man damit nicht gerechnet habe. Acht Kilo Muskelmasse habe sie in dieser Zeit verloren, der erste Erfolg war, selbstständig auf die Toilette gehen zu können.

Herpold tat der Sendung gut, sie sprach sehr direkt, ersparte keine unschönen Details, rang mit den Tränen – einfach authentisch. Nach fünf Wochen Krankenhaus folgte die Reha, in der sie unter anderem im Laufen und Atmen geschult wurde.

Markus Lanz versucht Ministerpräsident Daniel Günther in die Ecke zu treiben

„Wird man dankbarer, demütiger?“, wollte Lanz wissen. „Ich kann nicht sagen, dass ich vorher nicht bewusst gelebt habe“, stellte Herpold klar. Sie ließ sich von Lanz in keine Ecken drängen.

Einen Korb bekam Lanz anschließend auch von Daniel Günther, dem Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins (CDU). Er schwenkte kurz zum CDU-Personalkarussell: Günther sei ja kein Fan von Friedrich Merz (CDU), versuchte Lanz ihn festzulegen. Dazu wollte dieser sich allerdings nicht äußern und rief stattdessen dazu auf, dass sich die CDU mehr mit der Coronakrise als Personalpolitik beschäftigen sollte.

Umfrage: Söder laut ZDF-„Politbarometer“ vor Laschet

Auch auf die Frage, ob Armin Laschet (CDU) oder Markus Söder (CSU) der bessere Krisenmanager sei, legt sich Günther nicht fest. Zumindest eine Antwort mit Blick auf den Parteivorsitz konnte Lanz ihm entlocken: „Ich halte Jens Spahn für ein riesen Talent.“

Physiker warnt vor Begriff „Zweite Welle“

Der dritte Gast des Abends, Physiker Dirk Brockmann, leitet neben seiner Professur an der Humboldt Universität Berlin die Projektgruppe „Epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten“ am Robert Koch-Institut. „Optimismus ist wichtig, aber nur verbunden mit Weitsicht“, warnte der Wissenschaftler am Mittwochabend.

Der Begriff „Zweite Welle“ suggeriere, dass die Infektionen ein zweites Mal genauso verliefen wie beim vergangenen Mal, meinte Brockmann. Aber: Das Verhalten der Menschen habe sich geändert, wodurch sich der Verlauf ebenso verändern werde. Deswegen nehme er Abstand von der Verwendung dieses Ausdrucks.

Statt massenweise zu kontrollieren und zu testen, schloss er sich Christian Drostens Empfehlung der Cluster-Verfolgung an: „Superspreading-Situationen müssen identifiziert werden.“

Trump gegen Biden: Ein Thema zu viel

Die Wiederaufnahme des normalen Unterrichts an Schulen sieht Brockmann kritisch. Er verglich Masken mit Mützen und argumentiert, dass Kinder Veränderungen gegenüber offener seien und auch in Innenräumen Masken tragen sollten.

Ministerpräsident Günther hingegen ist für Lockerungen des Hygieneschutzes. „Man muss optimistisch sein“, rief der Politiker auf.

Lanz moderierte ein angenehm sachliches Gespräch, allerdings gab sich der Moderator selbst an einigen Stellen etwas zu melodramatisch. Lanz’ Jack-Russel-Taktik, seine Gäste für eine gute Überschrift in die Enge zu treiben, funktionierte an diesem Abend nicht.

Als zweites großes Thema hatte das ZDF die US-Präsidentschaftswahl sowie Donald Trumps „Intelligenztest“ gewählt. Dazu sprach der Journalist Elmar Theveßen. Unpassend, abgekürzt und reingequetscht wirkte das. Eindeutig: ein Thema zu viel.

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