Osterode. Die Volksbank will in Osterode ein brach liegendes Gelände entwickeln. Davon wird Osterode profitieren, findet unser Autor Michael Paetzold.

Oha! Ein derartiges Projekt in der heutigen Zeit? „Wer heute baut, geht bankrott“, stellen Fachleute in großer Übereinstimmung fest. Die Volksbank im Harz macht es trotzdem und wird, so ist zu unterstellen, wissen, was sie tut.

Es ist ein Vorhaben, das von sich reden machen wird, allein schon, was das finanzielle Volumen angeht. Und es wird Osterode verändern, denn aus einer innerstädtischen Brache zwischen dem einstigen Kino Bali und dem Sitz der Volksbank im Harz eG entsteht ein neues Quartier mit Café, Grünanlagen, Parkplätzen und Wohngebäuden, alles Komponenten, die ein Mittelzentrum wie Osterode nur bereichern können.

Problem beim Bauen: Projekte sind finanziell schwer zu kalkulieren

Großprojekte dieser Dimension sind in heutiger Zeit zweifellos eine besondere Herausforderung, sind sie für halbwegs genaue Kalkulationen doch mehr als ungünstig, wie der Neubau des Osteroder Aloha gezeigt hat, der ständig teurer wurde. Und Gewerke an Land zu kriegen, auch das ist zuweilen schwierig und zeitaufwändig.

Wachsende Bürokratie, Nachfolgeprobleme in den Betrieben und Nachwuchsmangel machen der Baubranche zu schaffen, es ist ein ungutes Gemisch, das das Planen für Bauherren schwer macht. Und obwohl die deutsche Baubranche massiv unter dem Einbruch im Wohnungsbau leidet, ist das nicht gleichbedeutend mit größerer Verfügbarkeit der Handwerker. Ihr eilt insgesamt noch immer der Ruf voraus, Aufträge im Schneckentempo abzuarbeiten. Auch teure Baupreise werden das Vorhaben der Volksbank begleiten.

Auf dem Parkplatz in der Flucht des Bestandsgebäudes soll das neue Bankhaus entstehen. 
Auf dem Parkplatz in der Flucht des Bestandsgebäudes soll das neue Bankhaus entstehen.  © FMN | Michael Paetzold

In der Innenstadt von Osterode laufen viele Vorhaben

Eine Investition also gegen den Trend? Bundesweit werden Planungen im Wohnungsbau derzeit auf die lange Bank geschoben. Vielleicht will sich die Volksbank aus deshalb nicht unter Druck setzen. Ja, möglichst schnell anfangen mit dem Bankneubau, das will sie schon, dann aber lässt sie den Zeitplan offen, wird aber auch unter wirtschaftlichen Aspekten Interesse daran haben, voranzukommen. Helfen wird dabei vermutlich ein guter Zugang zur Bauwirtschaft über das weite Netz der Volksbank-Community.

Osterode indes tut es gut, wenn die umfangreichen städtischen Vorhaben wie die Sanierung der Schachtrupp-Villa, die Neugestaltung des Kornmarktes, der Ausbau der Bibliothek zum Museumsgebäude, der Neubau des Aloha und die Sanierung des Johannistorhauses von privaten Invests begleitet werden. So geht es auch auf dem Gelände der ehemaligen Rommel-Kaserne sichtbar voran, wo ebenfalls Millionen fließen.

Großprojekt in Osterode: Volksbank füllt Lücke im Stadtbild

Und jetzt füllt die Volksbank eine weitere Lücke im Stadtbild und will für die Neugestaltung eines, glaubt man den Planungen, innovativen, ökologisch ausgerichteten und zukunftsorientierten Quartiers sorgen, das den Anforderungen an ein Stadtquartier des 21. Jahrhunderts entspricht. Gute Voraussetzung bietet dafür die Ausweisung als „urbanes Gebiet“, eine Symbiose aus Wohngebiet, aus sozialen, kulturellen und anderen Einrichtungen und einer verträglichen gewerblichen Nutzung, eine gesetzliche Klassifizierung seit 2017, um die Entwicklung von Innenstädten voranzubringen.

In Osterode besonders vorzeigbar könnte dabei die zentrale Geothermie-Heizungsanlage sein, die Wohnbauten über das beplante Areal hinaus versorgen soll und so die anstehende kommunale Wärmeplanung ergänzt.

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In Osterode geht es bei allen schwierigen Rahmenbedingungen städtebaulich durchaus voran, auch wenn alles aus bekannten Gründen seine Zeit braucht. Man muss es nur sehen wollen. Die Volksbank nimmt für ihr Vorhaben, für ihr neues Bankgebäude und die Quartiersentwicklung viel Geld in die Hand und spricht vorsichtig von einer zweistelligen Millionen-Investition. Wie viel es letztlich werden muss, bleibt abzuwarten, der prognostizierte finanzielle Rahmen bietet viel Luft nach oben.

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