Salzgitter. Der Chef der Arbeitnehmervertretung der Salzgitter Flachstahl, Hasan Cakir, weist im Interview alle Vorwürfe zurück.

Die Vorwürfe gegen den Betriebsrat der Salzgitter Flachstahl – unter anderem wegen Begünstigung – sind haltlos. Das sagte Betriebsratschef Hasan Cakir im Interview mit Andreas Schweiger und Erik Westermann. Er sieht die Arbeitnehmervertretung als Opfer eine Verleumdungskampagne.

Herr Cakir, wie wollen Sie die Situation mit Ihren Kritikern befrieden?

Ich muss gestehen, dass es mir sehr schwer fällt, mich und den Betriebsrat gegen die kriminelle Energie zu schützen. Zumal viele Vorwürfe anonym formuliert und dann zum Beispiel per Mail verschickt werden. Das ärgert mich sehr, obwohl ich weiß, von welchen Menschen diese Attacken kommen. Es geht ihnen immer darum, durch Kampagnen den Betriebsrat und mich zu beschädigen und das Vertrauen der Belegschaft zum Betriebsrat zu zerstören.

Ist dies schon geschehen?

Nein, das hätten wir längst zu spüren bekommen, weil die Belegschaft in der Flachstahl sehr selbstbewusst und kritisch ist. Würde es Unregelmäßigkeiten bei uns geben, wäre der Aufruhr groß. Zudem vertraue ich darauf, dass die Arbeit, die wir als Betriebsrat seit Jahrzehnten leisten, von der Belegschaft anerkannt wird. Ich selbst gehe von Anfang an offen und ehrlich mit der Kritik und den Vorwürfen um. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.

Warum werden Sie dann immer wieder kritisiert und angegriffen?

Aus Verärgerung darüber, dass wir an unseren Werten festhalten und nicht alles mit uns machen lassen.

Wie machen Sie weiter?

Ich werde auf keinen Fall das Feld räumen. Da kann ich sehr stur sein, obwohl mich die Situation belastet. Aber ich bin seit mehr als 30 Jahren im Unternehmen, habe viel Zeit und Energie in die Arbeit für den Betriebsrat investiert, um den Menschen im Unternehmen helfen zu können. Ich werde mich weiter für sie einsetzen.

Dem Betriebsrat wird zum Beispiel vorgeworfen, dafür gesorgt zu haben, dass einige Arbeitnehmervertreter mehr Gehalt bekommen, als ihnen zusteht. Es geht also um eine angebliche Begünstigung.

Das ist völlig aus der Luft gegriffen. Im Zuge der Umstrukturierung der Salzgitter AG in den vergangenen Jahren wurden Betriebsräte verkleinert. Natürlich waren wir bestrebt, dass die Kollegen, die nicht mehr im Betriebsrat tätig sein können, sozial abgesichert sind. Dafür gibt es betriebliche Vereinbarungen, die das für alle Beschäftigten in vergleichbaren Situationen regelt. Konkret bedeutet dies, dass die Kollegen bei einer Versetzung auf einen anderen Posten ihre bisherigen Einkünfte befristet oder dauerhaft beziehen – also nicht schlechter gestellt werden. Das ist eine gerechte und soziale Lösung und hat nichts mit einer Besserstellung zu tun. Von uns wurde niemand bevorzugt oder begünstigt. Das können wir alles belegen.

Ihnen wird auch vorgeworfen, den Salzgitter-Personalchef abberufen zu haben, weil er Ihrem Wunsch nicht nachgekommen sei, für die freigesetzten Betriebsräte neue Stellen mit verbesserter Bezahlung einzurichten.

Auch diese Vorwürfe sind haltlos. Es hat weder diese Forderung von uns noch entsprechende Gespräche zur Besserstellung von Betriebsräten mit dem Personalvorstand gegeben. Folglich gab es auch keine Abberufung. Dass der Personalvorstand seine Stelle gewechselt hat, hatte vielmehr mit der internen Umstrukturierung zu tun.

Welchen Einfluss hat der Betriebsrat bei der Berufung des Personalvorstands?

Keinen, denn der Personalvorstand wird durch den Aufsichtsrat berufen, mit der Besonderheit, dass dies nicht gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter erfolgen kann. Nur so kann es ein vertrauensvolles Miteinander geben. Für uns als Betriebsrat ist der Personaldirektor oder die Personaldirektorin unser Mann beziehungsweise unsere Frau im Vorstand.

Was ist mit Ihrer Vergütung? Werden Sie als Betriebsratsvorsitzender bezahlt wie ein Geschäftsführer oder erhalten Sie variable Vergütungsbausteine?

Nein, ich werde weder wie ein Geschäftsführer bezahlt, noch erhalte ich variable Vergütungsbausteine. Ich werde nach Tarif bezahlt. Aufgrund meiner Qualifikation als Industriemeister bin ich vergleichbar als Schichtleiter eingruppiert. Entsprechend ist meine tarifliche Vergütung.

Fahren Sie einen Dienstwagen?

Ja, einen Audi A6. Weitere Dienstwagen für Betriebsräte gibt es nicht. Schon meine Vorgänger hatten einen Dienstwagen.