Hannover. Nahm die Industrie Einfluss auf Gutachten und Untersuchungen? Konkrete Belege gibt es nicht, doch Konrad-Kritiker sehen Befürchtungen bestätigt

Nach einem Bericht über angebliche enge Verquickungen zwischen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und Unternehmen sieht Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) erheblichen Aufklärungsbedarf.

„Es muss aufgeklärt werden, welchen Einfluss die Industrie tatsächlich genommen hat. Die bisherigen Studien und Stellungnahmen der BGR müssen sehr grundlegend geprüft werden“, erklärte Wenzel unserer Zeitung. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte über einen „von der Industrie gefüllten Topf“ berichtet, aus dem regelmäßig Mittel an die Bundesanstalt geflossen seien. Der Fonds sei später in eine Stiftung umgewandelt worden. Finanziert wurden offenbar neben Tagungen auch „Ehrungen“ von Mitarbeitern – sowie Studien zu umstrittenen Themen wie dem Klimawandel oder dem Salzstock Gorleben.

Die BGR erklärte auf Anfrage, die fragliche Stiftung fördere wissenschaftliche Arbeit, über die Förderungen entscheide ein Stiftungsrat. Zentrales Kriterium sei fachliche Exzellenz. Die frühere Bundesregierung hatte die Verflechtungen zwischen BGR und Stiftung 2012 eigens geprüft, laut SZ aber „keine Beanstandung“. „Auch bei Schacht Konrad war es die BGR, die die grundlegenden geologischen Gutachten für die Eignung der Schachtanlage als Atommülllager vorgelegt hat“, heißt es in einer Erklärung der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad. Nun bekomme der Verdacht, dass die BGR die geologischen Verhältnisse beschönigt habe, neue Nahrung.

Auch beim Atomlager Asse sehen sich Behörden massiver Kritik ausgesetzt. Vertreter des Asse-II-Koordinationskreises warfen dem Bundesamt für Strahlenschutz vor, statt der Bergung des Mülls in Wahrheit die früheren Stilllegungspläne des dann abgelösten Betreibers Helmholtz-Zentrum München weiterzuverfolgen. 2009 hatte das Bundesamt für Strahlenschutz die Asse übernommen.