Berlin. Maybrit Illner diskutierte mit ihren Gästen über erneuerbare Energien. Doch die Sendung behandelte zu viele Aspekte in zu kurzer Zeit.

Und dann war da doch wieder Horst Seehofer. Der Bundesinnenminister und CSU-Chef saß nicht in Maybrit Illners Runde. Auch thematisch sollte es nicht um die Dauerkrise der schwarz-roten Bundesregierung, um den anhaltenden Zoff um Noch-Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen gehen.

Nein, Illners Redaktion hatte beschlossen, sich wieder den Sachthemen zu widmen: „Teurer Strom, billige Ausreden – scheitert die Energiewende?“, fragte die ZDF-Moderatorin am Donnerstagabend.

Doch so ganz ohne GroKo ging es eben auch nicht. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) musste gleich zu Beginn die Frage beantworten, wann denn nun sein Kabinettskollege Seehofer – Achtung, Wortspiel – vom Netz genommen werde. Ob Maybrit Illner wirklich eine Antwort darauf erwartet hat?

Altmaier, der als Vertrauter der Kanzlerin gilt, sagte nur, dass es noch andere Themen gebe – und nicht nur Chemnitz, Flüchtlinge und Hans-Georg Maaßen. Geradezu genüsslich griff dafür Anton Hofreiter, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Illners Frage auf. Am 14. Oktober, dem Tag der bayerischen Landtagswahl, finde das „Drama sein Ende“. Wäre also auch das geklärt.

Packt Deutschland die Energiewende?

Denn eigentlich stand etwas anderes im Zentrum: nämlich die Frage, ob Deutschland die

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will der Energieriese RWE jahrhundertealte Bäume für den Braunkohleabbau roden. Ausgerechnet für einen Energieträger, der als Klimakiller gilt.

Und mit dem Vorstandsvorsitzenden von RWE, Rolf Martin Schmitz und der Umweltschützerin Antje Grothus präsentierte Illner zwei Gäste, die sich in ihrer Auffassung konträr entgegenstehen. Da der Manager, dort die Aktivisten. Doch ein Gespräch kam nicht wirklich zustande.

Schmitz sagte, dass der Wald nur ein Symbol sei, sein Unternehmen pflanze viel mehr neue Bäume als es abholze. Verzichte RWE auf das Projekt, koste das vier bis fünf Milliarden Euro. Grothus hielt dagegen, dass der Ökoraum nicht zu ersetzen sei.

Illner wollte alle Aspekte in 60 Minuten packen

Für eine tiefergehende Auseinandersetzung blieb keine Zeit, da Maybrit Illner versuchte, wirklich alle Aspekte der Energiewende in 60 Minuten Sendezeit zu pressen. Vom Hambacher Wald war es so nur ein kurzer Weg bis hin zur EEG-Umlage, die der ehemalige grüne Umweltminister von Schleswig-Holstein und heutige Verbraucherschützer Klaus Müller als unsozial bezeichnete, da energieintensive Unternehmen davon ausgenommen seien– auf Kosten der anderen Strombezieher.

Wirtschaftsminister Altmaier durfte sich über den schleppenden Netzausbau beschweren, bezeichnete die Energiewende bisher aber trotzdem als „Erfolgsgeschichte“ – obwohl die deutschen Strompreise im europäischen Vergleich zur Spitze gehören, wie Illners Redaktion in einem Einspieler vorrechnete.

Und der Grüne Hofreiter knöpfte sich zusätzlich noch die Autoindustrie und die konventionelle Landwirtschaft vor, die als Branchen einen großen Anteil daran tragen würden, dass die Bundesrepublik ihre eigenen Klimaziele verfehle.

Energiewende findet nicht im luftleeren Raum statt

Schade, dass Maybrit Illner erst so spät Christine Herntier, die Bürgermeisterin von Spremberg in der Lausitz, in die Runde bat. Die parteilose Kommunalpolitikerin berichtete davon, wie hart der Strukturwandel Brandenburg getroffen habe. In der Lausitz verloren tausende Kohle-Kumpel nach der Einheit ihre Jobs, ohne eine neue Perspektive aufgezeigt zu bekommen. Es war ein authentischer Blick auf die Realität in einer ansonsten verkopften Diskussion.

Die Energiewende, und das zeigte das Beispiel der Bürgermeisterin sehr anschaulich, findet eben nicht im luftleeren Raum statt. Ganze Regionen sind davon betroffen, wenn auch der Kohleausstieg näher rückt.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier warnte davor, die Energiewende auf dem Rücken der Arbeitnehmer zu organisieren. Erst wenn neue Jobs da sein, dürften alte abgebaut werden. „Wir brauchen für jede Region einen eigenen Strukturwandelplan“, sagte der CDU-Politiker.

Ob die Energiewende also wirklich eine Erfolgsgeschichte ist, wie Altmaier selbstbewusst behauptete, wird sich erst noch zeigen.