Berlin. Oskar Lafontaine ist aus der Partei Die Linke ausgetreten. Das teilte der 78-Jährige am Donnerstag mit. Er beendet seine Karriere.

Der Mitgründer und einstige Vorsitzende der Linkspartei, Oskar Lafontaine, ist aus der Partei ausgetreten. Dies teilte der 78-Jährige am Donnerstag in Saarbrücken mit. „Ich wollte, dass es im politischen Spektrum eine linke Alternative zur Politik sozialer Unsicherheit und Ungleichheit gibt, deshalb habe ich die Partei Die Linke mitgegründet. Die heutige Linke hat diesen Anspruch aufgegeben“, heißt es in einer Erklärung Lafontaines.

Nach einem Streit mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder im Jahr 1999 hatte Lafontaine den Vorsitz der SPD niedergelegt. Er verließ die Partei letztlich und formierte sechs Jahre später aus der westdeutschen Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) und der ostdeutschen PDS die neue Linkspartei.

Oskar Lafontaine (Die Linke) bei einer Veranstaltung.
Oskar Lafontaine (Die Linke) bei einer Veranstaltung. © dpa

Oskar Lafontaine: Er kehrt der Politik nach mehr als 50 Jahren den Rücken

Lafontaine hinterlässt eine in sich völlig zerstrittene saarländische Linke. Verantwortlich für den Streit ist der bisherige Landtagsfraktionschef aber nicht allein. Das Verhältnis zwischen Fraktion und Landespartei an der Saar galt schon seit langer Zeit als angespannt.

Lafontaine, seit 2009 Chef der Linksfraktion im saarländischen Landtag, hatte den Kurs seiner Partei auf Bundesebene in den letzten Jahren immer wieder hart kritisiert, unter anderem in der Flüchtlingspolitik, aber auch wegen ihres Corona-Kurses.

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 eskalierte der Streit, Auslöser war die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl. Die Parteimitglieder wählten in einer Kampfabstimmung am Ende den Landeschef Thomas Lutze, während die Fraktion um Lafontaine den Abgeordneten Dennis Lander favorisierte.

Es folgten mehrere Fraktions- beziehungsweise Parteiausschlüsse gegen Mitglieder der jeweiligen Lager. Auch gegen Lafontaine selbst läuft ein Parteiausschlussverfahren, weil er infolge des Streits im Bundestagswahlkampf dazu aufrief, die Partei nicht zu wählen.

Linkspartei im Saarland: Oskar Lafontaine mit reichlich Dankesworten verabschiedet

Mit der Landtagswahl im Saarland am 27. März kehrt Lafontaine nach mehr als 50 Jahren der aktiven Politik den Rücken. Zuletzt hatte er seit 2009 die Linksfraktion im saarländischen Landtag geführt. Am Mittwoch war er in seiner letzten Landtagssitzung mit reichlich Dankesworten verabschiedet worden. Lafontaine ist verheiratet mit Sahra Wagenknecht, auch sie ist Politikerin der Linkspartei. Auch sie ist in der Partei umstritten.

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    Ihr Mann „Oskar“, wie er im Saarland heißt, war fast alles, was man in einem politischen Leben in Deutschland werden kann: Oberbürgermeister von Saarbrücken, SPD-Landesvorsitzender, Ministerpräsident des Saarlandes (1985-1998), SPD-Kanzlerkandidat (1990), SPD-Bundesvorsitzender, Bundesfinanzminister, Mitgründer der Linkspartei und deren Partei- und Fraktionsvorsitzender im Bundestag.

    (fmg/dpa/AFP)