Brüssel. Mit dem Durcheinander verschiedener Ladekabel könnte bald Schluss sein. Die EU plant dazu einen Gesetzesvorstoß, bekommt aber auch Gegenwind.

Darauf wartet mancher Handynutzer schon seit Jahren: In Deutschland und der gesamten EU soll es in absehbarer Zukunft nur noch ein einheitliches Aufladekabel für viele elektronische Geräte geben - Handys, Tablets, E-Reader oder Laptops. Mit dem Durcheinander verschiedener Stecker wäre endlich Schluss.

Die EU-Kommission plant einen entsprechenden Gesetzesvorstoß noch für dieses Jahr: Zeitweise war intern von einem frühestmöglichen Beschluss in diesem Juli die Rede, inzwischen wurde der Termin nach Informationen unserer Redaktion allerdings auf das vierte Quartal 2021 verschoben.

Auch ein Recht auf Reparatur ist geplant

Geplant sind in einem Paket zur Kreislaufwirtschaft noch weitere Verbesserungen gerade für Nutzer elektronischer Geräte: So soll ein „Recht auf Reparatur“ als erstes im Elektronikbereich eingeführt werden. Generell sollen Mobiltelefone, Tablets, Laptops, aber auch Kameras oder Kopfhörer stärker auf Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Nachrüstbarkeit, Wiederverwendung und Receycling ausgerichtet werden - einschließlich des Rechts auf Aktualisierung veralteter Software.

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    Geprüft wird auch die Möglichkeit für ein EU-weites System für die Rückgabe oder den Rückverkauf alter Mobiltelefone, Tablets und Ladegeräte.

    Der Kampf ums Kabel dauert schon zwölf Jahre

    Elektro- und Elektronikgeräte gehörten mit derzeitigen jährlichen Wachstumsraten von zwei Prozent weiterhin zu den am schnellsten wachsenden Abfallströmen in der EU, warnt die Kommission. Aber nur 40 Prozent der Elektronikabfälle würden recycelt. Allein die Ladegeräte verursachten 11.000 bis 13.000 Tonnen Elektroschrott pro Jahr. Lesen Sie auch: Für diese Geräte hat WhatsApp den Dienst eingestellt

    Um einheitliche Handykabel kämpft die EU schon lange, erste Initiativen wurden bereits vor zwölf Jahren gestartet. Durch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller wurde die Zahl der verschiedenen Ladeanschlüsse immerhin schon von über 30 auf 3 reduziert: Micro-USB, USB-C und Apples Ligthning-Format.

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      Apple lehnt den Standardzwang ab

      Apple wehrt sich gegen eine Harmonisierung und warnt, seine Innovationsmöglichkeiten würden dadurch beschränkt. Das will die EU-Kommission nicht gelten lassen, unterstützt wird sie beim Kampf um ein einheitliches Handykabel vom EU-Parlament. Geplant ist in dem Paket der Kommission nach Informationen unserer Redaktion auch, den Kauf von Ladegeräten vom Erwerb neuer Geräte abzukoppeln.

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      Allerdings könnte die Brüsseler Initiative zu spät kommen: In der Branche gibt es Spekulationen, dass Apple bald ganz auf Aufladekabel verzichten und bei neuen Modellen nur noch auf drahtlose Stromzufuhr setzen könnte. Die EU-Kommission prüft parallel schon, wie Standards für kabelloses Laden aussehen könnten.