Berlin. Zur neuen AfD-Affäre nahm Markus Lanz Fraktionschef Gauland ins Kreuzverhör. Die wichtigste Frage kam am Donnerstag aber von links.

Niemand kann so gekonnt ahnungslos in die Runde gucken wie Alexander Gauland. An Angriffe gewöhnt, reagierte der AfD-Mann am Donnerstagabend jedenfalls auch auf die kritisch-freundlichen Nachfragen von Markus Lanz nur zu gerne mit diesem Blick, der kein Wässerchen trüben wollte.

Erst recht, als es um die neueste AfD-Affäre ging: Er habe den Namen vorgestern das erste Mal gehört, gab Alexander Gauland an: "Tom Rohrböck, oder wie der Vogel heißt, hat sich nie an mich gewandt."

Mit anderen Worten: Der AfD-Fraktionschef will von nichts gewusst haben. Schon gar nichts davon, zu welchem Zweck der Geschäftsmann aus Hessen regen Kontakt mit fast der Hälfte der AfD-Bundestagsfraktion hielt. Und erst seit diesem Tag überhaupt, dass sich Spitzenkandidatin Alice Weidel von Rohrböck bei einer Konferenz in Salzburg 2018 ein Luxushotelzimmer hatte bezahlen lassen, wie aktuelle Recherchen von NDR/ WDR/ Zeit herausgefunden haben wollen. Lesen Sie mehr zum Thema: Warum ist die AfD bei jungen Menschen im Osten so erfolgreich?

"Wo sind die Belege, dass Geld geflossen ist", fragte Alexander Gauland, der inzwischen alle Berichte gelesen und sich sogar die neueste "Panorama"-Sendung "angetan" hatte, zurück. "Sie haben keine."

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Fabio De Masi (Die Linke), Politiker
  • Alexander Gauland (AfD), Politiker
  • Ann-Katrin Müller, Journalistin ("Spiegel")
  • Neven Subotić, Fußballprofi

"Markus Lanz": Spenden kamen "wie gewünscht, gestückelt"

War das glaubhaft? Lanz ließ nicht locker: Hatte der AfD-Mann nicht Minuten zuvor noch selbst vorgeschlagen, dass "wir etwas ehrlicher miteinander umgehen sollten"? Also: "Können Sie ausschließen, den Mann getroffen zu haben?", hakte er nach. Schließlich gab es ein Foto, das beide Männer vor Jahren gemeinsam bei den "Petersberger Gesprächen" zeigte.

"Das war bei einem Treffen mit 40, 50 Teilnehmern", erklärte Alexander Gauland ungerührt, da wären auch CDU-Leute wie zum Beispiel Horst Teltschik dabei. So schlicht ließ sich der gelernte Journalist nicht festnageln, merkte auch Markus Lanz. Und holte zur Unterstützung Ann-Katrin Müller in die Runde.

Die "Spiegel"-Redakteurin, die regelmäßig über die AfD berichtet, aber offenbar so kritisch, dass sie inzwischen von Hintergrund-Gesprächen ausgeschlossen ist, lieferte schon mal ein paar erhellende Fakten zur jüngsten Partei-Spendenaffäre: Großspenden an die Partei wurden über erfundene Strohmänner verschleiert und laut entdeckter Emails "wie gewünscht, gestückelt" geliefert. So umgeht die AfD die namentliche Nennung der spendablen Unterstützer, was illegal war.

"Markus Lanz": Linken-Politiker stellt entscheidende Frage

"Wir haben Fehler gemacht", räumte Alexander Gauland da ein. Deshalb musste seine Partei jetzt fast 400.000 Euro Strafe zahlen, das Dreifache von dem, was sie eingeworben hatte. Aber: "Ich weiß nicht, wer die Spender waren", versuchte er sich erneut aus der Affäre zu ziehen.

"Ich schon", half Ann-Katrin Müller prompt aus und nannte die Namen der schweizerischen Milliardäre, die hinter den verdeckten Geldflüssen an AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel sowie Parteichef Jörg Meuthen und andere stehen sollen: "Henning Conle, Baron von Finck …".

"Sie hängen am Rockzipfel einiger Schweizer Oligarchen", schaltete sich an dieser Stelle Fabio De Masi von der Linken ein, der das erste Mal überhaupt bei "Markus Lanz" eingeladen war. "Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, wem Sie dienen", setzte er hinzu und forderte erneut ein generelles Verbot von Parteien-Großspenden.

"Markus Lanz": Zweite Geldaffäre an diesem Abend

Eingeladen war der finanzpolitische Sprecher der Linkspartei allerdings wegen einer anderen Affäre, die er seit mindestens 2017 verfolgte: Dabei ging es um 47 Millionen ergaunerter CumEx-Profite, die die Hamburger Warburg Bank hatte behalten dürfen, zu Lasten der Steuerzahler.

Welche Rolle spielte Olaf Scholz, damals noch Erster Bürgermeister, der den Bank-Mitinhaber Christian Olearius mindestens einmal in dieser Angelegenheit getroffen hatte? Gerade berichtete das "Manager Magazin", dass es noch weitere Treffen gegeben haben soll.

Wegen des "Steuergeheimnisses" konnte Fabio De Masi keine Details aus einer vertraulichen Sitzung verraten. Fest steht aber, beeilte sich Markus Lanz zu betonen, dass weder Olaf Scholz noch Peter Tschentscher, beide SPD, sich in ihren Ämtern persönlich bereichert hätten. "Das Problem ist aber nicht nur die Summe", erläuterte De Masi. "Sondern, dass dabei etwas viel wertvolleres beschädigt wurde: das Vertrauen in die Demokratie."

"Markus Lanz": Ethnische Säuberungen in Äthiopien

Bei solch abendfüllenden, schlagzeilenträchtigen Themen, war am Ende schon wieder fast vergessen, was ganz zu Anfang des "Lanz"-Talks Fußballprofi Neven Subotić zu berichten hatte. Dabei war das, was er über sein Engagement in Äthiopien erzählte und mit Bildern belegte, ebenso berührend wie erschreckend.

Der Vielvölkerstaat, bisher Vorbild für viele afrikanische Länder, droht gerade in einen Bürgerkrieg abzurutschen. "Es gibt Anzeichen für eine ethnische Säuberung", erklärte der frühere BVB-Star.

Er kannte das Land gut von vielen Besuchen: Seit 2012 hatte er mit Hilfe seiner Stiftung schon 363 Trinkwasserbrunnen in den ländlichen Regionen bauen lassen. Nicht nur steht in jeder dieser Gemeinden nun ein nachhaltiger Brunnen - auch die Mädchen der Dörfer können zur Schule gehen. Es ist nicht mehr notwendig, dass sie aus kilometerweit entfernten Quellen Wasser für die Dorfgemeinschaft holen.

Der Bürgerkrieg, der wohl ganz bewusst auch Ernten und Lebensmittelvorräte zerstörte, bedroht jetzt die weitere Entwicklung.

"Markus Lanz" – So liefen die vergangenen Sendungen