Berlin. Arbeitsagentur-Chef Scheele rechnet mit überschaubaren Auswirkungen des harten Lockdowns. Kurzarbeit sei nicht sprunghaft gestiegen.

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, rechnet mit überschaubaren Auswirkungen des harten Lockdowns auf den Arbeitsmarkt. Warum ihn erste Einschätzungen zu Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit zuversichtlich stimmen, erklärt Scheele im Interview.

Der Staat gibt Milliarden für Kurzarbeitergeld aus. Hat sich das bewährt, Herr Scheele?

Detlef Scheele: Die Kurzarbeit hat sich als wichtigstes Instrument in der Krise mehr als bewährt. In der Spitze konnten mit Kurzarbeit 2,9 Millionen Arbeitsplätze gesichert werden. Wir werden voraussichtlich bis Ende des Jahres mehr als 20 Milliarden Euro für das Kurzarbeitergeld ausgegeben haben. Das ist historisch hohe Summe. Aber es wäre den Staat noch viel teurer gekommen, wenn die Menschen, deren Jobs durch Kurzarbeit erhalten werden konnten, arbeitslos geworden wären. Ganz zu schweigen von den von den individuellen Folgen für jeden Betroffenen und den sozialen Folgen für unser Land.

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Wie wirkt sich der neue Lockdown aus?

Scheele: Die Kurzarbeit hat sich als tragfähige und stabile Brücke in den Arbeitsmarkt erwiesen. Wir haben im Herbst gesehen, wie parallel zum Rückgang der Kurzarbeit auch die Arbeitslosenzahlen gesunken sind. Aus Kurzarbeit ist keine Arbeitslosigkeit geworden, wie von manchen im Frühjahr befürchtet worden war. Welche Auswirkungen der neuerliche harte Lockdown hat, können wir im Moment natürlich nicht abschätzen. Kurzfristig werden Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit wieder steigen, aber im Moment gehen wir von keinem so starken Einbruch am Arbeitsmarkt wie noch im Frühjahr aus.

Können Sie das konkretisieren?

Scheele: Nachdem der Lockdown-Light im Oktober beschlossen wurde, konnten wir zunächst einen deutlichen Anstieg der Kurzarbeitsanzeigen beobachten. Vom 1. bis zum 25. November gingen knapp 60.000 Anzeigen für nahezu 540.000 Personen ein. Rund 40 Prozent davon kamen allein aus dem Gastgewerbe. Das ist aber kein Vergleich zum Frühjahr. Damals hatten wir in der Spitze knapp 800.000 Anzeigen für gut 10 Millionen Personen. Belastbare Zahlen über die Entwicklung im Dezember und mögliche Auswirkungen des harten Lockdowns werden wir erst Anfang Januar haben. Aber erste Einschätzungen legen nahe, dass die Anzeigen nicht weiter sprunghaft ansteigen. Was wir allerdings sehen ist, dass mehr Unternehmen Verlängerungsanzeigen stellen, also länger Kurzarbeitergeld beziehen wollen als ursprünglich geplant. Im Übrigen gilt: Nicht jede Anzeige auf Kurzarbeit wird zur realisierten Kurzarbeit.

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