Berlin. Der Kampf um den Vorsitz geht in die heiße Phase. Umfragen deuten ein knappes Rennen an. So war der Dreikampf in der Parteizentrale.

Im Kampf um den CDU-Vorsitz hat die heiße Phase begonnen. In einer Woche wird die Partei einen neuen Chef wählen. Jüngste Umfragen zeigen: Es dürfte ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden.

Laut aktuellem ARD-Deutschlandtrend liegt bei den CDU-Anhängern von allen drei Kandidaten weiterhin der frühere Fraktionschef Friedrich Merz mit 29 Prozent in Führung. Allerdings hat der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet im Vergleich zum November ganze zehn Prozentpunkte aufgeholt.

Er kommt jetzt auf 25 Prozent und liegt damit gleichauf mit dem dritten Bewerber, dem Außenpolitiker und ehemaligen Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der sich seit November um drei Prozentpunkte verbessern konnte. Merz wiederum hat seit dem letzten Mal zehn Prozentpunkte verloren.

Merz, Laschet, Röttgen: Dreikampf in der Parteizentrale

Am Freitagabend traten die drei Kandidaten in der CDU-Parteizentrale in Berlin noch einmal zum live übertragenen Dreikampf an. Dabei zeigten sich die Bewerber besser vorbereitet und angriffslustiger als beim letzten Treffen im Dezember. Es entstanden unerwartete Allianzen.

Beim Klimaschutz forderten sowohl Friedrich Merz als auch Norbert Röttgen eine höhere CO2-Bepreisung, während Armin Laschet stärker für Sozialverträglichkeit eintrat. Bei der Frage, ob für eine Verbesserung der Corona-Warn-App der Datenschutz gelockert werden sollte, fanden sich Merz und Laschet auf der Seite der Befürworter wieder – im Gegensatz zu Röttgen, der dies ablehnte.

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Auch sonst machten alle Drei klare Aussagen: Merz lehnte ein gesetzliches Recht auf Homeoffice ab („Können die Vertragspartner in eigener Verantwortung lösen“), Laschet ist gegen Steuerhöhungen, um die Schuldenbremse wieder einhalten zu können. Röttgen zeigte sich innenpolitisch überraschend als Hardliner, sprach sich gegen einen allgemeinen Abschiebestopp nach Syrien aus. Es gebe Möglichkeiten, in den nördlichen Teil von Syrien abzuschieben, insbesondere islamistische Gefährder in Deutschland („Wer unser Land angreift, hat diese Demokratie nicht verdient“).

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Merz macht den ungewöhnlichsten Vorschlag

Den ungewöhnlichsten Vorschlag des Abends machte Merz. Als Mittel gegen Clan-Kriminalität empfahl er, den Clans die Autos wegzunehmen: „Zu Fuß gehen trifft Clans härter als Gefängnisstrafen.“ Da musste Armin Laschet ein bisschen lachen.

Im Schlusswort gab Röttgen den Versöhner („Ich bin kein Lager, ich stehe für alle“), Merz den Modernisierer („Dazu zählt eine ökologische Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft“). Laschet betonte seinen Amtsbonus („Ich bringe Regierungserfahrung mit“).

Entscheidung kommt am 16. Januar

Wer es am Ende wird, darüber entscheiden am 16. Januar 1001 Delegierte auf einem Parteitag. Anders als die Basis haben viele von ihnen politische Funktionen. Die meisten halten sich deshalb mit Blick auf ihre Wahlabsicht bedeckt.

Die Frauen-Union hat jetzt zumindest das Kandidatenfeld eingegrenzt. „Wir brauchen jetzt einen starken Zusammenhalt, damit die CDU weiter die führende Partei in der Mitte der Gesellschaft bleibt“, sagte die Vorsitzende Annette Widmann-Mauz dem „Spiegel“: „Deshalb hat die Frauen-Union der CDU eine klare Präferenz für Armin Laschet und Norbert Röttgen für den Parteivorsitz.“

Bei einem Bundesvorstandstreffen am Donnerstagabend hatte sich eine knappe Mehrheit für Laschet ausgesprochen, fast ebenso viele aber auch für Röttgen. Für Merz gab es nur vereinzelte Wortmeldungen. Nicht jede Unionsfrau wird der Empfehlung folgen. Die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Jana Schimke etwa wirbt offen für Friedrich Merz.

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Spahn soll seine Chancen sondiert haben

Medienberichten zufolge soll auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sondiert haben, ob er Chancen hätte. Spahn tritt eigentlich im Team mit Armin Laschet an, könnte im Falle eines Sieges von Laschet Fraktionschef der Union im Bundestag werden. Bekannt ist, dass er sich viele Ämter zutraut. Spahn weiß aber auch, dass anders als 1995 bei der SPD die meisten CDU-Delegierten eine Überraschungskandidatur auf dem Parteitag als „Verrat“ empfinden und übelnehmen würden.

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