Berlin. Der „Tatort: Das Monster von Kassel“ zeigt die Frankfurter Ermittler im Außeneinsatz. Regisseur Umut Dags Werk erinnert an Hitchcock.

Schon Alfred Hitchcock hat den Zuschauer gelehrt, dass es sehr viel spannender sein kann, einen Täter bereits zu kennen, während die Polizei noch im Dunkeln tappt. Einige seiner besten Filme basieren auf diesem verblüffenden Prinzip des „Suspense“, das den Betrachter sehr viel stärker in die Handlung einbindet, als das übliche „Wer war es?“.

Genau so arbeiten auch der österreichische Regisseur Umut Dag („Tatort: Sonnenwende“) und seine Drehbuchautoren Stephan Brüggenthies und Andrea Heller bei der neuen Ausgabe „Tatort: Das Monster von Kassel“.

Frankfurt „Tatort“ führt Janneke und Brix nach Kassel

Den ersten Schock erhält das Publikum gleich zu Anfang. Da sieht man einen vermummten Mann, der dabei ist, einen Toten zu zerstückeln. Dass es heftig regnet und die Axthiebe von Blitzen erleuchtet werden, lässt fast an einschlägige Horrorfilme denken. Der Killer arbeitet penibel, packt die Leichenteile in gut verschnürte Pakete und verteilt sie an verschiedenen Orten.

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Das "Monster" von Kassel. © HR/DEGETO | HR/Degeto

Der zweite Schock kommt danach völlig unerwartet und wie aus heiterem Himmel. Denn mitten auf einer Kreuzung schiebt der Mörder seine Kapuze nach hinten und zeigt uns sein Gesicht. Es ist das von Maarten Jansen (Barry Atsma, „Bad Banks“), einem erfolgreichen TV-Moderator, der hier offensichtlich seinen 17-jährigen Stiefsohn Luke zerlegt hat.

„Monster von Kassel“: Die spannende Suche nach einem Motiv

Die Spannung für den Zuschauer bezieht der Film fortan durch die Suche nach dem Motiv dieser schrecklichen Tat. Denn Jansens Leben könnte besser nicht sein. Beruflich ist er ein gefragtes Gesicht auf dem Bildschirm, in seinem großen Haus lebt er mit seiner schönen, berufstätigen Ehefrau Kirsten (Stephanie Eidt) und den beiden Stiefsöhnen, von denen nun einer fehlt. Inzwischen ist er auch perfekt darin, allen etwas vorzumachen. Daheim gibt er den gebrochenen Vater, im Studio vergießt er vor Publikum ein paar Tränen, macht danach jedoch weiter seine Sendung.

Und wo bleiben die Ermittler? Die sind in Gestalt der Frankfurter Kollegen Brix (Wolfram Koch) und Janneke (Margarita Broich) bereits in Kassel eingetroffen und schon fleißig in „Hessisch Sibirien“ (Originalton Brix) bei der Arbeit. Brix befindet sich pausenlos auf Spurensuche, während Polizeipsychologin Jannecke die Dinge zumeist von der Zentrale aus angeht.

Was noch kommt -

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Constanze Lauritzen (Christina Große, li.), Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch).
Constanze Lauritzen (Christina Große, li.), Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch). © HR/DEGETO | HR/Degeto

Ihre lange Sitzung mit dem trauernden Vater, der den Täter immer gern als Monster bezeichnet, wirkt dabei als eine Art roter Faden für den Fortgang der Ereignisse. Kameramann Carol Burandt von Kameke sucht währenddessen nach den Nuancen im Mienenspiel des aalglatten Mörders. Und dass er daneben auch die Schönheiten der Stadt einfängt, das mindert ein wenig die Abneigung von Brix gegenüber Kassel.

Bleibt nur noch zu erforschen, was das Drehbuch diesmal mit dem Chef unserer Ermittler vorhat. Bisher war Fosco Cariddi (Bruno Cathomas) mit der Rezitation von Lyrik im Dienst aufgefallen. Jetzt will er gar aussteigen und nach Südamerika wechseln. Dieser schrullige Typ würde uns fehlen im Kanon des „Tatort“. Aber was soll’s. Er übt ja schon den Tango.