Berlin. Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken wird durch den rechtsextremen „NSU 2.0“ bedroht – durch eine Email mit „scheußlichem“ Inhalt.

Die Serie von rechtsextremen Morddrohungen unter dem Kürzel „NSU 2.0“ reißt nicht ab. Neuester Fall ist der von SPD-Chefin Saskia Esken. Auch sie habe per E-Mail eine Drohung bekommen, die mit „NSU 2.0“ unterzeichnet sei, sagte Esken am Donnerstag im SWR. Der Inhalt sei „so scheußlich, dass man’s gar nicht beschreiben kann“, so die SPD-Vorsitzende. Sie habe Anzeige erstattet. Im Normalfall sei damit aber leider nichts zu erreichen, weil die Täter nicht zu ermitteln seien, sagte Esken.

Unter dem Absender „NSU 2.0“ – eine Anspielung auf die Morde der rechtsextremen Terrorgruppe NSU –werden seit 2018 Personen bedroht, die in der Öffentlichkeit stehen. Betroffen sind vor allem Frauen. Erstes Opfer war die Anwältin Seda Başay-Yıldız, die im NSU-Prozess Nebenkläger vertreten hatte. Sie hatte bereits vor zwei Jahren öffentlich gemacht, dass sie und ihre Familie bedroht werden.

„NSU 2.0“: Vor allem Frauen werden bedroht

In den vergangenen Wochen war bekannt geworden, dass auch zahlreiche andere Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, entsprechende Emails bekommen hatten. Bedroht wurden neben Başay-Yıldız unter anderem die Kabarettisten İdil Baydar, die hessische Linken-Fraktionschefin Janine Wissler und die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner.

In einer Sammelmail aus dem Juli, die auch an den „Welt“-Journalisten Deniz Yücel und den Publizisten und Moderator Michel Friedmann ging, wurden die Adressierten als „Menschendreck“ bezeichnet.

SPD-Chefin Saskia Esken hat nach eigenen Angaben ebenfalls Drohungen des „NSU 2.0“ erhalten.
SPD-Chefin Saskia Esken hat nach eigenen Angaben ebenfalls Drohungen des „NSU 2.0“ erhalten. © dpa | Fabian Sommer

„NSU 2.0“: Verdächtigtes Paar wieder freigelassen

Wer hinter den Drohungen steckt, ist bislang unklar. In mehreren Fällen stehen die E-Mails im Zusammenhang mit Datenabfragen an Polizeicomputern. Ein 63-jähriger bayerischer Ex-Polizist und seine 55-jährige Ehefrau waren vorübergehend als Verdächtige festgenommen worden, sind aber wieder auf freiem Fuß. Bei einer Durchsuchung wurden bei dem Mann mutmaßlich illegale Waffen gefunden, darunter eine Pumpgun.

Als NSU hatten sich unter anderem die Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bezeichnet, die zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen ermordeten. Die Opfer waren acht türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer sowie eine Polizistin. Ihre Mittäterin Beate Zschäpe wurde 2018 verurteilt. Das Umfeld des NSU wird allerdings viel größer eingeschätzt.

„NSU 2.0“ – Mehr zum Thema

Das Ende des NSU bedeutet noch kein Ende der rechten Gewalt in Deutschland. Auch Behörden scheinen verstrickt. Bedrohungen: Die Spur, die zur hessischen Polizei führt. Zuletzt hatte es eine große Debatte um institutionellen Rassismus gegeben: Hat Deutschland ein Problem mit Rassismus und Polizeigewalt?

(afp/tma)