Wien. Die Ibiza-Videos stürzten in Österreich die Regierung. Noch immer ist die Rolle Jan Böhmermanns mysteriös. Jetzt plant er einen Film.

Was wusste Jan Böhmermann? Diese Frage beschäftigte im Mai Deutschland – und vor allem Österreich. Der damalige österreichische Chef der rechtspopulistischen FPÖ, Heinz-Christian Strache, war gerade über die sogenannte Ibiza-Affäre gestolpert, die das Ende der konservativen Regierung seiner FPÖ mit der vom damaligen Kanzler Sebastian Kurz geführten ÖVP einleiten und Strache am Ende das Amt kosten sollte.

Böhmermann hatte bereits seit April Anspielungen auf den möglichen Skandal gemacht, immer wieder machte sich der Satiriker in der ZDF-Sendung „Neo Magazine Royale“ über Österreich lustig. Nun greift Böhmermann die Affäre erneut auf: in einem Film.

Böhmermann: „Halte es für meine heilige Pflicht“

„In Österreich verdichtet sich aufs Komischste, was sich auch in vielen anderen liberalen Gesellschaften in Europa und der Welt vollzieht. Ibiza ist eine irre Parabel auf Politik in Zeiten des politischen Verfalls“, zitierte die österreichische Nachrichtenagentur APA Jan Böhmermann.

Der 38-Jährige kündigte an, gemeinsam mit dem österreichischen Regisseur David Schalko die Affäre Revue passieren zu lassen. Schalko ist unter anderem fünffacher Träger des österreichischen Fernsehpreises und sorgte in diesem Jahr als Regisseur des Serienremakes „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ für Aufsehen.

„Als Radikaldemokrat und Verehrer Österreichs halte ich es für meine heilige Pflicht, dass David und ich uns jetzt – Zack, zack, zack! – daran machen, Ibiza international zu erzählen und für die Nachwelt zu konservieren“, erklärte Böhmermann der APA seine Beweggründe für seine Film-Pläne.

Böhmermann nach Strache-Video- Countdown zu „Europa-Special“

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    Ibiza-Affäre: Strache stellte öffentliche Aufträge in Aussicht

    In der Ibiza-Affäre ging es um Videos aus dem Jahr 2017, die Heinz-Christian Strache im Gespräch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte zeigten. Der FPÖ-Chef und spätere Vizekanzler sprach mit der Russin über eine Beteiligung an der „Kronen Zeitung“.

    Gesucht wurden Möglichkeiten, wie die FPÖ zum Wahlsieg geführt werden könne. Besonders brisant: Strache stellte seiner Gesprächspartnerin öffentliche Aufträge in Aussicht, sollte die FPÖ bei den Parlamentswahlen 2017 triumphieren.

    In Österreich folgten Neuwahlen

    Die Videos lösten eine Staatskrise in Österreich aus, an der die Regierung zerbrach. Strache war bereits zuvor als Vizekanzler und FPÖ-Parteichef zurückgetreten, mittlerweile wird gegen ihn ermittelt. Der Vorwurf: Er soll sich Parteigelder in die eigene Tasche gesteckt haben. Der 50-Jährige bestreitet das.

    Ende September mussten die Österreicher an die Wahlurnen, um die vorgezogenen Neuwahlen zu bestreiten. Sebastian Kurz feierte dabei ein starkes Comeback, nun zeichnet sich eine Koalition von ÖVP und den Grünen ab. Heinz-Christian Strache dagegen tritt final ab: Strache als Auslöser der Affäre erklärte seine Karriere für beendet.

    Böhermanns mysteriöse Rolle in der Affäre

    Für Böhmermann war der Politik-Skandal in Deutschlands Nachbarland dagegen ein Erfolg. Das lag vor allem daran, dass lange unklar war, was der Satiriker wusste. Zwischenzeitlich wurde sogar spekuliert, Böhmermann habe die Affäre selbst inszeniert. Der 38-Jährige leistete diesen Gerüchten noch Vorschub, indem er sich im „Neo Magazin“ bewusst in Schweigen hüllte.

    Böhmermann nach Strache-Video- Countdown zu „Europa-Special“

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      Als Böhmermann einen Countdown im Netz veröffentliche, erhofften sich viele neue Informationen zur Affäre. Das Interesse war derart groß, dass am Ende die Seite zusammenbrach. Als sie wieder online war, fand sich darauf lediglich ein Europa-Song von Böhmermann.

      Den passenden Soundtrack zur Ibiza-Affäre hatte der gebürtige Bremer schon vorher geliefert: Als das Video am 17. Mai veröffentlicht wurde, twitterte Böhmermann einen einen Link zum Vengaboys-Lied „We’re Going to Ibiza“.

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      (dpa/tki)