Washington. Joe Biden hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Seine Symptome sind mild – die Infektion wird in den USA trotzdem zum Politikum.

"Ich klinge deutlich schlechter, als ich mich fühle" hatte US-Präsident Joe Biden kürzlich gesagt, als er auf seine tiefe, heisere Stimme angesprochen wurde. So sehr er versucht, seine Covid-Erkrankung herunterzuspielen und zu demonstrieren, dass die Devise "business as usual" gilt, wollen die Ärzte im Weißen Haus auf Nummer sicher gehen. Zwar befindet sich Biden knapp vier Tage nach seiner Corona-Diagnose weiter auf dem Wege der Besserung. Trotzdem wird er noch für einige Zeit von sämtlichen Mitarbeitern isoliert bleiben.

Zunächst hieß es, Biden werde den Vorgaben der Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control (CDC) folgen. Diese sehen vor, dass sich ein Patient in Selbstquarantäne begibt und dort mindestens fünf Tage nach Einsetzen der ersten Symptome bleibt. Angesichts Bidens fortgeschritten Alters – im November wird er 80 – will sein Leibarzt Kevin O’Connor aber besondere Vorsicht walten lassen: "Aus der Isolation kommt der Präsident frühestens dann heraus, wenn er negativ getestet wurde", sagte O’Connor.

Dabei gehe es nicht nur um die Gesundheit des Präsidenten, betonen seine Ärzte, sondern auch die der Mitarbeiter. Schließlich sei wahrscheinlich, dass Biden sich mit der ansteckenden BA.5-Variante des Virus infiziert habe.

Biden nach Corona-Infektion auf dem Weg der Besserung

Ermutigend sei, so Gesundheitsexperten, dass Bidens Zustand sich kontinuierlich verbessert habe. Zunächst hatte der Präsident bei leicht erhöhter Temperatur unter Müdigkeit, Husten und Schnupfen gelitten. Behandelt wurde er dann am Wochenende mit den antiviralen Medikament Paxlovid, das Biden zwei Mal pro Tag über fünf Tage nehmen muss. Auch hat er vorübergehend Blutverdünner sowie Medikamente, die seinen Cholesterinspiegel senken, ausgesetzt. Im Zusammenspiel mit Paxlovid können diese nämlich gefährliche Nebenwirkungen entfalten. Mittlerweile klage Biden nur noch über leichte Halsschmerzen.

Unterdessen bedeutet "business as usual", dass der Präsident entweder allein im Oval Office sitzt oder von einem Auditorium im Weißen Haus aus virtuelle Treffen mit seinem Kabinett und seinen Wirtschaftsberatern abhält. Am Montagabend wird er über Video einer Konferenz des nationalen Verbands afroamerikanischer Polizisten zugeschaltet. Regierungssprecherin Karine Jean-Pierre betonte, dass sie die Presse über die Aktivitäten des Präsidenten täglich auf dem Laufenden halten werde. Auch nutzte sie ihr Podium, um den Aufruf an alle Bürger über 50 Jahren zu wiederholen, sich für die zweite Booster-Spritze anzumelden.

Bidens Infektion wird in USA zu Politikum

Wie es in Washington auch nicht anders sein kann, hat sich Bidens Covid-Erkrankung zu einem Politikum entwickelt. Demokraten weisen auf die Resistenz des Präsidenten hin und ziehen den Vergleich zu seinem Vorgänger Donald Trump. Als er mit Corona diagnostiziert wurde, landete der Republikaner im Walter Reed Militärkrankenhaus und musste dort drei Tage verbringen. Der Vergleich ist allerdings insofern ein hinkender, als Biden insgesamt vier Impfspritzen erhalten hat und die Impfstoffe noch gar nicht auf dem Markt waren, als Trump positiv testete.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.