Berlin. Seit wenigen Tagen steht fest: Armin Laschet ist Kanzlerkandidat der Union. Kontrahent Söder holt nach seiner Niederlage nochmal aus.

  • Seit wenigen Tagen steht fest: Armin Laschet (CDU) ist Kanzlerkandidat der Union
  • Markus Söder (CSU) verzichtete nach dem Votum der CDU-Spitze für Laschet auf seine Kandidatur
  • Nun teilt der bayerische Ministerpräsident erneut gegen Laschet aus

Den Machtkampf gegen Armin Laschet verlor CSU-Chef Markus Söder. Doch statt dessen Kandidatur nun wie angekündigt zu unterstützen, geht Söder weiter auf Distanz zum ehemaligen Kontrahenten. Ihn habe „die Begründung der Kandidatur“ Laschets „nicht überzeugt“, sagte Söder der „Süddeutschen Zeitung.“

Laschet hatte sich nach langem Ringen um die Kanzlerkandidatur Anfang der Woche gegen Söder durchgesetzt. Dieser sagte nun mit Blick auf den CDU-Chef, es gebe „keinen persönlichen Bruch zwischen uns.“ Er und Laschet hätten jedoch „ein unterschiedliches Verständnis von Demokratie und Programm.“ Mit dem Votum des CDU-Bundesvorstandes für Laschet habe die CDU nun „auch die Verantwortung für das Verfahren und das Ergebnis“ übernommen.

Armin Laschet und Markus Söder wollten beide Kanzlerkandidat der Union werden.
Armin Laschet und Markus Söder wollten beide Kanzlerkandidat der Union werden. © dpa | Michael Kappeler

Söder verlangt Unionsergebnis von "deutlich über 30 Prozent"

Weiter sagte Söder, sein eigener Politikansatz sei „vielleicht etwas progressiver“ als der des CDU-Vorsitzenden. Heute sei es nicht klug, „eine Politik “Helmut Kohl 2.0' aus der Vergangenheit zu machen.„ Er, Söder, “stehe für eine Modernisierung im Programm„ etwa in den Bereichen Klima- und Artenschutz, Frauenquote oder Hightech-Agenda.

Söder äußerte gleichwohl die Erwartung, dass die Union mit Laschet als Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl am 26. September ein Ergebnis „deutlich über 30 Prozent“ erreichen werde. Für den Fall eines Wahlerfolgs forderte der CSU-Chef, ein künftiges Kabinett müsse „paritätisch“ mit Frauen und Männern besetzt werden. Auch müssten „deutlich mehr Vertreter der neuen Länder“ zum Zuge kommen und es müsse sich in der Regierung „die Realität der Migration abbilden.“

Söder sprach sich zudem, falls das Wahlergebnis es ermögliche, für eine Koalition der Union mit den Grünen aus. „Natürlich wäre die FDP der leichtere Partner. Aber die Grünen sind der spannendere“, gab er zu bedenken. „Es reicht nicht, Umwelt nur als Deko zu verstehen. Sie ist zentral“, hob er weiter hervor.

CSU-Chef Söder äußert Respekt vor Annalena Baerbock

Über die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sagte der CSU-Chef, sie habe zwar keine Regierungserfahrung, „aber sie hat ihre Lebenserfahrung, und das Modell einer jungen Kandidatin hat in Finnland, Dänemark und Neuseeland viele Anhänger gefunden“. Er nehme Baerbocks „frische und moderne Kandidatur sehr ernst.“

Seine eigene Bewerbung um die Kanzlerkandidatur der Union begründete Söder damit, dass es eine „massive Aufforderung aus der CDU und der Bevölkerung“ gegeben habe. „Wenn die Erwartungen der Menschen derart hoch sind, darf man sich nicht wegducken“, sagte er der „SZ“. Es sei jedoch nie sein „persönlicher Karriereplan“ gewesen, Kanzler zu werden.

Kritisch äußerte sich Söder dazu, dass der CDU-Vorstand in der Nacht zum vergangenen Dienstag für Laschet gestimmt habe, ohne auf die Stimmung der Basis Rücksicht zu nehmen: „Den Glauben, dass politische oder personelle Entscheidungen heute noch in den Gremien völlig unabhängig von der Basis und den Erwartungen der Menschen gemacht werden können, halte ich nicht für zeitgemäß.“ Gleichwohl habe er das Votum des CDU-Vorstands akzeptiert, um „einen schweren Riss“ in der Union zu vermeiden.

(afp/amw)