Berlin. Die Corona-Krise könnte für viele Restaurants, Bars und Cafés das Aus bedeuten. Das ging einem Gast bei Markus Lanz sichtlich nah.

  • Der Gastronomie-Sektor ist mit am härtesten von den Corona-Maßnahmen betroffen
  • Auch Fernsehkoch Tim Mälzer leidet wie andere Gastronomen unter der Krise. Bei Markus Lanz lässt er seinen Gefühlen freien Lauf
  • Mälzer ist verzweifelt. Wie so viele andere in seiner Branche ist es ein Kampf um die Existenz
  • Laut Informationen des Bundesarbeitsministeriums sind derzeit 98 Prozent der Angestellten in Kurzarbeit, Hunderttausende Betriebe könnten verschwinden

Tim Mälzer ist selten sprachlos oder gar den Tränen nahe. Den Fernsehkoch („Kitchen Impossible“) sehen die meisten eher als Ärmel-Hochkrempler und Draufgänger, als einen, der immer einen flotten Spruch parat hat. Doch die aktuelle Situation in der Gastronomiebranche ließ all das verschwinden, als Mälzer Dienstagabend bei Markus Lanz auf dem Sofa saß.

Laut Informationen des Bundesarbeitsministeriums sind derzeit 98 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Angestellten im gastronomischen Sektor in Kurzarbeit. Der Branchenverband DEHOGA warnt davor, dass von den gut 223.000 Hotel- und Gastronomiebetrieben in Deutschland etwa 70.000 aufgrund der Coronakrise Pleite gehen könnten. Lesen Sie hier: Angela Merkel gibt wohl weitere Lockerungen zu Corona bekannt.

Markus Lanz – das waren die Gäste

  • Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales und SPD-Politiker
  • Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeordneter und Epidemiologe
  • Katja Suding, stellvertretende FDP-Vorsitzende
  • Tim Mälzer, Koch („Kitchen Impossible“)
  • Olaf Sundermeyer, Journalist

Heil bei Lanz: Corona wird uns noch eineinhalb Jahre beschäftigen

„Ich kann verstehen, dass die Ungeduld wächst, weil es hier um Existenzen geht“, sagte Bundesarbeitsminister Heil (SPD) bei Lanz, „und ich finde es deshalb völlig in Ordnung, dass man nach Wegen sucht, wie man auch im gastronomischen Bereich Schritt für Schritt wirtschaftliches Leben wieder ermöglicht.“ Da aber davon auszugehen sei, dass die Corona-Pandemie uns mindestens noch eineinhalb Jahre beschäftigen würde, müsse man trotzdem vernünftig bleiben, erklärte Heil.

Unterm Strich gibt es also wenig Ermutigung aus der Politik. Eineinhalb Jahre? Bei so wenig Perspektive muss Tim Mälzer schlucken. Als der Moderator von ihm wissen will, wie sich seine Situation seit seinem Besuch in der Sendung vor einigen Wochen verändert hat, versagte Mälzer die Stimme.

„Markus Lanz“: Tim Mälzer den Tränen nahe

„Bitte stell mal jemand anderem kurz eine Frage“, presst der Starkoch hervor, nachdem er für einen langen Fernsehmoment angestrengt versucht hat, die Tränen zurückzuhalten. „Ich bin kein kalter Hund, Herr Mälzer, und wollte Ihnen damit nicht zu nahe treten“, sagt der per Video zugeschaltete Hubertus Heil. Als Arbeitsminister habe er aber eben nicht nur die Verantwortung für Arbeitsplätze zu tragen, sondern für die Situation der gesamten Gesellschaft.

Bei Markus Lanz sprach Tim Mälzer über seiner persönliche Situation.
Bei Markus Lanz sprach Tim Mälzer über seiner persönliche Situation. © dpaDeutsche Presse-Agentur! Honorarfrei für FMG-Tageszeitungen! | Georg Wendt

„Da bin ich Ihrer Meinung und ich bin da überhaupt nicht contra“, erwiderte Mälzer. Ihm schien vielmehr zu schaffen zu machen, dass sich eins immer klarer herauskristallisiert: Vollbesetzte Restaurants bleiben mindestens für die nächsten zwölf Monate weiter undenkbar.

Mälzer prangert bei Lanz Perspektivlosigkeit für Gastronomen an

„Wir reden hier auch gar nicht über meine Existenz, mein Unternehmen, sondern um die Lage einer ganzen Branche. Über 200 Mitarbeiter, für die ich mich verantwortlich fühle.“ Von seinen eigenen Läden könne er wahrscheinlich einen, die „Bullerei“ in Hamburg sicher durch die Krise manövrieren, bei anderen Läden müsse er sich darüber Gedanken machen, ob das einzig Sinnvolle das Dichtmachen sei.

Er sei es mittlerweile leid, ständig neue Konzepte für den Betrieb während der Pandemie zu entwickeln, ohne zu wissen, wie es für die Branche weitergehe. Deshalb träfen ihn Aussagen wie von Heil besonders: „Wenn einem diese Perspektivlosigkeit nochmal vorgeführt wird, dann ist das schon krass gerade.“

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Mälzer zum Schaden durch Pandemie: „Der Landgasthof ist quasi durch“

Auch wenn Mälzer laut eigenen Aussagen mittlerweile auch viel privates Kapital verwendet, um die Kosten seiner Lokale zu decken, macht er sich um sein Unternehmen die wenigsten Sorgen. Viel mehr beunruhigt ihn die Situation kleinerer Gastronomiebetriebe: „Ich habe immer noch andere Möglichkeiten. Ich habe mehrere Läden, ich bin Fernsehkoch, ich bin in einer Großstadt mit 1,8 Millionen potenziellen Gästen angesiedelt. Das hat der kleine Landgasthof nicht. Der ist quasi durch“, so Mälzer.

Die Branche bestehe eben nicht aus Fernsehköchen, sondern vielen kleinen Betrieben. Doch wie kann man unter den gegenwärtigen Einschränkungen in Küchen arbeiten und im Restaurant essen? Hubertus Heil stellt es sich ähnlich wie bei den Friseuren vor: Mit sorgfältiger Vorbereitung und eben keiner vollen Auslastung.

Niedersachsen- Am Montag öffnen die Restaurants wieder

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    Karl Lauterbach hält Vollbetrieb von Restaurants für unmöglich

    Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach, derzeit nahezu Dauergast bei Markus Lanz, stimmte seinem Parteikollegen voll zu: „Ein Restaurant zu betreiben, wie wir es bisher gemacht haben, wo 80 Prozent der Tische besetzt sind, halte ich, ganz ehrlich, für absolut unmöglich.“

    Karl Lauterbach (SPD) ist Dauergast bei Markus Lanz.
    Karl Lauterbach (SPD) ist Dauergast bei Markus Lanz. © dpaDeutsche Presse-Agentur! Honorarfrei für FMG-Tageszeitungen! | Bernd von Jutrczenka

    Das sind klare Worte – Kommunikation, wie sie sich Tim Mälzer von Bund und Ländern wünscht: „Wir brauchen konkrete Antworten. Lieber ein Verbot oder eine Ansage, zu der ich mich positionieren und einen Plan entwickeln kann.“

    Die Ansage scheint es nun zu geben: Die Wirtschaftsminister der Länder streben laut Informationen der Nachrichtenagentur dpa eine kontrollierte Öffnung der gastronomischen Betriebe unter Auflagen in einem Korridor vom 9. bis 22. Mai an. Ob die Lockerungen für kleinere Betriebe noch rechtzeitig kommen, wird sich zeigen.

    Markus Lanz in der ZDF-Mediathek schauen

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