Berlin. „Maybrit Illner“: Annegret Kramp-Karrenbauer will CDU-Chefin werden – und wird kritisiert. Einer präsentierte eine alte Rechnung.
Es gibt Wunden, die tief sitzen – das wurde bei „Maybrit Illner“ deutlich. Und Annegret Kramp-Karrenbauer – Kürzel „AKK“ – traf die Liberalen dort, wo es besonders schmerzt: Ausgerechnet zum Dreikönigstreffen der FDP im Januar 2012 ließ die damalige saarländische Ministerpräsidentin die Jamaika-Koalition platzen.
Die Partei empfand es so, wie es gemeint war: als Demütigung. „Wir sind nicht nachtragend, aber wir vergessen nichts“, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki am Donnerstagabend bei „Maybrit Illner“.
„Maybrit Illner“ – das waren die Gäste
- Kevin Kühnert, Joso-Vorsitzender
- Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU-Generalsekretärin
- Janine Wissler, Die Linke
- Wolfgang Kubicki, FDP
- Michael Spreng, Publizist
Das Thema bei „Maybrit Illner: Neue Bündnisse, alte Fronten – was folgt auf Merkel?“ diskutieren.
Und es zeigte sich: Zumindest bei der FDP löst die Kandidatur von „AKK“ keine Jubelstürme aus.
Kein Rechtsruck unter „AKK“
Dabei rückte die Kandidatin vom Politikstil der Kanzlerin ab, ohne aber mit deren Inhalten zu brechen: Kramp-Karrenbauer wünscht sich mehr Diskussion und Teilhabe in der eigenen Partei, höhere Steuern für Gutverdiener lehnt sie ab, in der Asylpolitik tritt sie für mehr Härte ein und bei den Energiepreisen seien Wirtschaft und Verbraucher am Belastungslimit angekommen.
Sollte sie Parteichefin werden, könne sie aber problemlos mit Kanzlerin Angela Merkel zusammenarbeiten. Die GroKo stünde nicht gleich wieder vor der nächsten Zerreißprobe. Kramp-Karrenbauer, so viel scheint klar, möchte die CDU nicht neu erfinden oder nach rechts rücken – sie plädiert für punktuelle Kurskorrekturen.
Kubicki: Wahlen gewinnt die CDU mit Friedrich Merz
Reicht das aber, um die Partei aus dem Umfragetief zu führen? Der Politikberater Michael Spreng äußerte sich kritisch:
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an der Parteibasis, der komplettere Kandidat sei aber Friedrich Merz. Der Ex-Fraktionschef habe das Zeug, konservative Wähler wieder zurück zur Union zu holen.
Und auch Wolfgang Kubicki ließ es sich bei Maybrit Illner nicht nehmen, der Kandidatin vorzuhalten, dass die Union mit Merz an der Spitze besser aufgestellt sei.
„Wenn die CDU Wahlen gewinnen will, wird sie
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wählen“, sagte er. Kramp-Karrenbauer revanchierte sich, in dem sie der männerdominierten FDP eine Frauenquote empfahl – damit die Partei auch wahrnehme, was sich in der Gesellschaft verändert habe.
Spreng kritisiert bei „Maybrit Illner“ „reaktionäres Denken“
Ungemütlicher wurde es für die CDU-Generalsekretärin, als der ehemalige „Bild am Sonntag“-Chefredakteur Spreng ihr „reaktionäres Denken“ vorwarf.
Der Grund: Kramp-Karrenbauer hatte sich gegen die „Ehe für alle“ ausgesprochen, da so weitere Forderungen – etwa die Heirat unter Verwandten – entstehen könnten. „Das ist nicht konservativ“, ärgerte sich Spreng. „Sie haben die Homo-Ehe in die Nähe von Inzucht und Polygamie gerückt“, so der Journalist.
Und Juso-Chef
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Auch die Linke Janine Wissler warf Kramp-Karrenbauer ein reaktionäres Weltbild vor.
Die Generalsekretärin ließ die Kritik an sich abtropfen, nein, sie sei nicht mal sicher, dass sie auf einem Landesparteitag im Saarland dafür eine Mehrheit bekomme. Aber auch solche Positionen müssen in der CDU vertreten werden. Sie wollte niemanden verletzen und die Reform auch nicht wieder rückgängig machen – ging es also nur um konservative Profilbildung?
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haben gleich mehrere CDU-Politiker angekündigt, für den Parteivorsitz zu kandidieren.
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Wer wird Merkel-Nachfolger?
Juso-Chef Kühnert jedenfalls, der seiner Partei bei jeder Gelegenheit dazu rät, die ungeliebte Große Koalition platzen zu lassen, sagte, dass die SPD nicht darauf hoffen dürfe, dass die Union wieder konservativer werde und der SPD dadurch Platz zur Profilbildung lasse. „Dadurch strahlen wir auch nicht“, sagte er. Egal, wer an der Spitze der CDU stehe.
Und ausgerechnet dem als wirtschaftsliberal und konservativ geltendem Friedrich Merz traute Politikberater Michael Spreng zu, Kühnerts Wunsch zu erfüllen. Der Ex-Fraktionschef könnte ein schwarz-grünes Bündnis zusammen führen und sich so zum Kanzler wählen lassen.
Ein Blick nach Hessen genüge. Dort regiere der ebenfalls als konservativ geltende Volker Bouffier mit den Grünen erfolgreich.
Annegret Kramp-Karrenbauer dürfte also gewarnt sein.
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