„SPD und CDU haben sich fast geräuschlos auf eine Koalition geeinigt.“

Den Politik-Strategen von der nationalen Zankstelle Berlin kann man einen guten Rat geben. Dobrindt & Co., schaut doch mal nach Niedersachsen. Während in der Bundespolitik das Durchbeleidigen, Blockieren und Durchbeleidigen fröhliche Urstände feierten, haben sich SPD und CDU in Niedersachsen in rund zwei Wochen fast geräuschlos auf eine Große Koalition verständigt. Eine Liebes- oder auch nur Neigungsheirat war das keineswegs. Die SPD hätte am liebsten mit den Grünen weiterregiert oder das Ganze mit der FDP zu einer „Ampel“ ausgebaut. Doch die FDP wollte nicht. Die CDU bevorzugt angesichts linker Landesgrüner die FDP als Partner. Doch bei „Jamaika“ spielten die Grünen nicht mit. Also atmeten SPD-Chef Stephan Weil und CDU-Herausforderer Bernd Althusmann einige Male tief durch – und brachten die GroKo auf den Weg. Im niedersächsischen Landtag beharken sich SPD und CDU seit Jahrzehnten mit einiger Erbitterung. Die Schäden dieser politischen Kampfkultur räumten beide Seiten in einer Art Gruppentherapie weitgehend aus dem Weg. Dann machten sie sich zügig daran, die inhaltlichen Gemeinsamkeiten auszuloten. Und stellten nach Durchsicht der Parteiprogramme und Positionen fest, dass die Gemeinsamkeiten allemal reichen. Die unaufgeregte Art des Zusammenraufens trägt die Handschrift von Weil, CDU-Partner Althusmann zog mit.

Beide Vormänner des neuen Bündnisses haben Recht, wenn sie die große Mehrheit als große Chance begreifen, das Land ohne ideologisches Getöse nach vorne zu bringen. Die Minister-Mannschaft, die dazu antritt, bietet zwar keinen großen Knalleffekt. Die CDU beweist aber Mut, indem sie Quereinsteigerinnen ins Kabinett holt. Und die SPD baut um bewährte Kräfte eine ebenfalls respektable Mannschaft, in die neu die Braunschweigerin Carola Reimann kommt. So darf man sagen: 1:0 für Niedersachsen.