Essen. Der dritte Fall des schneidigen Ermittlers Laim könnte ein Wendepunkt der Krimi-Reihe sein. Der Film überzeugt mit einer ausgefeilten Story.

Der Star-Tenor Ammersfeld (Dieter Fischer) hat gerade mal wieder in der Münchner Staatsoper einen Triumph gefeiert. Er ist dabei sich abzuschminken, als die LKA-Beamtin Sandra Ruthkowski (Sophie von Kessel) in seine Garderobe stürmt. Sie hat zwar keinen Durchsuchungsbeschluss, nur einen anonymen Hinweis, aber sie wird fündig: Im Schrank des Sängers kauert ein nackter kleiner Junge.

Zu diesem offensichtlichen Fall von Pädophilie kann man den Maestro jedoch nicht mehr befragen. Auf dem Weg zum Polizeiauto wird er vor den Augen seiner Verehrer erschossen. Kommissar Lukas Laim (Max Simonischek) ahnt schon bald, dass dies nur der Anfang einer umfangreichen polizeilichen Untersuchung sein könnte.

Die musikalische Umsetzung überzeugt

Die Figur des ebenso eleganten wie coolen Ermittlers Laim mag dem Zuschauer nicht gerade sehr vertraut sein. Immerhin liegen die beiden ersten Filme mit dem düster wirkenden Drei-Tagebart-Dressman weit zurück (2012 und 2017) und rufen nicht gerade starke Erinnerungen hervor.

Dieser dritte Versuch „Laim und der letzte Schuldige“ allerdings könnte alles ändern. Denn hier hat man es plötzlich mit einem ausgefeilten Drehbuch (Christoph Darnstädt) und einem einfallsreichen Regisseur (Michael Schneider) zu tun. Ganz zu schweigen von der Musik und dem Soundscape eines Dirk Leupolz, der genau weiß, wie man das Drängende und Treibende exzellent musikalisch umsetzt. Ein solches Profi-Umfeld, das spornt auch die Darsteller an.

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Kommissar Laim wird neben seiner Kollegin zum Teamplayer

Laim kann zwar immer noch nicht den reichen Polizisten verleugnen, zeigt sich diesmal aber bereits sehr viel mehr als Teamplayer. Was vorrangig auch an der attraktiven Kollegin vom LKA liegt. Sie hat den Stein ins Rollen gebracht, nun ist sie vorläufig suspendiert, weil sie ihre polizeilichen Möglichkeiten überschritten hat. Laim schert das alles nicht, er braucht Sandra vor allem wegen ihrer Kenntnisse in Sachen Pädophilie. Aber auch anderes entdeckt er schließlich an ihr.

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Schneiders Film zielt auf den immer weiter um sich greifenden Missbrauch an Minderjährigen. Man wird Zeuge von Transaktionen, bei denen „Jungfleisch“ an betuchte Männer geliefert wird. Der Star-Tenor war so einer, der sich bei seinen Münchner Gastspielen nach der Vorstellung immer einen Knaben hat vorführen lassen.

Er kann nun leider nichts mehr ausplaudern, aber die Ermittler kommen dem Sumpf um ihn und Seinesgleichen auch nach seinem Tod auf die Fährte. Die Spur führt zu einem Internat, das von der Stiftung des verblichenen Tenors gefördert wird. Seine Witwe will nun den vermeintlich guten Ruf ihres Mannes möglichst schnell wiederherstellen. Viel Zeit hat sie dafür nicht mehr.

Missbrauch: Ermittlungen führen zu einem Internat

Immer wieder durchbrechen Buch und Regie den Fortgang der Ermittlungen in München, um den Zuschauer aufs Land zu entführen. Hier trifft man in besagtem Internat auf die stille Freundschaft zwischen einem Hausmeister (Roeland Wiesnekker) und einem ständig gemobbten zarten Jungen. Man sieht sie in der Nacht, wie sie die Sterne beobachten, die sich im Wasser spiegeln. Und man sieht ihn, wie er tags die schützende Hand über seinen kleinen Freund hält.

Es sind Augenblicke, die für all das Schlechte entschädigen wollen. Vielleicht aber ist es auch ganz anders.

  • Montag, 18. Mai 2020, ZDF, 20.15 Uhr

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