Berlin. Die neue Vorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, glänzt bei einem Interview mit Nichtwissen – dabei war die Frage erwartbar.

  • Die Linken-Co-Bundesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow gibt ein Interview
  • In der Sendung „Jung & Naiv“ spricht sie sich kategorisch gegen Kampfeinsätze der Bundeswehr aus
  • Doch auf Nachfragen muss sie peinlicherweise ihr Unwissen preisgeben

Es ist Bundestagswahljahr und die Partei Die Linke zieht mit einem frischen Führungsduo in den Kampf. Seit dem 1. März stehen zwei Frauen an der Parteispitze, Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow.

Beide wollen die Partei in die Regierungsbeteiligung führen und vertreten dabei Positionen, die eine solche ziemlich schwierig machen dürften. Beton rühren Wissler und Hennig-Wellsow etwa an, wenn es um Auslandseinsätze der Bundeswehr geht. Lesen Sie dazuHennig-Wellsow: „Linke auch bundesweit zum Erfolg führen“

Wissler sieht bei Bundeswehreinsätzen im Ausland „gar keine Möglichkeit für Kompromisse“, Hennig-Wellsow will deutsche Soldatinnen und Soldaten nur mit einem Blauen Helm aus ihren Kasernen ziehen lassen. Einsätze, wie den der Bundeswehr in Afghanistan oder die Teilnahme am völkerrechtlich umstrittenen Kosovokrieg lehnt sie ab, will derzeit aktive Missionen beenden.

Nur, welche das im Einzelnen sind, weiß Susanne Hennig-Wellsow offenbar gar nicht. In der Interviewsendung „Jung & Naiv – Politik für Desinteressierte“ glänzte die Parteivorsitzende mit Nichtwissen – oder zumindest einer an dieser Stelle schlechten Vorbereitung.

Bundeswehr in Somalia? „Das ist kein Kampfeinsatz“

Als Moderator Tilo Jung Hennig-Wellsow auf Kampfeinsätze der Bundeswehr ansprach und fragte, welche sie denn nun beenden wolle, geriet die sofort ins Rudern. „Die habe ich nicht alle einzeln im Blick“, antwortete sie und konnte auch die Nachfrage, ob sie überhaupt wisse, wie viele Kampfeinsätze der Bundeswehr „aktuell laufen“ nur antworten: „Nein.“

Ob sie denn wenigstens ein Beispiel nenne könne, wollte Jung wissen. Antwort: Afghanistan und Somalia. Ob der Anti-Piraterie-Einsatz der Bundesmarine vor Somalia ein Kampfeinsatz sei, fragte Jung direkt nach, worauf hin auch Hennig-Wellsow zugab: „Das ist kein Kampfeinsatz.“

Mehr zum Superwahljahr 2021:

Für ihre Wissenslücken musste die Parteivorsitzende auf Twitter viel Kritik einstecken, Nutzer nannten den Auftritt eine Blamage und amüsierten sich über das Nichtwissen der Co-Bundesvorsitzenden bei so zentralen Positionen ihrer Partei.

Andere nahmen Hennig-Wellsow in Schutz und hoben hervor, dass sie zumindest sofort zugegeben habe, nicht Bescheid zu wissen. Sie selbst verteidigte sich damit, es gebe nur eine richtige Frage auf die Antwort, wie viele Kampfeinsätze der Bundeswehr es geben sollte: null. Da sei es egal, wie viele Einsätze es aktuell sind. Die Zahl „kann übrigens jeder googlen“.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Hennig-Wellsow tappte in erwartbare Falle

Genau das ist aber auch das Problem. Denn nicht nur sind die Informationen über Einsätze der Bundeswehr im Ausland m Netz recht leicht zu finden. Die Vorbereitung auf die Frage nach Einsätzen wäre also schnell gegangen, zumal die Forderung nach deren Ende Markenkern der Linken ist: „Nie wieder Krieg“ gehört zur Partei, wie die Ablehnung der der bisherigen Flüchtingspolitik in der AfD.

Die Frage war auch erwartbar, nicht zuletzt weil Tilo Jung mit Robert Habeck erst vor wenigen Wochen einen anderen Parteichef ins Schlingern gebracht hatte. Den Grünen-Chef fragte er zum Fall Assange und zur Pendlerpauschale. In beiden Fällen offenbarte Habeck Wissenslücken bei Themen, die seiner Partei am Herzen liegen.

Hennig-Wellsow tappte nun in eine ähnliche Falle und zeigt damit, dass sie Ihren Gesprächspartner unterschätzt hat und bei Kernthemen ihrer Partei – die den Wahlkampf und mögliche Koalitionsgespräche mit SPD und Grünen bestimmen werden – im Moment wenig mehr zu bieten hat, als Parolen. Daran wird sie arbeiten müssen. (pcl)