Berlin. Markus Lanz sprach im Talk über Engpässe bei medizinischer Schutzkleidung. Ein Gast hält eine Maskenpflicht derzeit für nicht sinnvoll.

Wer sich in den vergangenen Jahren über Touristen lustig gemacht hat, die durch deutsche Städte mit Chirurgen-Masken liefen, dem bleibt heute wahrscheinlich das Lachen im Halse stecken. In Zeiten der Corona-Krise ist die Beliebtheit des Mundschutzes aus Vlies auf ein Allzeithoch gestiegen, viele Menschen nähen sich einen Ersatz aus Stoff zu Hause selbst. Lesen Sie hier: Mundschutz selbst machen? Schneidern drohen Abmahnungen

Denn auch wenn man mit Maske im Supermarkt noch komisch angeguckt wird: Der Atemschutz könnte zumindest dazu beitragen, dass symptomfreie Infizierte bei längeren Begegnungen nicht einen gesunden Menschen anstecken, ohne es zu wissen. So senke man das Infektionsrisiko und verhalte sich solidarisch, meinen Virologen wie Christian Drosten und Hendrik Streeck. Lesen Sie hier: Coronavirus: So sinnvoll sind Masken und Mundschutz

Markus Lanz – das waren die Gäste:

  • Markus Söder, Ministerpräsident Bayerns und CSU-Politiker
  • Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeordneter und Epidemiologe
  • Sandra Navidi, Juristin und Finanzexpertin
  • Eric Wrede, Bestatter
  • Carolin Hofmann, Erzieherin in der „Arche“ in Hamburg

Karl Lauterbach: Maskenpflicht aktuell nicht sinnvoll

Markus Lanz fragt sich, ob die Bundesregierung die Bürger nie wirklich zum Maskentragen motiviert hat, weil von Anfang an klar war, dass das zu Problemen führen könnte. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach bestätigt die These: „Wenn wir genug chirurgische Masken hätten, dann wäre eine Pflicht für das Tragen dieser, beispielsweise im öffentlichen Personennahverkehr, in Supermärkten oder Schulen, sinnvoll“, sagte der studierte Epidemiologe. Lesen Sie hier: Maskenpflicht wegen Coronavirus – Das muss man wissen

Da es allerdings eben nicht einmal genug Masken für Klinik- und Pflegepersonal gebe, könne keine Maskenpflicht für alle angeordnet werden, meint Lauterbach. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der erst jüngst eine „nationale Notfallproduktion“ von Schutzmasken forderte, erzählte Lanz, dass man alles tue, um keinen einzigen Mundschutz zu verlieren: „Wir in Bayern bewachen unsere Lager und alle Transporte von Masken aktuell mit der Polizei.“

Söder bei Markus Lanz: Siemens und BMW produzieren nun Schutzkleidung

Dass erst einmal alle Schutzkleidung für die Angestellten in empfindlichen Berufen mit viel Kontakt zu Coronavirus-Infizierten zur Verfügung gestellt wird, bis die Vorräte dort ausreichen, sollte mittlerweile zu allen durchgedrungen sein. Die Politik kann aber nicht so richtig erklären, warum man die Bürger nicht eher zum Nähen von Masken für den privaten Verbrauch motiviert hat.

So nähen Sie sich selbst einen Mundschutz

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    „Wir lernen jeden Tag dazu“, meint Söder. Es werde momentan alles bedacht und versucht. Häufig telefoniere er aktuell mit Siemens und BMW, um zu fragen, wie es um die Produktion von Schutzkleidung stehe. Wieso das Tragen einer Maske zum Schutz anderer dennoch so wichtig ist, erklärt Karl Lauterbach.

    Karl Lauterbach: Medizin ist Lichtjahre von einer Antikörper-Therapie gegen Corona entfernt

    „Das Virus kann zwar auf Flächen überleben, aber eine Schmierinfektion durch das Anfassen von etwas spielt gegenüber einer Tröpfcheninfektion eine völlig untergeordnete Rolle“, sagt der Bundestagsabgeordnete. Seine Hände könnte man reinigen, aber wenn das Virus einmal durch ein Tröpfchen im Mund gelandet ist, kriege man es nicht mehr weg. Lesen Sie hier: Coronavirus: Kann ich mich bei anderen Joggern anstecken?

    Prävention und Geduld bleiben weiterhin oberstes Gebot, denn auf eine Therapie oder einen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 lässt sich so schnell nicht hoffen. Beim Impfstoff rechne man mit einer Entwicklungszeit von etwa 18 Monaten, weiß Lauterbach zu berichten, und darin sei noch nicht einmal die Massenproduktion miteinberechnet. „Außerdem sind wir Lichtjahre davon entfernt, dass wir so viele Menschen mit Antikörpern haben, dass man damit viele behandeln kann“, sagte der Politiker und Epidemiologe.

    Markus Söder zur Corona-Krise: „Kein Anlass für Exit-Debatte“

    Zuletzt wurden zum Zweck der Prävention auch die Ausgangsbeschränkungen in den Bundesländern einheitlich bis zum 19. April verlängert. Dabei habe ein „einheitlicher Geist“ zwischen Bund und Ländern geherrscht, berichtet Söder. Auch er setzt auf Geduld: „Es gibt keinen Anlass für eine vorschnelle Exit-Debatte. Jetzt heißt es erst einmal durchhalten.“

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