Berlin. Sido konnte in der neuen Ausgabe von „The Voice of Germany“ nur ein Talent in sein Team holen. Dennoch scheint er damit siegessicher.

„The Voice of Germany“ scheint einen zähmenden Faktor zu haben. Zumindest wenn man sich Neu-Coach Sido anschaut. Fiel er in den ersten Folgen vor allen Dingen durch ruppige Direktheit auf, hat man am Sonntagabend fast schon das Gefühl, einen kleinen Jungen am Süßigkeiten-Regal zu sehen.

Dafür sorgt insbesondere der Auftritt eines Kandidaten: Farman Isajew stellt mit „Fantasie PT1“ von Samy Deluxe nicht nur seine Gesangsfähigkeit, sondern vor allen Dingen seinen Flow, kombiniert mit rasender Schnelligkeit unter Beweis. Nicht nur Sido begeistert der Rapper – „Du bist Bombe“ –, sondern auch Mark Forster, der meint ein „goldenes Funkeln namens Hoffnung“ zu sehen.

Alice Merton gibt zu, dass sie nur die Hälfte verstanden hat. „Aber das ist ja beim Rap auch nicht so wichtig, oder?“, sagt sie zu Sido gewandt. Dafür erntet sie einen entsetzten Rapper-Blick. Rea Garvey fordert ein Duett mit dem Hip-Hop-Coach: „Ich will sehen, wer hier Meister und wer Student ist“, begründet er seinen Wunsch.

Alice Merton- Das wird mein cooler Spruch für The Voice

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    Kindergeburtstag mit Sido und Mark Forster bei „The Voice of Germany“

    Als die Entscheidung auf „Der Himmel soll warten“ fällt, wird Mark gebeten, mit auf die Bühne zu kommen, um die Gesangsparts zu übernehmen. Wenn man den Dreien dort so zusieht, dann hat das was von großem Kindergeburtstag. Alle hüpfen herum, haben ein Lächeln im Gesicht, heben die Hände – ja, und Sido stellt sogar seinen Drink weg und findet alles einfach „schöön“, wie er immer wieder ruft.

    Mit der Gewissheit, dass es für ein Rap-Talent nur einen Coach gibt, überrascht die Entscheidung von Farman, in das „Team Mark“ zu gehen. Da entgleiten sogar dem sonst so coolen Hip-Hopper die Gesichtszüge. Als Mark Forster dann auch noch auf seinen Stuhl klettert, um „den Sieg eines kleinen Mannes zu feiern“, ist die Toleranz-Grenze überschritten: „Es ist okay, dass der Rapper bei dir ist, aber mit den Füßen auf meinem Stuhl ... das wird Folgen haben.“

    Ein kleines Aufblitzen des „Bösen Mannes“, den man aber völlig vergisst, wenn er um die Talente buhlt. So auch bei Jannik Föste. Mit kratziger, gefühlvoller Stimme singt dieser „Flash mich“ und darf den Song im Anschluss nochmal im Duett mit Mark zum Besten geben.

    „Du bist offensichtlich Mark-Forster-Fan. Aber das wäre doch voll cool, wenn du jetzt einfach mal zu mir kommst“, erklärt der Rapper. Doch auch dieses Talent entscheidet sich für Mark. Ähnlich läuft es mit Marvin Merkhofer, der Sido völlig nervös macht, als dieser sich nicht zwischen ihm und Rea entscheiden muss. Obwohl ihn Sido anbettelt, entscheidet sich der 26-Jährige für den Iren.

    Sido bleibt siegesgewiss

    Fast hat man schon Sorge, dass Sido diese Folge völlig deprimiert abschließt – bis die 23-jährige Freschta Akbarzada auftritt. Eigentlich herrscht ein stilles Verbot, bei einer Casting-Show einen Song von Whitney Houston zu wählen. Doch die Version der Personalvermittlerin begeistert alle Coaches.

    Mit viel Gefühl, einem souligen Sound und Sauberkeit überzeugt sie. Mark ist so begeistert, dass er, sollte sie in sein Team kommen, ihre Stimme auch bei allen Proben hören könnte, Rea schlägt vor, dass sich alle mal zurückhalten sollen und sie sich einfach für den besten Coach entscheiden soll und Sido und Alice Merton finden sie einfach nur klasse. Freschta entscheidet sich für Sido. Auch interessant: Sido stört Heiratsantrag - Jury ist entsetzt.

    „Euch ist schon klar, dass ich damit gewonnen habe, oder?“, prahlt der 38-Jährige daraufhin und verzeiht sogar Mark das Auf-dem-Stuhl-Stehen. „Jetzt bin ich entspannt“, erklärt er. So schien auch der kleine Ärger zwischen Forster und Sido beigelegt, den es noch vor einer Woche gegeben hatte.

    „The Voice of Germany“ mit vielen hörbar schlechten Stimmen

    Insgesamt fällt auch bei der vierten Ausstrahlung der Blind Auditions auf, dass es zwar einige gute Talente gibt, aber viel mehr hörbar schlechte „No-Buzzer“. War man in den vorherigen Jahren oft entsetzt, warum sich niemand für ein Talent umdreht, sorgt 2019 manch ein Kandidat zu hektischem Nach-der-Fernbedienung-Suchen. Denn auf voller Lautstärke ist der Gesang sonst nicht zu ertragen.

    Beobachter hatten nach den ersten Ausgaben der neuen Staffel schon gefragt, ob „The Voice of Germany“ mittlerweile wie DSDS wirkt? Überzeugen konnte die Show dabei nicht.

    Da stellt sich die Frage, inwiefern Online-Coach Nico Santos eine Chance hat, ein starkes Team für die Live-Shows zusammenzustellen. Denn dieser darf nur aus den nicht gebuzzerten Talenten wählen. Heute fällt seine Wahl auf Celine Abeling, die weniger wie 22 und vielmehr wie ein paar Gläser Whiskey am Abend klingt. Auch ihr wurde zuvor die Song-Auswahl zum Verhängnis. Mit „An Guten Tagen“ von Johannes Oerding konnte sie die reguläre Jury nicht überzeugen. Eine Ballade hätte ihr sicher besser gestanden. Allgemein scheint das Redaktions-Team der Sendung Up-Tempo-Happy-Clappy-Vibes deutlich zu bevorzugen. Und es fällt auf: Wer einen Oldie singt, fliegt zu 70 Prozent raus.