Berlin. „Maybrit Illner“ startete am Donnerstagabend mit einer guten Trump-Analyse – und endete im Wirrwarr. Das lag vor allem an einem Gast.

In gut vier Wochen finden in den USA Zwischenwahlen statt – und alle Welt fragt sich, ob Donald Trump die Quittung für seine Politik erhalten wird. Oder werden die Republikaner am Ende gar von Vorgängen wie dem Fall des umstrittenen Richters Kavanaugh profitieren?

Maybrit Illner nahm diesen Ausblick zum Anlass, um in einem Spezial über den US-Präsidenten und dessen Wirkung auf Europa zu sprechen. „Methode Trump – Gefahr für Europas Demokratie?“, war die Ausgabe überschrieben.

Was ist von der Wahl zu erwarten?

Eigentlich könnte man meinen, dass die US-Demokraten nach all den Ausfällen des Präsidenten mit einem fulminanten Wahlsieg rechnen müssten. Die Runde aber war sich einig, dass dem nicht so ist: „Der Präsident fühlt sich derzeit glaube ich relativ wohl“, sagte der aus den USA zugeschaltete ZDF-Journalist Ulf Röller. Grund sei, dass er Brett Kavanaugh trotz aller Anschuldigungen als obersten Richter durchbrachte. „Seine Basis nimmt das als entscheidungsstark wahr“, sagte Röller.

Skeptisch war auch Jeffrey Rathke. „Die Demokraten werden gewinnen, aber sie werden nicht eindeutig siegen“, sagte der US-Politikwissenschaftler. Am Ende werde es wahrscheinlich eine geteilte Macht im Kongress geben. Das würde den Demokraten allerdings mehr Zugriff geben, prognostizierte Rathke. „Dann wird sich die Lage zuspitzen.“

Das Phänomen Donald Trump

Doch ist es nicht seltsam, dass ein Präsident, der so unseriös agiert, nicht mit einer krachenden Niederlage für seine Partei rechnen muss? „Populisten wie Trump sind schwer zu besiegen, weil sie Wut, Hass und Spaltung ansprechen“, sagte SPD-Justizministerin Katarina Barley. Das sei einfacher, als positive Gefühle zu erreichen.

Auch Röller benannte Trumps Fähigkeit, die Gesellschaft zu spalten, als entscheidend. „Er lebt von der Polarisierung und der Befriedigung seiner überwiegend weißen Wählerschaft“, sagte der Journalist. Daher sei ihm auch gar nicht an einem gesellschaftlichen Versöhnungsprozess gelegen.

Plötzlich kippte die Debatte

Soweit so gut analysiert, doch was dann in der Runde geschah, verwunderte sehr: Plötzlich lenkte die Gastgeberin die Diskussion auf die EU. Das leuchtete anfänglich noch ein, weil etwa über den hiesigen Populismus und Trumps Einfluss gesprochen wurde.

Doch spätestens, als der Historiker Andreas Rödder in die Runde geholt wurde, driftete die Debatte vollständig ab. Plötzlich war von den Vorzügen des Nationalstaats die Rede, von der Flüchtlingskrise, dem angeblichen staatlichen Kontrollverlust, Fluchtursachen, Afrika und den Problemen der „etablierten Parteien“.

Wie es denn sein könne, dass Knöllchen zuverlässig eingezogen würden, während Ausreisepflichtige nicht ausreisen würden?, wollte Rödder auf dem Höhepunkt seiner konservativen Agenda wissen. Dem Zuschauer drehte sich da schon längst der Kopf: Worum ging es noch mal?

Das Fazit

Dass sich diese Frage im letzten Drittel verfestigte, ist schade, denn diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ hatte Potenzial. Am Ende aber wurde zu wild verrührt, was allenfalls im großen globalen Maßstab etwas miteinander zu tun hat. Dabei fehlte die ordnende Hand der Gastgeberin, die insbesondere den abschweifenden Historiker Rödder an das eigentliche Thema hätte ankoppeln müssen.

Wahrscheinlich hätte es der Diskussion gutgetan, wenn sie einfach bei Trump geblieben wäre. Denn man kann, das zeigte sich, noch immer interessante Positionen zum US-Präsidenten entdecken: „Er ist für mich wie ein Antiallergikum“, sagte der Unternehmer Martin Richenhagen über Trumps ständige Volten. „Ich rege mich nicht mehr hundert Mal am Tag auf.“

Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek