„The Voice Senior“ ist der Ableger von der Show “The Voice of Germany”. Diese vier Unterschiede machen die Senioren-Version zum TV-Hit.

Berlin „The Voice Senior“ scheint auf den ersten Blick ein Abklatsch der Haupt-Show „The Voice of Germany“ zu sein – vor allem was die Coaches angeht. Neben Michael Patrick Kelly sitzen Sasha, Yvonne Catterfeld und die beiden Jungs von The Bosshoss auf den roten Stühlen. Gemeinsam haben sie, dass sie alle schon mal bei „The Voice“ oder „The Voice Kids“ gecoacht haben. Doch das macht die neue Ausgabe der Show nicht schlecht.

Denn in vier Punkten unterscheidet sich „The Voice Senior“ signifikant von dem Mutterschiff TVOG:

1. Die Qualität von „The Voice Senior“ ist erstaunlich hoch

Neben dem Offensichtlichen, dass die Teilnehmer älter sind – was kaum als Punkt gezählt werden kann -, ist der größte Unterschied die Qualität. Selbst die Talente, die in den „Blind Auditions“ nicht von der Jury ausgewählt werden, überzeugen mit hervorragendem Gesang und sind teilweise besser als manche Talente, die bei „The Voice“ weiterkommen.

Hatte man bei der Hauptshow das Gefühl, dass allmählich die Musiker Deutschlands abgegrast sind und die Durchschnittsleistung sinkt, steht „The Voice Senior“ dazu im völligen Gegensatz.

2. Die Karriere

Renate Remmelt bei ihrem Auftritt bei „The Voice Senior“.
Renate Remmelt bei ihrem Auftritt bei „The Voice Senior“. © SAT.1 | André Kowalski

Ein Großteil der diesjährigen Teilnehmer hatte bereits vor der Teilnahme an der Sendung eine musikalische Karriere. Da ist zum Beispiel Renate Remmelt. Die 68-Jährige veröffentlichte mit 28 Jahren unter dem Namen „Uschi Bauer“ ihre erste LP, belegte beim „Grand Prix der Volksmusik“ den dritten Platz und für ihren Song „Ave Maria, die kleine Bergkirche“ erhielt sie Doppel-Platin. „Die hängen bei mir in der Küche“, erzählt sie vor ihrem Auftritt.

Obwohl die „Lady in Pink“ gesanglich überzeugt und als erste Jodlerin auftritt, dreht sich keiner der fünf Coaches für sie um.

Auf eine ebenso bemerkenswerte musikalische Karriere blickt Dr. Rainer Bach zurück. Der ehemalige Zahnarzt ist eines der Gründungsmitglieder von der Country-Band Truck Stop. 1972 gründete der heute 71-Jährige die Band mit fünf Freunden. Bach schrieb und sang einige Hits – bis er sich für seinen Berufsweg als Zahnarzt entschied.

Bei „The Voice Senior“ sorgt er zudem für eine Premiere. Er darf mit einem eigenen Song auftreten: „Ich möchte so gern Dave Dudley hörn‘“, eine Nummer seiner ehemaligen Band, mit der er nur Michael Patrick Kelly von sich überzeugen kann.

Alec und Sascha von Bosshoss versuchen noch zu drücken, aber da ist der Song bereits vorbei. Sie kritisieren die fehlende Tiefe in der Stimme des Hobby-Bikers, die er sogleich mit Kelly unter Beweis stellt. Mit einer bewegenden Version von „Take Me Home, Country Roads“, begeistern die beiden das Publikum im Duett.

3.Die Liebe

Neben freudigen Momenten trägt die Show aber auch eine gewisse Schwere mit sich. Einige der Kandidaten berichten über Schicksalsschläge. „Ich habe 48 Jahre mit meiner Frau gelebt, bis der Krebs sie abgeholt hat“, erzählt Dieter Waldheim von seinem tragischen Verlust.

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Wenn man die Kandidaten über ihre Lieben reden hört, dann hat das etwas unglaublich Bewegendes und man fragt sich, ob die Generation Y, die für ihre Unabhängigkeit und Vielfältigkeit bekannt ist, auch irgendwann mal so über ihre Partner reden wird.

4. Die Diversität

David Warwick überzeugte mit seinem Auftritt bei „The Voice Senior“.
David Warwick überzeugte mit seinem Auftritt bei „The Voice Senior“. © SAT.1 | André Kowalski

Besonders fällt auf, dass ein Großteil der Talente gebürtig aus dem Ausland kommt oder dort studiert hat. Da ist David Warwick, der in Großbritannien geboren wurde, nach seinem Klavier-Studium in Belgien als musikalischer Direktor arbeitete und anschließend mit einer Tanzkapelle durch Skandinavien reiste – bis er seine Frau Marijke kennenlernte und mit ihre nach Deutschland zog.

Für seine Version von „She“ drehen sich Michael Patrick Kelly und Bosshoss um. Der 65-Jährige entscheidet sich für die „Cowboys“, die „The Voice Senior“ im Interview als „coole Show mit geiler Mucke“ bezeichnet haben.

Eine ganz andere Geschichte hat Michael Poteat, der als amerikanischer Soldat in Deutschland stationiert war und sich für seine Liebe entschied hier zu bleiben. Seine Musik sieht er als Gottesauftrag: „Meine Schwester ist an Drogen gestorben. Ich wusste nicht, wie ich weitermachen sollte“, erklärt der 60-Jährige – bis Gott ihm gesagt habe, er solle Musik machen.

Mit „Just Once“ überzeugt er am Sonntagabend alle Coaches von sich. Obwohl er Sasha an einen gemeinsamen Saufabend in Frankfurt erinnert und die beiden auf ihre Bruderschaft getrunken zu haben scheinen, entscheidet er sich für Yvonne Catterfeld, die Poteat nicht nur herzlich knuddelt, sondern auch „I Say A Little Prayer“ für ihn singt. Yvonne Catterfeld war zuletzt als Jurorin bei „The Voice of Germany“ ausgestiegen.

Bereits in der nächsten Woche geht es weiter mit den Sing-Offs bei „The Voice Senior“. Das ist das einzige Manko der Show: die fehlenden Battles, die bei „The Voice“ und „The Voice Kids“ mitunter für die bewegendsten Momente sorgen. Aber wer weiß, vielleicht im nächsten Jahr.