Berlin. Markus Lanz diskutierte über die neuen Corona-Schutzmaßnahmen. Grünen-Politiker Boris Palmer sprach sich dabei gegen den Lockdown aus.

  • Boris Palmer sprach bei Markus Lanz über Schutzmaßnahmen
  • Bei der Bekämpfung der Pandemie könnte der Corona-Impfstoff von Biontech eine große Rolle spielen
  • Der Grünen-Politiker hat zum Lockdown eine klare Meinung

Ein möglicher Impfstoff ist auf dem Weg. Bis dahin gilt allerdings: Die Risikogruppen müssen weiterhin geschützt werden. Gerade ältere und pflegebedürftige Menschen leiden unter der derzeitigen Entwicklung der Pandemie . „Wie gehen wir damit um?“, fragte Moderator Markus Lanz am Mittwochabend in die Gesprächsrunde und diskutierte mit seinen Gästen über notwendige Schutzmaßnahmen.

„Markus Lanz“: Franz Müntefering fordert Perspektivenwechsel

Mit der Frage „Wer würde sich impfen lassen?“, eröffnete Lanz die Runde und stieß damit auf viel Verständnis. Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sprach sich positiv für eine Impfung aus. Im Rahmen einer klinischen Studie der Firma Curevac wurde Palmer sogar bereits selbst als Testperson geimpft.

Auch SPD-Politiker Franz Müntefering, der sich übrigens selbst nicht zur Risikogruppe zählt, befürwortete die Vergabe des Impfstoffs . Dabei sei laut Müntefering besonders ein transparenter Kommunikationsprozess entscheidend. Man müsse den Menschen vermitteln, welche positiven Aspekte eine Impfung mit sich bringt.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste

  • Franz Müntefering (SPD): Politiker
  • Boris Palmer (Grüne): Politiker, Tübinger Oberbürgermeister
  • Anja Maier: Journalistin
  • Heino Falcke: Astrophysiker

Franz Müntefering akzentuierte die Notwendigkeit eines Perspektivenwechsels. „Erstmal kam diese Meinung auf: Die Alten sind das Problem. Die Jungen sind eigentlich nicht so davon betroffen“, kritisierte der Politiker. Wichtig sei demnach zu verstehen, dass die ältere Bevölkerung vielfältig und „ganz rational“ mit der Situation umgehe.

Boris Palmer bei „Lanz“: Lockdown-Strategie ist ineffektiv

Bereits vor Monaten sorgte Boris Palmer mit der Aussage „Wir retten möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären“ für reichlich Empörung. Auch am Mittwochabend bezog der Politiker erneut Stellung und betonte, er würde die Aussage nicht erneut wiederholen. „Das war ein echter Tiefschlag und hat dieser gesellschaftlichen Debatte nicht gutgetan“, sagte Journalistin Anja Maier darauf.

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Laut Boris Palmer sei jedoch nicht die Aussage das entscheidende seiner Kritik gewesen, sondern die Bewertung der Lockdown-Maßnahmen . „Das Dilemma besteht darin, dass die Lockdown-Strategie global betrachtet möglicherweise mehr Leben kostet als schützt“, sagte Palmer. Für den Grünen-Politiker seien die Maßnahmen keine Frage der Empathie, sondern eine Frage der statistischen Zahlen.

Franz Müntefering positionierte sich entgegen Palmers Aussagen. „Man hat den Umgang mit Corona auch gelernt“, sagte Müntefering. So sei die Auseinandersetzung mit den Schutzmaßnahmen ein besonderer Lernprozess, der nicht eindeutig kalkulierbar sei. Auch Anja Maier betonte: „Wenn einem zuerst die Zahlen einfallen und erst dann die Menschen, dann wird es schwierig.“

„Markus Lanz“: Welche Schutzmaßnahmen greifen für vulnerable Gruppen?

Doch wie genau können solche Schutzmaßnahmen aussehen? Boris Palmer plädierte für „kluge Strategien“, die sich hauptsächlich aus vier Bestandteilen zusammensetzten: Kontaktverbote, Kontaktnachverfolgung, Schutz der vulnerablen Gruppen sowie dem Impfstoff.

In Tübingen führte der Oberbürgermeister beispielsweise spezielle Taxifahrten für Senioren ein und riet der Bevölkerung zu geregelten Einkaufszeiten. Das alles auf freiwilliger Basis. „Das Virus ist extrem altenfeindlich“, akzentuierte er.

Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen), der Oberbürgermeister von Tübingen, spricht sich entschieden gegen den Corona-Lockdown aus.
Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen), der Oberbürgermeister von Tübingen, spricht sich entschieden gegen den Corona-Lockdown aus. © dpa | Christoph Soeder

Corona-Schnelltests im Pflegeheim – Laut Boris Palmer „besonders erfolgreich“

Auch die Einführung von Schnelltests in Pflegeheimen und die regelmäßige Testung von Pflegepersonal erwies sich laut dem Grünen-Politiker als besonders erfolgreich. Somit könne man Besuche von Verwandten und damit ein Stück Normalität ermöglichen. „Die Menschen können wieder Besuch haben, das ist der wichtigste Teil der Strategie“, sagte Palmer.

Für Franz Müntefering steht fest: Einer der wichtigsten Faktoren ist die Eigenverantwortung . „Man muss seine eigene Verantwortung auch für den anderen sehen“, sagte der SPD-Politiker. Die Teilnahme an Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen verurteilte er scharf. Die Situation erfordere demnach eine erhöhte Sensibilität im Umgang mit seinen Mitmenschen.

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