Washington. In den nationalen Umfragen dominiert Joe Biden. Gewonnen hat er aber noch nicht – denn in den „Swing States“ wird die Wahl entschieden.

Am 3. November haben die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner die Wahl: Soll Donald Trump das Amt für weiterhin ausfüllen, oder übernimmt der ehemalige Vizepräsident Joe Biden von der demokratischen Partei die Geschicke des Landes?

In den landesweiten Umfragen dominiert Biden. Seit mehreren Monaten beträgt sein Vorsprung vor Amtsinhaber Trump mehr als sechs Prozent, errechnet das Datenjournalismusportal „FiveThirtyEight.com“.

US-Wahl: Nicht landesweite Mehrheit entscheidet, sondern Electoral College

Doch auf die nationalen Umfragewerte kommt es bei der Frage, wer der nächste US-Präsident wird, nicht so stark an – den eine direkte Wahl gibt es in den USA nicht. Stattdessen entscheiden die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner über die Zusammensetzung des Electoral College.

In diesem Gremium sind 538 Wahlleute aus allen Bundesstaaten versammelt. Wie viele Wahlleute ein Bundesstaat entsendet hängt von seiner Einwohnerzahl ab. Die Wahlleute wählen dann den Präsidenten – und zwar nach dem Winner-takes-it-all-Prinzip: Der Kandidat, der im jeweiligen Bundesstaat die meisten Stimmen bekommt, bekommt auch die Stimmen aller Wahlleute.

Manche Staaten gelten schon als entschieden

Dabei sind die Mehrheiten unwichtig. Selbst wenn ein Kandidat einen Staat nur mit einer Stimme gewinnt, kann alle Wahlleute hinter sich versammeln. Deshalb spielen die Mehrheitsverhältnisse in den Bundesstaaten die vielleicht wichtigste Rolle bei der Frage, wer denn nun nächster US-Präsident wird.

In manchen Bundestaaten gilt die Wahl dabei praktisch als schon entschieden, denn dort wählen die Menschen traditionell eher eine Partei als einen Kandidaten. In Kalifornien, das 55 Wahlleute ins Electoral College schickt, gilt die Wahl von Joe Biden als nahezu sicher. Donald Trump liegt dagegen mit weitem Abstand in den klassisch republikanischen Staaten wie Tennessee oder Alabama vorne.

In den „Swing States“ wird es auch in diesem Jahr knapp

Deshalb kommt es bei der Wahl letzten Endes auf die Bundesstaaten an, in denen die Umfragen nicht eindeutig sind. Dazu zählen die traditionellen „Swing States“ – also Staaten, in denen mal die Republikaner, mal die Demokraten eine Mehrheit holen.

Entscheidend sind vor allem Florida (29 Wahlleute) und Ohio (18). In Florida liegt Joe Biden aktuell mit etwa zwei Prozentpunkten vorne, in Ohio führt Donald Trump mit 0,1 Prozent. Beide Staaten sind derzeit „too close to call“ – der Wahlausgang ist hier noch nicht abzusehen.

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Republikanische Hochburgen tendieren zum Demokraten Biden

Knapp wird es auch in den republikanischen Hochburgen Texas (38 Wahlleute), Georgia (16), North Carolina (15) und Arizona (15). In Texas liegt Trump derzeit mit etwa einem Prozent vorne vor seinem demokratischen Herausforderer. In Georgia, North Carolina und Arizona führt hingegen Joe Biden mit jeweils knapp zwei Prozentpunkten.

Ein wichtiger Baustein für Trumps Wahlsieg im Jahr 2016 waren die Bundesstaaten im sogenannten „rust belt“: Pennsylvania (20 Wahlleute), Michigan (16) und Wisconsin (10). Diese Staaten sind industriell geprägt und wurden schwer von der Wirtschaftskrise getroffen, weshalb Trump dort 2016 die ersten republikanischen Wahlsiege seit den 1980er Jahren holen konnte.

Auch im „rust belt“ liegt Joe Biden vorne

Dieses Jahr sehen die Umfragen im „rust belt“ Joe Biden vorne. In Pennsylvania führt der Demokrat mit über fünf Prozentpunkten, in Michigan und Wisconsin mit jeweils über acht Prozent.

Grafik: Briefwahl in den USA

Wer die Wahl dieses Jahr für sich entscheiden kann, bleibt also spannend. Viele Faktoren sprechen jedoch für Joe Biden. Das Datenportal „FiveThirtyEight“ hat die Wahl 40.000 Mal simuliert – ein Sieg Bidens kam dabei in 89 Prozent der Planspiele heraus. Gewissheit werden wir allerdings erst nach dem 3. November haben. Lesen Sie hier die Analyse: Präsident Joe Biden? Wie das die US-Politik verändern würde