Berlin. Boris Johnson reiste mit dem Flugzeug zur Weltklimakonferenz von London nach Glasgow. Nun gibt es Kritik an seiner Vorbildfunktion.

Zu Beginn der Klimakonferenz in Glasgow hat der britische Premierminister Boris Johnson am Montag noch eindringlich gewarnt, es sei „eine Minute vor Mitternacht auf der Uhr des Weltuntergangs“. Das Treffen müsse „diese Bombe“ entschärfen und „der Anfang vom Ende“ des zerstörerischen Klimawandels werden. Seine Worte fielen jedoch schnell in sich zusammen: Am selben Tag noch meldeten Nachrichtenagenturen, dass Johnson mit einem Flugzeug von Glasgow ins gut 650 Kilometer entfernte London zurückreisen werde und nicht zum Beispiel mit einem Zug.

Privat- und Kurzstreckenflüge sind pro Passagier und Kilometer besonders belastend für die Atmosphäre. „Wir stehen unter erheblichem Zeitdruck“, sagte ein Sprecher von Johnson und versuchte noch, die Kritik an der fehlenden Vorbildfunktion des Premiers einzufangen. Das war zu spät. Die Nachricht war in der Welt, Johnsons Glaubwürdigkeit beschädigt. Und damit ist er nicht allein.

COP26 in Glasgow: Rund 400 Flüge in Zusammenhang mit der Konferenz

Mitarbeiter der britischen Zeitung „Daily Mail“ stellten sich schon am Sonntag an den Flughafen von Glasgow und beobachteten, wer gipfelkonform andere zum klimabewussten Reisen aufruft, selbst aber ordentlich CO2 in die ­Atmosphäre pustet. Ihr Ergebnis: Mindestens 52 Privatjets aus Europa, Afrika und Asien landeten in Glasgow. Rund 400 Flüge wurden in Zusammenhang mit der Konferenz gezählt. Das habe mindestens 13.000 Tonnen CO2 entstehen lassen – so viel wie 1600 britische Durchschnittsbürger pro Jahr produzierten.

Prinz Charles kam im Jet vom G20-Treffen in Rom, Amazon-Chef Jeff Bezos von einer Feier auf einer Jacht vor der Küste der Türkei. Joe Biden reiste mit vier Flugzeugen an – mit dabei ein Helikopter und ein ganzer Fuhrpark an SUVs.