Bleckenstedt. Bundesumweltministerin Hendricks spricht sich in Salzgitter gegen die Erweiterung von Schacht Konrad aus.

Der Massenprotest der Region gegen das geplante Atommüll-Endlager Schacht Konrad bei Bleckenstedt trägt am 19. Januar Früchte: Die zuständige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks will sich in der Kulturscheune den Vorwürfen der Gegner der Anlage stellen, die bis 2022 in Betrieb gehen soll. Die Politikerin steht unter hohem Erwartungsdruck. In eisiger Kälte erwarten sie rund 700 Demonstranten, die gegen die Energiepolitik des Bundes protestieren, darunter mehr als 600 Gewerkschafter, Mitglieder des Landvolks, der AG Schacht Konrad, fünf Bundes- und vier Landtagsabgeordnete sowie Vertreter von 19 Kommunen, die den resoluten Anti-Konrad-„Appell der Region“ unterzeichnet haben.

Doch die Ministerin weicht den Demonstranten aus. Sie gelangt unbemerkt durch einen Seiteneingang in die Kulturscheune. Das Hupen der Demo-Trecker dürfte sie dennoch gehört haben. Auch drinnen muss sie sich harsche Kritik der Konrad-Gegner anhören, darunter 17 Hauptverwaltungsbeamte der Region. Sie werfen ihr vor, die Sicherheitsbedenken angesichts des Asse-Debakels nicht ernst zu nehmen. Nach eineinhalb Stunden verlässt Hendricks Salzgitter wieder. Ihre wichtigste Botschaft: „Eine Erweiterung von Schacht Konrad ist äußerst unwahrscheinlich.“

„Eine Erweiterung von Schacht Konrad ist äußerst unwahrscheinlich.“
„Eine Erweiterung von Schacht Konrad ist äußerst unwahrscheinlich.“ © Barbara Hendricks, Umweltministerin des Bundes

Mitte Februar reist erneut Besuch aus Berlin in Sachen Schacht Konrad an. Diesmal ist es die Endlager-Kommission des Bundes, die in Lebenstedt absteigt. Eine 17-köpfige Delegation besucht zunächst die Infostelle Konrad, bevor sie nach Bleckenstedt weiterfährt. Acht Kommissionsmitglieder steigen hinab ins Bergwerk. Ihre Aufgabe ist es, Vorschläge für die Entscheidungsgrundlagen bei der Suche nach geeigneten Endlager-Standorten zu erarbeiten.

Indes treibt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Lebenstedt ihre Aufklärungsarbeit über die Atommüll-Lagerung voran – mit wechselhaftem Erfolg: Ende April kommt es während einer Fachtagung zu sicherheitstechnischen Anforderungen in Braunschweig zum Eklat. Weil eine 18-köpfige Delegation des Aktionsbündnisses gegen Konrad – darunter Vertreter der Städte Braunschweig und Salzgitter – eine kritische Erklärung nicht verlesen darf, verlässt sie unter Protest die Stadthalle.