Berlin. Schauspielerin Stefanie Stappenbeck spricht über 25 Jahre „Ein starkes Team“, ihre Zeit in der DDR und Pläuschchen mit Harald Schmidt.

Eine der beliebtesten Krimireihen feiert Jubiläum: „Ein starkes Team“ wird 25 Jahre alt. In der Jubiläumsfolge „Abgetaucht“ (4. Januar, ZDF), gleichzeitig der 80. Fall der 1995 gestarteten Reihe, müssen die Berliner Kommissare Otto Garber (Florian Martens) und Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) den Mord an einem Rechtsanwalt aufklären.

Stappenbeck (45) spielt seit 2016 in der Krimireihe, die regelmäßig von mehr als sieben Millionen Zuschauern verfolgt wird.

Frau Stappenbeck, Deutschland feiert 30 Jahre Wiedervereinigung. Stimmt es, dass Sie als Ost-Berlinerin in den achtziger Jahren auf einer Schule waren, die direkt an der Mauer lag?

Stefanie Stappenbeck: Das stimmt, das Schulgebäude war sogar Teil der Berliner Mauer. Das kann man sich kaum noch vorstellen. Aus dem Fenster unseres Klassenzimmers heraus haben wir auf den Todesstreifen geblickt, aber das war für uns ganz normal. Kinder hinterfragen so etwas ja nicht, und unsere Lehrer haben das Thema totgeschwiegen.

Haben Sie auch mal besondere Vorkommnisse beobachtet, die sich auf dem Todesstreifen abgespielt haben?

Stappenbeck: Daran kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern. Ich kannte damals auch den Begriff Todesstreifen nicht, das war für mich einfach nur eine leere Fläche mit einer Betonmauer. Wenn wir im Pausenhof Ball gespielt haben und er flog über die Mauer, dann kam er manchmal zurück und manchmal nicht.

Wie war es für Sie, als die Mauer im November 1989 fiel?

Stappenbeck: Da war ich 15, und ich kann mich noch sehr genau daran erinnern. Ich lag an diesem Abend schon im Bett und es war ungeheuer viel los in unserer Wohnung, die ganze Zeit läutete das Telefon und Türen klappten. Meine Eltern sind dann in der Nacht noch mal raus und haben mir am nächsten Morgen erklärt, was los ist. Ich habe dann aber noch eine ganze Woche gebraucht, bis ich das erste Mal mit der S-Bahn nach West-Berlin gefahren bin. Ich war ganz erschlagen von dieser grellen Buntheit des Westens, die so ganz anders war als unser grauer Osten. Die Lichter, Plakate und Farben haben mich schwer beeindruckt.

Stefanie Stappenbeck mit ihrem Serien-Kollegen Florian Martens beim Pressetermin zum 25-jährigen Jubiläum der ZDF-Serie „Ein starkes Team
Stefanie Stappenbeck mit ihrem Serien-Kollegen Florian Martens beim Pressetermin zum 25-jährigen Jubiläum der ZDF-Serie „Ein starkes Team". © dpa | Gregor Fischer

Sie haben dann im Westen eine tolle Karriere als Schauspielerin gemacht, seit 2016 spielen Sie die weibliche Hauptrolle im ZDF-Krimiklassiker „Ein starkes Team“. Haben Sie sich in der Serie gut eingelebt?

Stappenbeck: Das habe ich, und ich bin total happy, dass ich bei diesem tollen Format gelandet bin. Wir haben immer wieder spannende Geschichten, die am Puls der Zeit spielen und gleichzeitig ganz bodenständig sind. Wir haben tolle Regisseure, hochkarätige Gast-Schauspieler, und meine Rolle als Kommissarin Linett Wachow füllt mich aus.

Ihre Vorgängerin war Maja Maranow, die 2016 an Krebs starb. War es schwer, in ihre großen Fußstapfen zu treten?

Stappenbeck: Ich hatte bis kurz vor meinem ersten Drehtag zwei andere Filme gedreht, so dass ich gar nicht die Zeit hatte, mich vor lauter Angst total zu verkrampfen. Ich wurde dann gleich so freundlich von allen aufgenommen, dass es ganz gut ging – und trotzdem merkte man mir in den ersten Folgen an, dass ich unter einem wahnsinnigen Druck stehe. Es hat dann schon eine Weile gedauert, bis ich richtig in der Rolle ankam, aber das ist mir mittlerweile ganz gut gelungen, glaube ich.

Wie gut kommen Sie denn mit Florian Martens klar, der in der Serie seit 25 Jahren den Kommissar Otto Garber spielt?

Stappenbeck: Sehr gut, wir sind ja beide alte Ossis. Er ist ein paar Jährchen älter als ich und wir sind völlig unterschiedliche Typen, aber unsere gemeinsamen Wurzeln sorgen für so ein Grundverständnis zwischen uns, das uns sehr wichtig ist.

Sind Sie auch privat befreundet?

Stappenbeck: Das sind wir. Wir leben ja beide in Berlin und treffen uns ab und zu auch privat, gehen mal mit den Kindern ein Eis essen oder so. Im Großen und Ganzen ziehe ich abends aber nicht mehr um die Häuser, weil ich mich um meine kleine Tochter kümmere.

Weiß sie, dass ihre Mutti TV-Kommissarin ist?

Stappenbeck: Das weiß sie, aber das ist für sie nicht relevant, weil wir zu Hause gar nicht so viel ferngucken. Sie bekommt natürlich mit, wenn Leute mich auf der Straße erkennen, aber das ist ihr glaube ich ziemlich egal.

Durfte sie schon einmal in Ihre Krimireihe reingucken?

Stappenbeck: Nein, das ist wirklich nichts für eine Fünfjährige (lacht). Aber an Weihnachten darf sie „Die Weihnachtsgans Auguste“ gucken, das läuft da ja immer.

Das ist der berühmte DDR-Kinderfilm, in dem Sie im Alter von 13 Jahren mitgespielt haben...

Stappenbeck: Genau, ein echter Klassiker, wie es so schön heißt. Erst kürzlich fragte mich mal jemand, was mein großer Traum wäre, und ich antwortete ihm: „Ich möchte gerne mal in einem richtigen Klassiker mitspielen“. Darauf sagte der: „Aber das hast du doch, in der Weihnachtsgans Auguste nämlich.“ Da ist mir klar geworden, dass mein größter Schauspieltraum bereits in Erfüllung gegangen ist (lacht).

Und wo wir schon mal bei Klassikern sind: Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Harald Schmidt, in dessen Show sie von 2012 bis 2014 ab und zu als „Sidekick“ zu sehen waren?

Stappenbeck: Leider nein. Wir haben uns vor zwei Jahren mal am Flughafen getroffen und ein sehr nettes Pläuschchen gehalten. Wer mir aber öfter mal über den Weg läuft ist Helmut Zerlett, der mit seiner Band ja die Musik zur Show beigesteuert hat.

Wie sind Sie damals an den Job gekommen?

Stappenbeck: Ich war zwei- oder dreimal als Talkgast in Harald Schmidts Show und das war ganz lustig. Irgendwann haben sie mich dann gefragt, ob ich den Sidekick-Job mal machen möchte, sie waren wohl auf der Suche nach einer witzigen jungen Frau (lacht).

Sind Sie mit Harald Schmidt gut klargekommen?

Stappenbeck: Super. Wobei man ja weniger miteinander zu tun hat, als man glaubt. Man reiste an und sagte ein kurzes Hallöchen, und dann ging es auf der Bühne auch schon los.