Alexa warnt vor abgelaufenen Lebensmitteln im Kühlschrank
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Von Heiner Schmidt
Elmshorn. Ein deutscher Professor entwickelt eine kostenlose Software für den Kühlschrank. Die App nutzt die Sprachsteuerung Alexa von Amazon.
Normalerweise beschäftigt sich Michael Skall an der Nordakademie im schleswig-holsteinischen Elmshorn damit, Studenten IT-Management nahezubringen. Eine schwierige Materie. Derzeit arbeitet der Wirtschaftsinformatik-Professor an einem eher lebensnahen Seminar: Arbeitstitel „Alexa und Co“.
Es wird um den sinnvollen Einsatz digitaler Assistenten in Firmen gehen. Für den Privatbereich hat sich Skall bereits damit beschäftigt und ein Programm geschrieben, das manchen Premium-Kühlschrank voller Elektronik überflüssig macht.
Daheim in der Küche nutzt Familie Skall den bereits mehr als 100 Millionen Mal verkauften Sprachassistenten Alexa des Online-Händlers Amazon. Der digitale Haushaltshelfer mit der sanften Frauenstimme kennt den Kühlschrankinhalt der Skalls bis hin zur letzten Senftube – und erzählt ihnen, welche Lebensmittel demnächst ihr Haltbarkeitsdatum überschreiten werden.
Besserer Überblick über Lebensmittel
Die Software namens „Mein Kühlschrank“ – IT-Experten nennen solche Programme für Sprachassistenten Skill – hat der Professor selbst geschrieben.
„Es hat mich schon immer gestört, dass wir den Inhalt des Kühlschranks nicht wirklich im Griff hatten. Es sind immer mal wieder Lebensmittel schlecht geworden“, sagt er. Die Skalls sind damit nicht allein.
Einer Studie der Universität Stuttgart zufolge werden in deutschen Haushalten pro Jahr etwa 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das sind 82 Kilo pro Kopf und Jahr. Nach Berechnungen der Wissenschaftler verschwendet jeder Bürger binnen zwölf Monaten Nahrungsmittel im Wert von 200 bis 260 Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zu viel gekocht, falsch gekauft oder gelagert und oft: abgelaufenes Haltbarkeitsdatum. Fünf Tipps zum nachhaltigen Konsum.
„Drei Liter Milch, haltbar bis 26. Januar.“
Zumindest das kommt bei den Skalls jetzt nicht mehr vor. Denn Alexa schlägt Alarm, wenn einer der Artikel dringend verbraucht werden sollte. Jedenfalls, wenn man sie danach fragt. Der Minilautsprecher mit Mikrofon, über die der Sprachassistent mit seinen Nutzern kommuniziert, liegt bei den Skalls auf dem Küchentresen.
Wenn der Hausherr vom Einkaufen kommt und den Kühlschrank einräumt, sagt er zu dem Gerät Sätze wie: „Drei Liter Milch, haltbar bis 26. Januar.“ Oder: „Harzer Roller, haltbar bis 1. November.“
Alexa merkt sich das. Nimmt Skall etwas aus dem Kühlschrank, sagt er Alexa ebenfalls Bescheid. Sie kann dann auf Zuruf erzählen, was vorhanden ist und welche der Artikel in den nächsten Tagen das Haltbarkeitsdatum überschreiten.
Hausgeräte-Hersteller sind auch aufgesprungen
„Im Grunde ist es eine Bestandsverwaltung, wie es sie in jedem Unternehmen gibt“, sagt Skall. Für Lebensmittel in privaten Haushalten offenbar bislang aber nicht. „Ich habe lange danach gesucht, aber nichts gefunden. Und das, obwohl in Deutschland pro Jahr Lebensmittel im Wert von 185 Milliarden Euro verkauft werden“, sagt er.
Hausgeräte-Hersteller wie Samsung und LG haben das Thema auch schon entdeckt. Ihre mehrere Tausend Euro teuren Premiummodelle sind mit Sprachassistenten ausgestattet, teils mit großen Touchscreens, die auf Wunsch transparent werden und einen Blick ins Innere des Geräts erlauben. Oder mit Kameras auf jeder Kühlebene, deren Bilder sich per Smartphone abrufen lassen.
1700 App-Downloads
Im Haushalt des 62-jährigen Professors ist der digitale Alltagshelfer seit mehreren Monaten im Einsatz. Wer es ihm nachmachen will, benötigt ein Gerät, auf dem Alexa läuft – zum Beispiel Echodot. Dann muss man das Programm „Mein Kühlschrank“ installieren – und los geht’s.
Die kostenlose Software sei bereits 1700-mal heruntergeladen worden, sagt Skall. In Tutorial-Filmen auf Youtube erklärt er, wie das System funktioniert. „Über die Resonanz bin ich erstaunt“, sagt er. „Wenn zehn Prozent die Software tatsächlich nutzen, bin ich schon sehr zufrieden.“ Ihn koste die Erfassung eines größeren Einkaufs mit Alexa „drei bis fünf Minuten. Mir macht das Spaß.“ Aber: „Man muss das wollen und sich darauf einlassen.“
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Arbeit an nächster Version läuft
Was aber ist mit dem Datenschutz? Die Sprachbefehle an die Assistenten werden an Cloud-Server übertragen. Experten mahnen zur Vorsicht. „Als Verbraucher sollte man nicht jedes Produkt blind installieren“, warnte unlängst Thomas Bendig vom deutschen Fraunhofer-Verbund für Kommunikationstechnologie. Skall hat da keine Bedenken. „Nutzer können die Sprachbefehle eigenständig löschen“, sagt er.
Die Arbeit an der nächsten Software-Version läuft bereits. Derzeit kann Alexa mit Begriffen für etwa 800 unterschiedliche Lebensmittel etwas anfangen. Künftig sollen es um die 1600 sein. Und schon jetzt lassen sich auch Mindestbestände in der Kühlschrank-App definieren. Dann sagt der Sprachassistent Bescheid, welche Lebensmittel bald nachgekauft werden sollten.
Skall denkt bereits weiter und über eine Vernetzung seiner Software etwa mit Rezept-Programmen nach. „Dann könnte Alexa Vorschläge machen, welches Gericht sich aus den Produkten im Kühlschrank kochen lässt.“