Berlin. Wie gehen wir künftig mit Ungeimpften um? Das will Markus Lanz am Mittwoch von seinen Gästen wissen – und die streiten sich lauthals.

"2G statt 3G" so könnte laut einem aktuellen Ministeriumsbericht der Corona-Fahrplan für den Herbst aussehen. Damit ist gemeint, dass einige Corona-Maßnahmen künftig nur noch ungeimpfte Menschen einschränken könnten und beispielsweise ein Restaurantbesuch für Geimpfte oder Genesene ("2G"), nicht aber für Getestete ("3G") möglich ist.

Mit den Maßnahmen soll die deutliche sinkende Impfbereitschaft wieder in Gang gebracht werden. Moderator Markus Lanz will deshalb von seinen Gästen wissen, wie es im Herbst mit den Ungeimpften weitergeht und welche Debatten geführt werden müssen.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Wolfgang Kubicki (FDP), Politiker
  • Prof. Helga Rübsamen-Schaeff, Virologin
  • Gregor Peter Schmitz, Journalist

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) sieht in den geplanten Einschränkungen für Ungeimpfte eine "Impfpflicht durch die Hintertür", der Staat schaffe so eine "faktische Impfpflicht". Er selbst sei geimpft und werbe auch für eine Impfung, doch es sei nicht die Aufgabe des Staates, den Menschen das Lebensrisiko abzunehmen, so seine Argumentation. Massive Grundrechtseinschränkungen seien deshalb nicht hinnehmbar.

Eine Begründung, die weder der Moderator noch die anderen Gäste so recht hinnehmen wollen. Markus Lanz sagt an diesem Abend mehrfach, dass es ihm bei Kubicki "um den Sound" derartiger Aussagen gehe. Der Eindruck, der dadurch entstehe, sei, dass wir in einem "fürchterlichen Unrechtsstaat" lebten, der "dysfunktional" sei.

Journalist bei "Lanz": "Der Rechtsstaat ist nicht kollabiert"

Gregor Peter Schmitz ist Chefredakteur der "Augsburger Allgemeinen" und sieht das ähnlich. Kubickis aktuellstes Buch trägt den Untertitel: "Wie ein Virus unseren Rechtsstaat aushebelt". Schmitz sagt, er hat nachgezählt: Alleine 14-mal habe der Bundestagsvize nur in seinem Blatt im vergangenen Jahr veröffentlicht. Er habe so in Form von Gastbeiträgen sehr wohl sehr ausführlich die Möglichkeit gehabt, seine Meinung kundzutun.

"Der Rechtsstaat ist nicht kollabiert", betont Schmitz. An Kubicki und dessen für Querdenker zumindest offene Sprache gerichtet, sagt er: "Es klingt so ein Hauch, ohne, dass ich das jetzt gleichsetzen will, von Sarrazin durch. So als ob man nichts mehr sagen dürfe." Doch Kubicki macht unbeirrt aller Einwände aus der Runde den Abend über in ähnlicher Manier weiter und nennt an einer Stelle der Diskussion die einstigen Ausgangssperren gar "eine Überwachungsmöglichkeit" des Staates.

"Lanz": Welche Maßnahmen würde ein Kanzler Kubicki treffen?

Auch die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff kann eine Bedrohung des Rechtsstaates nicht erkennen. "Wir sind durch das Virus bedroht", sagt sie. "Es geht nicht nur um rechtliche Grundlagen, es geht um Tote." Für sie gehöre es auch zum Schutzauftrag des Staates, Maßnahmen zu ergreifen.

Was Kubicki machen würde, wenn er morgen Bundeskanzler wäre, will Lanz wissen. Sein Vorschlag, sich am dänischen Modell zu orientieren, sorgt für laute Diskussionen in der Runde. Schmitz stellt fest: "Wir wollen doch alle das gleiche", fasst Schmitz die Diskussion an einer Stelle zusammen. Und das ist so ziemlich das Einzige, wobei sich alle Teilnehmenden an diesem Abend einig sind: Die Impfquote muss gesteigert werden. Wie das gelingen kann? Da ist man sich weiterhin uneins.

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