Essen. Nach dem stummen Protest der Nationalmannschaft des Irans, gab es in den sozialen Medien viel Unterstützung für die Fußballer

Es war eine der bisher eindrucksvollsten Szenen dieser noch jungen Fußball-Weltmeisterschaft in Katar: Vor ihrem Auftaktspiel gegen England schweigen die iranischen Fußballer während der Nationalhymne. In ihrer Heimat drohen ihnen darum Konsequenzen durch das brutale Mullah-Regime. Es war ein stiller Protest, um die Menschen in ihrem Land zu unterstützen, die gerade im Kampf gegen das Mullah-Regime ihr Leben riskieren. Schlimmstenfalls droht den Fußballern in ihrer Heimat sogar eine Gefängnisstrafe.

Ernste Gesichter und großes Schweigen: Die iranische Mannschaft während der Nationalhymne.
Ernste Gesichter und großes Schweigen: Die iranische Mannschaft während der Nationalhymne. © afp

Auf den Rängen im Khalifa-International-Stadion in Doha hatten iranische Fans deshalb Tränen in den Augen, Frauen trugen als Zeichen des Protestes ihre Haare offen.

Große Solidarität in den Sozialen Medien für den Iran

In den Sozialen Medien gab es für den stummen Protest der Iranischen Nationalmannschaft viel Unterstützung und große Solidarität.

Bijan Dir-Sarai, Generalsekretär der FDP, kommentierte die Aktion beispielsweise bei Twitter: "Kein einziger Spieler der iranischen Nationalmannschaft hat die Hymne der Islamischen Republik mitgesungen. Ein Zeichen der Solidarität mit der Revolution der Menschen im Iran".

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"Das einzige, wofür sich diese WM in Katar wirklich lohnt: für die Solidarität und den Mut der iranischen Mannschaft und für die Sichtbarkeit der Proteste im Iran vor der gesamten Weltöffentlichkeit. Bewegend", findet beispielsweise Marc Berthold, Leiter der Heinrich-Böll-Stifung Frankreich/Italien.

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Omid Nouripour, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, der auch die iranische Staatsangehörigkeit besitzt, äußerte sich ebenfalls auf Twitter:

„Viele iranischen Nationalspieler haben unter Druck Mut gezeigt, manchen nicht genug. Ein Hauch von diesem Mut zu zivilem Ungehorsam beim DFB, von denen glücklicherweise niemand mit einem. Bein im Gefängnis steckt, wäre schön gewesen.“

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Viele Nutzer in den Sozialen Medien waren ebenfalls Nouripours Meinung, dass sich der DFB am stummen Protest der Iraner ein Beispiel nehmen solle, nachdem der Verband auf Druck der Fifa im Armbinden-Streit um den "One Love"-Schriftzug klein beigegeben hatte. Einige Nutzer kürten den Iran schon jetzt zum "moralischen Weltmeister".

Hashemian postet Instagram-Story

Zurückhaltender, aber dennoch eindeutig äußerte sich der ehemalige Fußballprofi Vahid Hashemian auf Instagram. Der in Teheran geborene Hashemian spielte früher unter anderem für den VfL Bochum und den FC Bayern, heute lebt er mit seiner Familie in Hamburg. Der ehemalige Iranische Nationalspieler bezog seine Äußerung zwar nicht direkt auf den Protest seiner Fußball-Kollege, postete aber kurze Zeit später auf persisch:

"Kurden sind Teil des Irans. Beluschen, Loren, Gilaner, Türken."

Hashemian.jpg
© privat

Auch der iranischstämmige Grünen-Politiker Ario Mirzaie meldet sich bei Twitter zu Wort und erklärte, warum die Geste der Fußballer in ihrer Heimat auch kritisch gesehen werden könnte:

"Während in das Schweigen des iranischen Teams zur Nationalhymne (wird im Iran als Protestakt bestraft) positiv kommentiert wird (gerade im Kontext #OneLoveBinde und Fifa), reagieren Protestierende im Iran reserviert. Ein Grund: Dieser Fototermin."

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"Vor dem Abflug nach Katar traf sich das Team mit Präsident Raisi und gab sich dabei demütig. Das kam nicht gut an im Iran. Deshalb freuen sich die meisten dort, wenn das Team ausscheidet. Es gibt sehr viel Häme gegen das Team, z.B. zu ihren PR-Fotos", schreibt Mirzaie. Dennoch bezeichnet er den stummen Protest des National-Teams als "dicke PR-Ohrfeige für die Islamische Republik".

ZDF-Korrespondentin kritisiert Nationaltrainer Queiroz

Golineh Atai, Journalistin und ZDF-Korrespondentin, mit iranischen Wurzeln, kritisierte indes des Aussage des portugisischen Nationaltrainer des Irans Carlos Queiroz scharf.

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Dieser hatte im Anschluss an die 2:6-Niederlage gegen England Teile der Fans kritisiert. „Wenn die Fans uns nicht unterstützen, sollen sie zuhause bleiben.“ Queiroz hatte in den Schlussminuten des WM-Auftaktspiels immer wieder wie wild mit den Armen gerudert und die Fans dazu aufgefordert, mehr Stimmung zu machen. „Jeder weiß, dass es brisante Umstände im Umfeld meiner Spieler gibt. Es ist nicht die beste Umgebung bei so einem Turnier“, sagte Queiroz. Er forderte dazu auf, die Spieler, die er „meine Kids“ nennt, in Ruhe Fußball spielen zu lassen.

Atai meint dazu: "Wenn Menschen verfolgt, unterdrückt, gequält und kleine Kinder getötet werden, dann sind wir alle keine “ich-bin-doch-nur-ein-einfacher-Hausmeister/Sportler/Lehrer…der von nichts weiß” mehr. Ich dachte eigentlich, das hätten wir gelernt - aus unserer europäischen Geschichte."

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