Berlin. Wie stoppen wir die Klimakrise? Markus Lanz fragte am Donnerstag nach Strategien. Vor allem ein Gast tat sich mit großen Ideen hervor.

In Glasgow ist die Klimakonferenz COP26 in vollem Gange, doch außer "Appellen kam bislang nichts raus", meint Markus Lanz. Er will deshalb von seinen Gästen wissen, was wir tun können, um das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen zu können. Denn, so der Moderator, wenn wir in acht Jahren noch genauso viele Treibhausgase ausstoßen wie jetzt, "ist das passé".

Darin, dass jetzt etwas getan werden muss, ist sich die Runde an diesem Abend einig. Doch die Wege zum Ziel der Klimaneutralität sind völlig unterschiedlich. Ökonom Marcel Fratzscher sagt, dass es bei Veränderungen vor allem auf die "richtige Geschwindigkeit" ankomme.

Dass Abwarten nicht funktioniert habe, habe die Vergangenheit gezeigt. "Wir müssen in den nächsten zehn Jahren das schaffen, was wir in den letzten 30 Jahren nicht geschafft haben", so sein Aufruf. Der Physiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch bemerkt flapsig: "Wir brauchen den Besuch von Außerirdischen."

Die Klimaveränderungen seien schon seit vielen Jahren bekannt, "wir haben es halt versemmelt", so das Urteil von Lesch. "Wir hätten vor 40 Jahren mit den Veränderungen anfangen müssen", meint der Wissenschaftler. Deshalb müsse man auch mal über den Elefanten reden und nicht ständig nur über die Mäuschen.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Harald Lesch, Wissenschaftsjournalist
  • Frank Thelen, Unternehmer
  • Lamia Messari-Becker, Bauingenieurin
  • Marcel Fratzscher, Ökonom

Wissenschaftler bei "Lanz": "Wir leiden an Energieadipositas"

Die entscheidende Frage für Lesch ist: "Woher holen wir unsere Energie?" Denn Energie sei die Bedingung, um überhaupt etwas machen zu können, und davon bräuchten wir viel zu viel – Energieadipositas nennt er das. Unternehmer Frank Thelen sieht die Lösung im "Pioniergeist". Es müsse mehr investiert und entwickelt werden.

Dafür schlägt er mehrere Lösungen vor: CO2 aus der Atmosphäre rausnehmen und daraus Steine produzieren, Atomkraft 4.0. als Übergangslösung, bessere Speichertechnologien für Windenergie, Kernfusion oder den kollektiven Verzicht auf Fisch und Fleisch. "Wir müssten die Currywurst eigentlich abschaffen. Einen Tod müssen wir sterben", so Thelen.

Lesch bleibt in der Frage nach neuen Atomenergien und Kernfusionen beim Bild des Elefanten und merkt an: "Fliegende Elefanten werden abstürzen". Was er damit meint ist, dass es sich dabei nicht um kurzfristige Lösungen handle und die Technologien bislang lediglich in Forschungsreaktoren stattfänden. Thelen stichelt zurück und nennt die "Sichtweise beschränkt".

"Markus Lanz": Klimaneutralität geht nicht ohne Verzicht

Worin sich die Runde hingegen einig ist, dass sich die Klimakrise ohne Verzicht oder eine Änderung der Prioritäten nicht verhindern lässt. Marcel Fratzscher betont, dass dieser sozial gerecht stattfinden müsse. Er spricht in diesem Zusammenhang von einer "Umverteilung von oben nach unten".

Wie alle in der Runde sieht auch die Bauingenieurin Lamia Messari-Becker die Politik bei den komplexen Herausforderungen der Klimakrise in der Verantwortung. Sie wünscht der künftigen Regierung deshalb "Berater, die die Probleme nicht verniedlichen."

"Markus Lanz" – So liefen die vergangenen Sendungen