Berlin. Angela Merkel hat sich am Donnerstagabend zur Coronavirus-Pandemie geäußert. Die Kanzlerin rät Bürgern zum Verzicht auf Sozialkontakte.

Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an die Menschen in Deutschland appelliert, ihre sozialen Kontakte so weit wie möglich einzuschränken. Es solle „wo immer es möglich ist, auf Sozialkontakte verzichtet werden“, sagte Merkel am Donnerstagabend in Berlin. Außerdem legte die Kanzlerin nahe, alle planbaren Operationen durch Kliniken oder durch Patienten auf später zu verschieben, damit die Krankenhäuser mehr Kapazitäten für die Corona-Pandemie vorhalten könnten.

In vielen Teilen Deutschlands reagieren die Behörden, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Im Saarland und in Bayern werden vorübergehend Schulen und Kitas geschlossen, zahlreiche Städte haben bereits städtische Veranstaltungen und Kultur-Events gestrichen. In anderen europäischen Ländern sieht es ähnlich aus: Italien, Belgien, Frankreich und Portugal beschlossen bereits generelle Schulschließungen.

Merkel sagte am Donnerstag, „mit sich abzeichnendem dynamischen Ausbruchsgeschehen“ sei die vorübergehende Schließung von Kitas und Schulen etwa durch ein Vorziehen der Osterferien „eine Option“. Merkel und die Länderchefs sprachen zudem über eine Absage „aller nicht notwendigen Veranstaltungen unter tausend Teilnehmern“, wie die Kanzlerin sagte. Dies sei „ein Aufruf an alle.“ Zuvor waren vielerorts schon Veranstaltungen ab 1000 Teilnehmern untersagt worden.

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Coronavirus forderte sechs Todesopfer in Deutschland

Die Zahl der durch das Coronavirus in Deutschland gestorbenen Menschen in Deutschland stieg unterdessen auf sechs. Eine 78-jährige Frau starb in einem Krankenhaus in Heinsberg an der Infektion, wie der nordrhein-westfälische Kreis mitteilte. Die Frau habe an einer Lungenentzündung gelitten. Wo sie sich angesteckt hatte, war den Angaben zufolge zunächst unklar. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) gibt es in Deutschland inzwischen mehr als 2300 bestätigte Coronavirus-Infektionsfälle.

Nach der weitgehenden Stilllegung des öffentlichen Lebens in Italien – dem am stärksten von der Pandemie betroffenen Land in Europa – weiten auch andere EU-Staaten die Restriktionen zum Schutz vor dem Virus aus. So kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an, dass ab Montag sämtliche Schulen, Hochschulen und Kitas bis auf Weiteres geschlossen bleiben.

Zudem appellierte Macron an alle Bürger über 70 Jahren, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. „Unsere absolute Priorität ist es, die Schwächsten zu schützen“, betonte der Präsident. Er rief alle Franzosen auf, Fahrten und Reisen einzuschränken. Die erste Runde der französischen Kommunalwahlen am Sonntag soll dagegen wie geplant stattfinden. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel in Frankreich bleiben in Betrieb.

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Vatikan schließt alle katholischen Kirchen in Rom

In Belgien werden alle Schulen, Cafés und Restaurants geschlossen, wie Ministerpräsidentin Sophie Wilmès ankündigte. Dazu wird der Beginn der Osterferien vorgezogen. Kitas und Kindergärten bleiben aber offen. Auch alle Kulturveranstaltungen würden abgesagt, sagte die Regierungschefin. Auch Portugal lässt seine Schulferien früher beginnen.

Der Vatikan verfügte unterdessen in einem beispiellosen Schritt die Schließung aller katholischen Kirchen in Rom bis zum 3. April. Die Gläubigen seien von ihrer „Verpflichtung“ zum Besuch des Gottesdienstes befreit, erklärte der Vatikan-Vertreter Kardinal Angelo De Donatis. In Italien erhöhte sich die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Fälle bis Donnerstag auf mehr als 15.000, die Zahl der Todesfälle stieg auf 1016.

In der spanischen Region Katalonien riegelten die Behörden vier Gemeinden ab. Die insgesamt 66.000 Einwohner der Städte Igualada, Òdena, Santa Margarida de Montbui und Vilanova del Camí dürfen den „städtischen Kern“ nicht verlassen, wie der Zivilschutz mitteilte. In diesen Gemeinden gebe es einen „Herd“ des Virus, der stark wachse, hieß es zur Begründung. In den österreichischen Bundesländern Tirol und Salzburg werden alle Skigebiete geschlossen, wie die dortigen Behörden mitteilten.

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