Berlin. Die Pandemie hat unser Leben auf den Kopf gestellt – deshalb haben sich Verbraucher von einigen Verträgen besonders häufig getrennt.

Die Corona-Pandemie hat das Leben der Menschen in Deutschland einschneidend verändert. Der Alltag sieht nach bald einem Jahr mit erheblichen Einschränkungen anders aus. Das hat auch Folgen für die Wirtschaft: Von einigen Verträgen haben sich Verbraucherinnen und Verbraucher 2020 besonders häufig getrennt – an anderen haben sie dagegen lieber festgehalten.

Das zeigen Auswertungen der Kündigungsdienstleister Aboalarm und Volders für das vergangene Jahr. Eine Aboalarm-Auswertung von einer Million Kündigungen, die Verbraucher 2020 über die Plattform getätigt hatten und unserer Redaktion vorliegt, kommt zu dem Ergebnis: Vor allem Zeitkarten für den Nahverkehr und Mitgliedschaften für Fitnessstudios erschienen überdurchschnittlich oft überflüssig.

Am stärksten betroffen waren die öffentlichen Nahverkehrsbetriebe. Während viele Menschen ins Homeoffice wechselten, stieg die Zahl der Abokündigungen um 74 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einen besonders starken Anstieg mit Zuwächsen von 199, beziehungsweise sogar 240 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten registrierte Aboalarm im März und April während des ersten Lockdowns.

Fitnessstudios geschlossen – Kündigungen steigen rasant

Mitgliedschaften für Fitness- und Sonnenstudios wurden auf Jahressicht 16 Prozent häufiger beendet als 2019. Hier gab es mit einer Zunahme von 40 und 41 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten zwei Ausreißer in den Monaten April und Oktober. „Einschränkungen des öffentlichen Lebens, Schließungen von Sporteinrichtungen, Arbeit im Homeoffice, der Umstieg auf Auto oder Fahrrad für den Arbeitsweg: Corona war das beherrschende Thema 2020 und schlägt sich auch deutlich in den Trends unserer Kündigungszahlen nieder“, sagt Aboalarm-Geschäftsführer Thilo Knaupp.

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Die Zeit zu Hause verbrachten viele Menschen offenbar mit Lesen und am Bildschirm. So sanken die Kündigungszahlen für Zeitungen, Zeitschriften und Buch-Downloads bei Aboalarm 2020 um elf Prozent. Auch Verträge für Internet und Telefonie wurden zehn Prozent seltener Aufgelöst als im Vorjahr.

Bundesliga-Stopp trifft Pay-TV-Anbieter hart

Verträge für Kabelfernsehen, Video- und Musik-Streaming wurden 34 Prozent seltener gekündigt als 2019. Nur im Bereich Pay-TV um Sky und Co. habe es einen Anstieg um acht Prozent gegeben – so habe etwa der Bundesliga-Stopp im Frühjahr für mehr Kündigungen gesorgt.

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Zu etwas anderen Ergebnissen kommt der Dienstleister Volders, der für das vergangene Jahr 620.000 Kündigungen ausgewertet hat. Dieser sortiert Vertragsauflösungen nicht nach Branchen, sondern hat eine Top-10-Liste der am häufigsten betroffenen Unternehmen erstellt. Hier steht die Telekom mit zirka 31.000 Kündigungen an der Spitze. Vodafone und O2 folgen mit rund 28.000 und 23.000 Kündigungen auf Platz zwei und drei.

Finanzielle Gründe führen am häufigsten zur Kündigung

Bei Kündigungen im Bereich Telekommunikation hätten Verbraucher mit 21 bis 22 Prozent am häufigsten finanzielle Gründe angegeben. Das Preis-Leistungs-Verhältnis spielte in fünf bis sieben Prozent der Fälle eine Rolle. Verbraucherschützer fordern kürzere Abo-Laufzeiten.

Auf dem vierten Platz landete bei Volders die Fitnessstudiokette McFit (17.600 Kündigungen), gefolgt von Mobilcom-Debitel (16.400). Vier Prozent mehr Kündigungen verzeichnete der Dienstleister bei Abonnements für den Pay-TV-Anbieter Sky. Dieser landete mit 14.500 Vertragsbeendigungen auf Rand sechs. Zu Beginn der Corona-Pandemie hatten beide Anbieter besonders heftige Ausschläge registriert. (aky)