Peking. Noch nie waren die Meere so warm wie 2019, sagen Forscher. Und sie werden weiter immer wärmer. Was das für Nord- und Ostsee bedeutet.

Wirbelstürme und verheerende Niederschläge neben Waldbränden, die kaum zu löschen sind. Fische sterben, weil sie zu wenig Sauerstoff bekommen, der Meeresspiegel steigt an: Derartige Meldungen gehören derzeit zum Alltag. Der Grund ist die Erwärmung der Meere durch den Klimawandel.

Nun schlagen Forscher Alarm: Die Weltmeere waren seit Beginn der globalen Erfassung noch nie so warm wie im Jahr 2019. Und mehr noch: Die Temperaturen der vergangenen zehn Jahre seien stetig hoch gewesen – und in den letzten fünf Jahren stiegen sie noch weiter an.

Dabei klingt der Anstieg in Temperaturen in Zahlen ausgedrückt zunächst harmlos: Verglichen mit dem Zeitraum zwischen 1981 und 2010 war die Temperatur der Meere im Durchschnitt um 0.075 Grad wärmer, heißt es in dem Papier der Akademie der Wissenschaften von China (CAS).

Meereserwärmung: Energie wie 3,6 Milliarden Atombomben-Explosionen

Aber die Energie, die über den Klimawandel in den vergangenen 25 Jahren in die Weltmeere gesteckt werde, sei enorm: Sie entspreche, so Studienleiter Cheng Lijing, 3,6 Milliarden Atombomben-Explosionen vom Ausmaß der Bombe von Hiroshima.

„Wer die globale Erwärmung verstehen will, muss die Meereserwärmung messen“, warnt John Abraham, Ko-Autor der Studie und Professor der University of St. Thomas in den USA. Es sei wichtig zu verstehen, wie schnell und dramatisch sich die Lage verändere. Seit 1970 seien mehr als 90 Prozent der Erderwärmung in die Ozeane geflossen. Nur vier Prozent der zusätzlichen Wärme hätten Landfläche und Atmosphäre erhitzt.

Meere: Auch Nord- und Ostsee werden wärmer

Hinzu komme, so Forscher Abraham: Die Meere seien träge, sie bräuchten lange, um auf Veränderungen zu reagieren. Das heißt, selbst wenn die weltweite Lufttemperatur an der Oberfläche bei zwei Grad oder darunter stabilisiert werden könne, schreite die Meereserwärmung voran.

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Aber Tempo und Ausmaß der Ozeanerwärmung könnten noch gebremst werden, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens eingehalten würden. Nach dem Abkommen soll die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad beschränkt werden. Beim Klimagipfel von Madrid vor rund vier Wochen un-klimakonferenz in madrid- ein ende mit schreckenkonnten aber nur Zusagen erreicht werden, die die Erwärmung auf drei Grad begrenzen.

Das Umweltbundesamt warnt seit längerem vor den verheerenden Folgen der Meereserwärmung. Auch das ökologische Gleichgewicht von Nord- und Ostsee sei betroffen. Aber vor allem seien die Lebensräume der Menschen in ärmeren Regionen durch Überschwemmungen, heftigere Stürme, und dem Sterben der Fische bedroht, heißt es in der Analyse des Amtes.

Ostsee-Temperatur bereits um 1,5 Grad gestiegen

Laut Bundesamt für Naturschutz ist die Ostsee sogar stärker von der Erwärmung betroffen als die Nordsee. Sie sei regelrecht eine „Zeitmaschine“, in der global auftretende Veränderungen wie Erwärmung, Versauerung, Überdüngung und Sauerstoffverlust besonders schnell auftreten und sich stärker auswirkten aus in anderen Meeren.

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Tatsächlich habe sich das Ostseewasser in den vergangenen Jahren um 1,5 Grad erwärmt, während die Temperatur der Ozeane um 0,5 Grad gestiegen sei, heißt es von der Behörde. (bik/dpa)

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