Essen. Das Porträt einer langen Ehe ist der zweite Film in dieser Woche zu Ehren von Schauspielerin Iris Berben. Sie ist 70 Jahre geworden.

Schon bei den ersten Bildern dieses Films traut man seinen Augen nicht. Da erscheint plötzlich aus dem Dunkel eine Frau in deutlich späten Jahren, bei der offenbar die Wehen eingesetzt haben. Man befindet sich offensichtlich in einem Containerterminal, was es dem Ehemann schwer macht, per Handy die Ambulanz zu alarmieren. Im Kreißsaal dann gratuliert man ihr – und legt ihr ein Bärenbaby in den Arm. Natürlich, alles nur ein Traum.

Aber einer, der für die 66-Jährige nachhaltige Wirkung zeigen wird. „Mein Altweibersommer“ lautet der Titel dieses anfangs so seltsamen Films, bereits der zweite innerhalb dieser Fernseh-Woche zu Ehren von Iris Berben. Denn genau heute darf sie ihren 70. Geburtstag feiern.

Iris Berben wird 70! Ein Geburtstagsinterview

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    „Mein Altweibersommer“: Die Liebe ist nie auf der Strecke geblieben

    Am Montag überraschte sie mit „Nicht tot zu kriegen“, nah an der eigenen Biografie und mit sehr viel Spannung. Dies hier nun ist das Porträt der langanhaltenden Ehe von Markus (Rainer Bock) und Ebba (Iris Berben). Bei beiden ist die Liebe nie auf der Strecke geblieben, im Gegenteil. Gemeinsam haben sie im Rentenalter noch einmal ein Startup-Unternehmen aufgebaut und liefern nun Nahrung für Komapatienten an Kliniken.

    Es ist ein Pärchen wie Cello und Klarinette, wie Markus gern betont. Alles wäre wie immer, aber dann ist da die Fahrt zu Freunden (Martin Brambach, Leslie Malton) an der Ostsee. Bei einem Strandspaziergang fällt Ebba ein Ein-Mann-Zirkus auf, geführt von dem Dänen Arne (Peter Mygind). Dem ist gerade der Mitarbeiter abhandengekommen, der im Bärenfell ein paar Tanzeinlagen bringen musste.

    Die Drehbuchautorin Beate Langmaack, die zuletzt für Iris Berben das preisgekrönte Buch zu „Hanne“ fertigte, ist auch bei diesem Film wieder mit dabei. Diesmal allerdings muss man als Zuschauer schon ein wenig schlucken. Nicht nur, dass Ebba sich angesichts des Bärenfells an ihren Traum erinnert fühlt. Nein, sie belügt ihren Mann, nimmt nicht an einer mehrtägigen Tagung teil und fährt stattdessen zum Mikro-Zirkus und seinem Betreiber. Immerhin erklärt sie Arne, dass sie nicht seinetwegen gekommen sei, sondern allein des Bärenfells wegen, indem sie sich so herrlich bewegen könne.

    Der Sex kommt doch noch zu seinem Recht

    Natürlich kommt der Sex dann doch noch zu seinem Recht, aber Ehemann Markus weiß ohnehin schon alles. Er bittet bereits auf großen Lettern, sie möge doch wieder heimkommen. Rainer Bock spielt diesen so plötzlich hintergangenen Ehemann mit einer beneidenswerten Ruhe, ganz ohne Ausbruch.

    Lassen wir einfach mal den Fortgang dieser Krise beiseite. Und seien wir nicht mehr befremdet von der Tatsache, dass Menschen durchaus eine Faszination für bestimmte Tierarten entwickeln können. In ihrem vorletzten Film „Nicht tot zu kriegen“ trägt Iris Berben bereits unentwegt einen schweren Bärenfellmantel mit sich herum.

    Wenden wir uns lieber dem Drehbuch zu, bei dem Beate Langmaack sich diesmal Besonderes vorgenommen hat. „Wie ist das, wenn man überall die Schönste ist?“ will der Zirkusdirektor wissen und möchte sich doch damit nur Anwanzen. „Was, wenn ich das gar nicht sein will“, antwortet Ebba, „sondern jemand, der ist, der war, der sein wird“. Lassen wir es einfach dabei.

    • 12. August, ARD, 20.15 Uhr

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