Osterode. Ein Investor aus Gaggenau entwickelt das Kasernengelände in Osterode am Harz. Zwei Wohnhäuser sind fertig, weitere sollen folgen.

Bautätigkeiten sind auf dem Gelände der ehemaligen Rommelkaserne in Osterode schon lange zu beobachten, Baufortschritte auch! Doch wie ist der Stand der Dinge wirklich?

Auf dem Weg zu Investor Helmut Roppelt aus Gaggenau, der baubegleitend in einem der fertiggestellten Häuser sein Quartier im ersten Stock bezogen hat, schlägt ein Hund hinter einer Wohnungstür an. Davor hängt seine Leine im Flur. Unten im Haus sind Handwerker zu Gange, gerade wird der Fahrstuhl eingebaut. Ein Mann kommt die breite Treppe hinauf und outet sich als Mieter. Ach, hier ist schon wer eingezogen? Allerdings!

Investor Helmut Roppelt.
Investor Helmut Roppelt. © FMN | Michael Paetzold

Er zeigt sich auskunftsfreudig und begeistert von seinem Domizil auf dem Gelände der Ex-Kaserne in Osterode. „Ich wohne schon eine Weile hier, es ist absolut super“, schwärmt er. Zwei der zahlreichen Kasernengebäude, die Jahrzehnte leer standen und immer wieder die Besitzer wechselten, sind inzwischen saniert, die 25 Wohnungen sind zwischen 40 und 120 Quadratmeter groß, weitgehend vermietet und zum Teil schon bezogen. Vermietungen laufen über den lokalen Makler Reich Immobilien.

Etwa fünf Millionen Euro hat die Fertigstellung der Gebäude mit 2.000 Quadratmeter Wohnfläche verschlungen, erzählt bei einem Kaffee Diplomingenieur Roppelt, dessen Sohn Markus der Eigentümer der Anlage ist. „Die Wohnungen sind auf dem neuesten technischen Stand“, erzählt Helmut Roppelt, ausgestattet mit Balkon, Fußbodenheizung, moderner Innendämmung, Heizung über zentrale Wärmepumpen und zum Teil barrierefrei für altersgerechtes Wohnen. Erhalten werden konnten die originalen Backsteinfassaden der Gebäude. Auf dem Dach erzeugen Sonnenkollektoren Energie, insgesamt 70 Prozent des Eigenbedarfs. Den Sonnenstrom kaufen dann die Mieter ein.

Wärmepumpen beheizen Kita und Krippe.
Wärmepumpen beheizen Kita und Krippe. © FMN | Michael Paetzold

Ehemalige Kaserne in Osterode: Bauarbeiten kommen gut voran

Es ist eine gute Nachricht für Osterode angesichts vieler „Baustellen“ in der Stadt: Die Arbeiten kommen bestens voran, und das trotz aller Probleme, die die Bauwirtschaft derzeit hat, trotz gestiegener Kosten für Baumaterialien. Das zeigt sich bei einem Rundgang. Insgesamt zehn Hektar umfasst das Areal mit 12 einstigen Kasernengebäuden.

Zwei sind fertig, für ein drittes liegt der Bauantrag bei der Stadt. „Angesichts der hohen Baukosten wollen wir die anderen erst nach und nach entwickeln“, so Roppelt, man müsse dabei auch den Bedarf an neuem Wohnraum im Blick behalten. Denn mit 9,50 Euro pro Quadratmeter kalt liege man über dem Osteroder Durchschnitt (6,29 Euro pro Quadratmeter), kein Mietpreis unbedingt für jeden Geldbeutel, auch wenn die Nebenkosten nach der intensiven Sanierung gering seien.

Innenarbeiten in der neuen Kita.
Innenarbeiten in der neuen Kita. © FMN | Michael Paetzold

Altes Osteroder Offizierskasino dient bald der Kinderbetreuung

Direkt gegenüber liegt das ehemalige Offizierskasino, ein imposanter kastenförmiger und weitläufiger Bau, vielen Osterodern bestens bekannt aus der Zeit, als noch die Bundeswehr stationiert war und die Honoratioren der Stadt dort empfangen wurden. Auf Hochtouren laufen auch hier die Arbeiten. Auf 2.000 Quadratmetern entstehen ein städtischer Kindergarten, drei Krippengruppen, zwei heilpädagogische Gruppen und zwei integrative Gruppen in Zusammenarbeit von Stadt und Lebenshilfe. Eröffnung soll im August 2024 sein.

Innenhof: Hier werden im nächste Jahr Kinder toben können.
Innenhof: Hier werden im nächste Jahr Kinder toben können. © FMN | Michael Paetzold

Der Innenausbau ist inzwischen weitgehend fertiggestellt, überall wird fleißig gewerkelt, Decken werden eingezogen, Wände werden verputzt, noch fehlen Innentüren und Innenausstattung, doch ein Ende ist in Sicht, gibt sich der Investor zuversichtlich. Draußen summen bereits drei Wärmepumpen, die die zahlreichen neu entstandenen Räume beheizen.

Projekt Rommelkaserne Osterode: Vertragsunterzeichnung im Mai 2022

„Dies ist ein Meilenstein eines besonderen Projektes“, hatten Bürgermeister Jens Augat und Uwe Dombeck, Geschäftsführer der Heilpädagogischen Einrichtung der Lebenshilfe gGmbH Herzberg im Mai 2022 bei der Unterzeichnung des Mietvertrages festgestellt, als eine absolute Win-win-Situation für alle Beteiligten. Man habe den Spatenstich für eine inklusivere Gesellschaft vollzogen.

Im Wohnhaus wird der Fahrstuhl installiert. 
Im Wohnhaus wird der Fahrstuhl installiert.  © FMN | Michael Paetzold

Der Bedarf an Betreuungsplätzen in Osterode ist weiter groß, trotz der fertiggestellten neuen Kita auf dem Röddenberg. Als tolles Konzept bezeichnet auch Roppelt das Vorhaben, bei dem rund 120 Plätze für Kinder unter einem Dach entstehen. Mit den zunächst vorgesehenen fünf Millionen für die Sanierung der großen Liegenschaft werde man angesichts gestiegener Baukosten allerdings nicht hinkommen, so seine Einschätzung.

Großes Bauprojekt in Osterode nutzt ein Energiekonzept der Zukunft

94.000 Quadratmeter umfasst das Gelände der ehemaligen Rommelkaserne. Lange blieb es nach Weggang der Bundeswehr 2003 ungenutzt, hatte mehrere Besitzer ohne Fortune. Die Anlage wechselte dann bei einer Zwangsversteigerung 2019 für 317.000 Euro erneut den Besitzer und geriet dann in ruhigeres Fahrwasser. Für den Diplomingenieur ist die Entwicklung des Areals eine Herausforderung, aber auch ein spannendes Projekt: „Wir setzen hier ein Energiekonzept der Zukunft um.“

Energie wird auf den Dächern selbst erzeugt und vor Ort verbraucht, die Häuser sind nach modernstem Standard gedämmt. Entstehen wird in der Nähe zudem eine sogenannte Agrophotovoltaikanlage, die Sonnenstrom gewinnt und gleichzeitig landwirtschaftliche Bewirtschaftung zulässt. Der Bauantrag liegt bei der Stadt. Vor dem ehemaligen Haupttor neben einer autarken Poststation, die von allen Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden kann, sind bereits zwei von insgesamt sechs Ladestationen für E-Autos installiert.

Neue Wohnungen sind entstanden.
Neue Wohnungen sind entstanden. © FMN | Michael Paetzold

Millionenschwere Investition in Osterode am Harz - Wie geht es weiter?

Bereut hat Helmut Roppelt sein millionenschweres Engagement in Osterode nicht. Er ist optimistisch, dass seine Planungen zügig umgesetzt werden können. In diesem Zusammenhang lobt er die Unterstützung der Verwaltung und den guten Austausch mit ihr.

Noch sieht es auf dem Gelände nach Baustelle aus, aber kommenden Sommer soll es schon an die Außengestaltung gehen. Für das derzeit noch ungenutzte und unsanierte Gebäude der einstigen Wache, eigentlich dem Entrée des Geländes, hat der Investor schon eine Idee. Auch das soll instand gesetzt werden. „Eine Backstation zur Versorgung der Mieter wäre perfekt“, meint er und hofft, spätestens nach Eröffnung der Kita einen lokalen Betreiber zu finden.

In die alte Wache soll einmal ein Backshop einziehen.
In die alte Wache soll einmal ein Backshop einziehen. © FMN | Michael Paetzold

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