Berlin. Von der „Höhle der Löwen“ erhoffen sich Gründer viel Geld – manchmal zu viel. Eine Österreicherin bekam dafür eine saftige Standpauke.
Wer in der „Höhle der Löwen“ einen Deal abgreifen will, sollte sein Start-up realistisch bewerten können. Alternativ kann man es natürlich auch so machen wie die 27-jährige Österreicherin Kimberly Lang und für sein zwei Wochen altes Unternehmen mehrere Millionen Euro aufrufen. Nur steht man dann am Ende eben ohne Geld da.
Stattliche 500.000 Euro wollte Lang in der zweiten Folge der neuen Staffel am Dienstagabend herausholen – für gerade einmal 10 Prozent der Anteile an „Trinity“, einem patentierten Reißverschluss-System, mit dem sich jeweils zwei Unterteile mit jedem Oberteil einer Kollektion verbinden lassen.
Frank Thelen über „Trinity“: „Das kann doch jeder!“
„Wir haben 20 Designs in maximal sechs Farben. Das sind Kombinationsmöglichkeiten von über 18.000 Varianten. Damit kann man 50 Jahre lang jeden Tag ein individuelles Outfit tragen“, schwärmte Lang. Doch die Investoren wollten die Innovativität ihrer Erfindung einfach nicht verstehen.
„Das kann doch jeder!“, waren sich
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einig. Ja, ja, Männer, dachte sich Lang wohl und wendete sich direkt an die „Löwinnen“ Judith Williams und Dagmar Wöhrl. Die mussten die Genialität ihres Produkts doch begreifen! Aber: Fehlanzeige.
Judith Williams sieht hohe Retouren auf „Trinity“ zukommen
Zwar erschien es Wöhrl schon ganz praktisch, sich mit einem Zweiteiler hinsetzen zu können, ohne dass etwa die Bluse aus dem Rock herausrutscht, doch die Bewertung war auch ihr zu hoch. Williams hingegen war von vornherein wenig begeistert vom starren Konzept.
„Die Mode ist nicht so, die ist lebendig“, sagte sie und wies mit Blick auf die mitgebrachten Models auf die wohl etwas anderen Proportionen der Kundinnen hin. „Diese Frau hat eine Topfigur. Aber 95 Prozent von Ihren Kundinnen haben nicht diese Figur. Das ist eine Retoure von 95 Prozent.“
Lang versuchte klarzumachen, dass sie das alles einberechnet habe. Womit sie sicher nicht gerechnet hat: mit der Standpauke, die sie sich von Thelen abholen musste.
Frank Thelen liest „Trinity“-Gründerin die Leviten
„Du willst uns jetzt verarschen“, ärgerte der sich stellvertrend für alle. „Ich weiß nicht, ob du jemals eine Sendung von
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gesehen hast. Der nächste Gründer, der mir sagt, weil der Markt so groß ist, ist meine Firma so viel wert, den schmeiß ich raus!“ Und es ging noch weiter: „Mich begeistert das Produkt nicht, mich entsetzt deine Bewertung. Noch mehr entsetzt mich, wie du deine Bewertung ableitest. Das ist einfach ganz schwach. Das ist einfach sechs, setzen. Ich bin raus.“
Und der Rest tat es ihm gleich.
„Die Höhle der Löwen“: das sind die Investoren
Auch zur zweiten Folge der fünften „Die Höhle der Löwen“-Staffel schalteten viele Zuschauer ein. Mehr noch: Die Sendung legte bei den Einschaltquoten sogar noch zu. Wie Vox am Mittwoch bekanntgab, sahen insgesamt drei Millionen Menschen zu. Das entspreche einem Marktanteil von 20,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen und 16,5 Prozent bei den 14- bis 59-Jährigen.
So lief es für die anderen Gründer:
• „Spooning Cookie Dough“ von Diana Hildenbrand und Constantin Feistkorn
Schon als Kind hat Diana Hildenbrand gerne vom Keksteig ihrer Großmutter genascht. Das änderte sich auch im Erwachsenenalter nicht – bis sie schwanger wurde. Hatte sie die Warnungen vor Bauchschmerzen früher noch ignorieren können, war roher Teig nun wirklich tabu.
„Ich weiß nicht, ob die Hormone mit mir durchgegangen sind, ich war kurz vor den Tränen“, erinnert sich Hildenbrand. Es musste eine Lösung her.
Über 100 Backversuche später sind die 36-Jährige und ihr Partner am Ziel: In ihrer „Spooning Cookie Dough“-Bar in Berlin-Prenzlauer Berg verkaufen sie rohen Keksteig ohne Ei, ohne Backpulver und garantiert ohne Bauchschmerz-Potenzial. Nun wollen sie expandieren – und das Produkt in den Handel bringen. Wöhrl und Dümmel schmeckte die Idee: Deal!
Das kostet eine Kugel „Spooning Cookie Dough“: ca. 2 Euro.
• „ruwi“ von Rudolf Wild
Hervorragend lief es für den 79-jährigen Rudolf Wild aus dem bayrischen Baunach. Der pensionierte Tischlermeister und Hobbygärtner hat eine Multifunktionsharke erfunden, die nicht nur ihm die Gartenarbeit deutlich erleichtert. „Auf Gartenmessen ist die Begeisterung riesig“, sagte Wild. Und bei den „Löwen“ auch.
„Es ist so toll, Menschen kennenzulernen, die in Ihrem Alter Visionen haben, das Leben in Fülle leben, so lange es irgendwie geht. Da sind Sie für mich ein Rolemodel. Ganz fantastisch“, lobte Williams.
Den Deal machte Wild aber mit Dümmel. „Bitte nehmen Sie mich, Sie sind spitze!“, hatte der zuvor quasi darum gebettelt – und der 79-Jährige tat ihm für 80.000 Euro und 30 Prozent Firmenanteile gerne den Gefallen.
Das kostet die „ruwi“-Multiharke: 60 Euro.
• „Daisygrip“ von Karl Hartmann und Konstantin Altrichter
Die 26-jährigen Rostocker sicherten sich ebenfalls einen Deal – wenn auch nur mit viel Wohlwollen. Ihre Erfindung – ein Venen-Stauschlauch aus Gummi, der die Keimübertragung im Krankenhaus verhindert – kam zwar bei allen gut an, so richtig fühlte sich aber niemand berufen, mit den schwierigen Kunden Krankenhäuser ins Geschäft zu kommen. Doch dann fasste sich Maschmeyer ein Herz.
„Weil das so viel zu tun ist, möchte ich eigentlich ‘Nein’ sagen. Andererseits haben Sie eine tolle Erfindung. Sie können wirklich ein Life-Changer sein“, so der Investor. „Ich könnt’s nicht übers Herz bringen, abzusagen. Ich gebe Ihnen die 100.000, plus Working Capital, möchte dafür aber 25 Prozent.“ Das ließ sich einrichten.
Das kostet der „Daisygrip“: aktuell 19,90 Euro, ab 1.10. wieder 24,96 Euro
• „pazls“ von Thomas Poddey, Philip McRae und Julian Bäßler
Schraubst du noch oder pazlst du schon?, fragten die studierten Bauingenieure und stellten fest: Die „Löwen“ würden gerne pazlen, sprich: Möbel ohne lästiges Schrauben und Hämmern zusammenbauen. Ihr Möbelsystem mit patentierter Magnetverbindung wollten gleich zwei Investoren sponsoren. Am Ende fiel die Wahl auf Thelen und gegen Wöhrl, denn von ihm versprachen sie sich am meisten Hilfe beim E-Commerce.
Doch wie das Portal „Gründerszene“ berichtet, sei der Deal inzwischen wieder geplatzt. „Das Investment ist im Anschluss leider nicht zustande gekommen. Wir sind getrennte Wege gegangen“, sagte „pazls“-Geschäftsführer Thomas Poddey. Der Grund: Thelens Beteiligungsgesellschaft Freigeist Capital habe die Wettbewerbs- und Marktsituation anders eingeschätzt als die Gründer von „pazls“.
Das kostet ein Sideboard bei „pazls“: etwa 550 Euro.
• „Furryfit“ von Micha und Jona Neubert
Viel Lob für den sympathischen Auftritt gab es für die zwei Brüder. Einen Deal holten sie mit ihrem Aktivitätstracker für Hunde allerdings nicht heraus. Zu unausgegoren erschien den „Löwen“ das Gesundheitstool mit passender App, das aus ihrer Sicht die wichtigste Funktion vermissen ließ: einen GPS-Tracker, mit dem man verschwundene Tiere orten kann.
Das kostet der „Furryfit“: 99 Euro.