Osterode am Harz. Eine Consultingfirma hat ein Konzept für das Gelände des stillgelegten Jugendgästehauses in Osterode entworfen. Was aktuell geplant ist.

Seit Jahren schon monieren Unternehmer und Einwohner, dass in Osterode am Harz ein größeres Hotel fehlt: für Touristen, für Motorradfahrer, für Geschäftsleute. Doch es tut sich was in der Stadt. Neben dem kleineren Hotelprojekt in Katzenstein, das eilig zu seiner Fertigstellung schreitet, gibt es nun ganz offiziell Ideen für eine weitere Herberge in Osterode – auf dem Gelände des ehemaligen Jugendgästehauses (JGA) nämlich. Auf der jüngsten Sitzung des Stadtrates präsentierte die Glücksburg Consulting Group ihre Pläne für die Lücke in Osterodes Flanke.

Die Beraterfirma hat nämlich einiges an Erfahrung mit Hotellerie und Marketing im Harz: In Bad Sachsa und Walkenried zum Beispiel hat sie den Auftrag zur Vermarktung des Tourismus vor Ort, auf Torfhaus hat sie schon in den 2000er-Jahren ein Konzept für das dortige Harzresort und Welcome-Center erarbeitet. Auch in Kühlungsborn an der Ostsee oder auf Helgoland hat Glücksburg schon Projekte umgesetzt. Nach dreißig Jahren Know-how im Bereich Tourismus von „Flensburg bis zum Tegernsee“ ist nun also Osterode an der Reihe.

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Osterode: Viel Potenzial für ein neues Hotel im Harz

Martin Weigel und Thomas Döbber-Rüther präsentieren die Ideen ihres Unternehmens vor den Ratsherren und Damen – auch einige Bürgerinnen und Bürger sind gekommen. Die Ausgangslage für ein Hotel auf dem Gelände des ehemaligen Jugendgästehauses bietet eine Menge Potenzial, wie die Tourismus-Experten glauben: „Die gute Lage am westlichen Tor zum Harz, an der Bundesstraße 241 und gleichzeitig der Söse und in der Nähe einiger größerer Industriebetriebe, lässt uns zu dem Fazit kommen, dass wir in diesem Grundstück eine hohe Eignung sehen, die herrschende Angebotslücke zu schließen“, erklärt Weigel dem Rat.

In Osterode sei es nämlich so – das hätten ihre Analysen ergeben – dass bis zum Jahr 2030 das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten immer weiter zurückgehen werde. Das habe auch mit der Altersstruktur der Betreiber der bestehenden Möglichkeiten an Pensionen und Ferienwohnungen zu tun: Viele davon werden in den kommenden Jahren aus dem Angebot ausscheiden. Am Ende, so Weigel, müsste eine neue Struktur nachwachsen: modern und an die Bedürfnisse heutiger Touristinnen und Touristen angepasst.

Das Jugendgästehaus Osterode hatte im Herbst 2023 überraschend geschlossen werden müssen. Jetzt könnte hier in der Zukunft ein modernes Hotel entstehen.
Das Jugendgästehaus Osterode hatte im Herbst 2023 überraschend geschlossen werden müssen. Jetzt könnte hier in der Zukunft ein modernes Hotel entstehen. © FMN | Kevin Kulke

Das Jugendgästehaus in Osterode muss weichen

Auch deswegen sehen die Pläne der Consulting-Firma keine Sanierung des bestehenden Gebäudes vor. Es muss aus ihrer Sicht schon ein Neubau sein. Allein, um die energetischen Standards und baulichen Auflagen beim Brandschutz beispielsweise sinnvoll zu ermöglichen. Denn eine Renovierung des alten Jugendgästehauses wäre nicht nur wesentlich teurer als ein neues Gebäude: „Außerdem glauben wir, dass ein gutgemachter Neubau auch zu einer städtebaulichen Reaktivierung führen kann“, so Martin Weigel.

Das dürfte Wasser auf die Mühlen der Stadtentwickler sein. Das neue Hotel soll sich in das Antlitz der alten Fachwerkstadt Osterode einfügen – mit zeitgemäßem Design, versteht sich. Das Gebäude möchte laut Weigel an die Baukultur und Historie der Stadt anknüpfen, dafür hat sich Glücksburg für ein Design entschieden, das diesen Ansprüchen gerecht werden soll: Das neue Gebäude soll eine Fassade mit einem Mix aus Fachwerk und großen Glasflächen haben, sich mit der Dachform in das Bild der klassischen Häuser der Altstadt einfügen. Die Bäume auf Gelände sollen weitestgehend erhalten bleiben, auch den Parkplatz möchte man nicht asphaltieren, sondern lieber mit Gittersteinen ausstatten.

Das neue Hotel soll sich nach den Vorstellungen der Beraterfirma in das Antlitz der alten Fachwerkstadt Osterode einfügen.
Das neue Hotel soll sich nach den Vorstellungen der Beraterfirma in das Antlitz der alten Fachwerkstadt Osterode einfügen. © FMN | Kevin Kulke

Kindergarten als Nachbar im Harz: Geht das gut?

Augenscheinlich hat man sich viele Gedanken gemacht bei Glücksburg. Auch bei der Lage des Parkplatzes, der nicht an der Bundesstraße, sondern zur Scherenbergstraße hin liegen soll, damit es nicht zum Rückstau auf die B 241 kommt. Oder zur Nachbarschaft zur Kita Schützenpark, die unmittelbar neben dem angedachten Hotel liegt. Aus Sicht von Weigel wäre es kein Problem, auf dem Hotelparkplatz auch Abstellmöglichkeiten für Eltern zu integrieren, damit diese nicht wie aktuell auf der Straße parken müssten. Könnte sich ein Kindergarten dabei nicht negativ auf den Hotelbetrieb auswirken? Der Consulting-Chef hat dafür eine klare Antwort parat: „Gäste, die sich von Kindern in einem 150 Meter entfernten Kindergarten gestört fühlen könnten, sollten sich dann einfach ein anderes Hotel suchen.“

Am Ende soll auf dem Grundstück ein Vier-Sterne-Hotel mit rund 80 bis 90 Doppelzimmern stehen. Dieses wird durch eine Lobby mit Bistro, einem kleinen Saunabereich und einem Restaurant mit etwa 100 Plätzen ergänzt. Ein Konferenzraum für geschäftliche Treffen, Familienfeiern oder Hochzeiten rundet das Angebot für Glücksburg ab. Mit diesen Spezifikationen ist es recht wahrscheinlich, schnell einen Investor zu finden, ist man bei Glücksburg überzeugt. Aber Weigel weiß, dass manche Projekte in der lokalen Politik schnell kontrovers werden können und richtet auch einen dringlichen Appell an Osterodes Rat: „Bitten tragen Sie Zwist und Streit nicht auf dem Rücken des Investors aus. Lassen Sie sich Zeit, auch gemeinsam mit uns und definieren Sie die Spielregeln, sonst ist ein möglicher Investor auch schnell wieder weg.“

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Wie geht es weiter mit dem neuen Hotel in Osterode?

Nun ist die politische Landschaft in Osterode erfahrungsgemäß eher von Eintracht geprägt – vielleicht ist es eine allgemeine Sorge, die Weigel umtreibt. Aus den Reihen der Ratsherren und -damen ist an diesem Abend zumindest nur Gutes zu hören. Bei vielen kommen die Pläne augenscheinlich gut an. Auch, weil das Jugendgästehaus noch kein halbes Jahr geschlossen ist und sich so bereits eine Lösung anbahnt. Jörg Hüddersen, Fraktionschef der SPD, empfindet die Pläne als sehr vielversprechend: „Wir werden die Detailplanung natürlich abwarten müssen. Aber das Konzept scheint mir nachhaltig, modern und schlüssig“, fasst er seinen Eindruck am Telefon zusammen. Und auch Ingo Eppenstein von der CDU blickt mit Zuversicht auf das Konzept. Einziger Kritikpunkt sei aus seiner Sicht, dass ein Hotel natürlich eine andere Zielgruppe habe, als ein Jugendgästehaus, das eher Schüler und Jugendliche als Kunden gehabt habe. Das würde nun natürlich auch in Osterode verloren gehen.

Ende April will die Glücksburg Gruppe dann ihr Gutachten der Stadtverwaltung endgültig vorlegen. Dann muss zeitnah der Rat entscheiden, ob er Glücksburg mit der Suche nach einem Investor beauftragen möchte und welche Maßgaben die Stadt dabei geltend machen möchte. Erfahrungsgemäß wird aber dennoch etwas Wasser die Söse hinunter sprudeln, bis die Bagger schließlich rollen.

So sah das Jugendgästehaus Osterode in den 50er-Jahren aus. (Archiv)
So sah das Jugendgästehaus Osterode in den 50er-Jahren aus. (Archiv) © Stadtarchiv Osterode am Harz | Stadtarchiv Osterode am Harz

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