Wolfsburg. VW kommt bei der Umrüstung der manipulierten Dieselautos nur schleppend voran. Nun übt der Konzern Druck auf Kunden aus.

Bisher wurden in Deutschland erst 240.000 der mehr als 2,5 Millionen betroffenen Autos umgerüstet. Das ist erst jedes zehnte Fahrzeug. Demnach müssen noch etwa 2,3 Millionen Fahrzeuge in die Werkstatt.

Das geht aus einer unserer Zeitung vorliegenden Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor. Die Antwort stammt vom 11. Oktober. Die Zahl der umgerüsteten Fahrzeuge mag nun etwas höher liegen, ein VW-Sprecher bestätigte die Zahlen aber.

Eigentlich wollte VW die Umrüstungen für alle in Europa betroffenen Autos noch in diesem Jahr weitgehend beenden. Stephan Kühn, der Verkehrsexperte der Grünen im Bundestag, hält dies angesichts der Zahlen für eine „Illusion“. Die betroffenen Autos von VW würden weiter die Luftqualität in Städten belasten. „Das geht massiv zulasten der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger“, sagte Kühn.

Allerdings muss eingeschränkt werden, dass das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) noch nicht die Freigabe für alle Modelle erteilt hat. Die erste Freigabe für einen Teil der 2-Liter-Modelle erfolgte Ende Januar. Die anderen Modelle folgten. Die 2-Liter-Modelle bilden die große Mehrheit der betroffenen Autos. Im August erfolgte die Freigabe für 1,2-Liter-Motoren, die für 1,6-Liter- Motoren erwartet VW sehr bald. Ein Sprecher sagte: „Die Umrüstung läuft jetzt richtig an.“

Offenbar geht dies VW selbst nicht schnell genug. Der Konzern verschickt derzeit Briefe an Kunden, um Druck auszuüben. Darin behauptet der Konzern, dass die Tüv-Plakette ohne Umrüstung nicht erteilt werde. Zudem drohe die Stilllegung des Fahrzeugs. Letzteres hatte das KBA bereits bestätigt. Nun verwies das KBA auf das Bundesverkehrsministerium, das trotz mehrmaliger Anfrage nicht antwortete. Der Tüv zeigte sich überrascht. Die Umrüstung sei gar nicht Teil der Hauptuntersuchung.