Berlin. Auch die SPD sortiert sich neu. Wer könnte Chef oder Chefin werden? Laut einer Umfrage ist die Meinung in der Bevölkerung nicht klar.

Wie die CDU sortiert sich die SPD neu. Vom 10. bis zum 12. Dezember wird sie turnusgemäß ihre Führung auf einem Parteitag wählen. Mit dem Erfolg bei der Bundestagswahl hat der für die SPD-Kampagne zuständige Generalsekretär Lars Klingbeil an Profil und Bekanntheit gewonnen. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion schnitt er am besten ab, allerdings auf bescheidenem Niveau: 18 Prozent der befragten Bürger stimmten für ihn. Genauso viele antworteten: „weiß nicht“. Befragt wurden 5048 Bürger zwischen 29. Oktober und 2. November. Fehlerquote: 2,5 Prozent.

Das Meinungsbild bildet die aktuelle Diskussion ab, nachdem SPD-Chef Norbert Walter-Borjans angekündigt hat, nicht wieder antreten zu wollen. Seine Co-Vorsitzende Saskia Esken lässt offen, ob sie weitermachen will.

SPD-Vorsitz: Doppelspitze Schwesig-Klingbeil?

Als neue Doppelspitze wird über Klingbeil und die wiedergewählte Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, spekuliert. Sie sahen 14 Prozent der Befragten an der Spitze der Partei. Das Duo hat den stärksten Zuspruch unter den SPD-Wählern. Die Personaldebatte war von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich eröffnet worden, um Esken aus der Reserve zu locken. Er machte klar, dass er von einer Doppelspitze ausgeht und dass Schwesig/Klingbeil „herausragend“ seien.

Umfrage zum SPD-Vorsitz: So schnitten die Politiker ab

18 Prozent: Lars Klingbeil, Generalsekretär.
18 Prozent: Lars Klingbeil, Generalsekretär. © dpa | Fabian Sommer
14 Prozent: Manuela Schwesig, Generalsekretärin von Mecklenburg-Vorpommern.
14 Prozent: Manuela Schwesig, Generalsekretärin von Mecklenburg-Vorpommern. © dpa | Jens Büttner
12 Prozent: Kevin Kühnert, stellvertretender SPD-Chef.
12 Prozent: Kevin Kühnert, stellvertretender SPD-Chef. © picture alliance / rtn - radio tele nord | Pa
10 Prozent: Olaf Scholz, Bundesfinanzminister und Kanzlerkandidat.
10 Prozent: Olaf Scholz, Bundesfinanzminister und Kanzlerkandidat. © dpa | Alessandra Tarantino
9 Prozent: Hubertus Heil, Arbeitsminister.
9 Prozent: Hubertus Heil, Arbeitsminister. © dpa | Bernd von Jutrczenka
4 Prozent: Franziska Giffey, Landesvorsitzende der Berliner SPD.
4 Prozent: Franziska Giffey, Landesvorsitzende der Berliner SPD. © dpa | Monika Skolimowska
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Auf Platz drei folgt in der Umfrage mit zwölf Prozent der Mann, den viele als das Führungstalent der SPD betrachten oder befürchten – je nachdem. Die Rede ist von Kevin Kühnert, innerparteilich klar im linken Spektrum zu verorten. Er ist bei den Wählern bis 39 besonders beliebt und erfährt aus den Reihen der Grünen (25 Prozent) sogar noch mehr Zuspruch als von Sozialdemokraten (14 Prozent). Kühnert ist erst 32 Jahre alt und erstmals per Direktmandat in den Bundestag eingezogen. Kommt die Herausforderung für ihn noch zu früh?

Umfrage: Am schlechtesten schneidet Franziska Giffey ab

Wer übermütig zu hoch fliegt, läuft Gefahr zum Ikarus zu werden. Die Figur aus der griechischen Mythologie kam der Sonne so nahe, dass ihre Flügel aus Wachs schmolzen und Ikarus abstürzte. In gewisser Weise ergeht es so der Frau, die in der Umfrage richtig schlecht abschneidet. Am wenigsten – vier Prozent – wünschen sich als SPD-Chefin Berlins designierte Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, als Frauenministerin einst eine Sympathieträgerin.

Während es in der Union als goldene Regel gilt, dass die Führung von Kanzleramt und Regierungspartei in eine Hand gehört, hat Kanzlerkandidat Olaf Scholz klargemacht, dass er Esken und Walter-Borjans nicht die Position streitig machen will – in weiser Selbsteinschätzung. Nur zehn Prozent der Befragten sehen ihn als Parteichef. Am besten schneidet er bei den Wählern zwischen 18 und 29 Jahren ab. Da kommt er auf 16 Prozent – mehr als Kühnert. Viel Zuspruch gibt es für ihn bei den Wählern der Union (14 Prozent) und der FDP (18).

Die Spitzenposition könnte noch auf ein weiteres Kabinettsmitglied zukommen: Hubertus Heil, Ex-Generalsekretär und bisher Arbeitsminister. Ihn hatten nur neun Prozent der Bürger laut Civey auf ihrer Rechnung. Aber auch er käme infrage und verfügt über viel Rückhalt.